Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Wie viele Brote habt ihr?

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Frauen aus Chile haben für den Weltgebetstag 2011 das Motto „Wie viele Brote habt ihr?“ ausgegeben. Am vergangenen Freitag feierten in über 170 Ländern weltweit Frauen, Männer und Kinder dazu einen ökumenischen Gottesdienst. Der Katholische Frauenbund Ensdorf hatte dazu die Frauenbünde aus Ebermannsdorf, Theuern, Rieden, Vilshofen und Schmidmühlen in den Wittelsbachersaal geladen, der bis zum letzten Platz gefüllt war.

Im südamerikanischen Chile leben Menschen verschiedener Kulturen und Sprachen und teilen sich den 4300 Kilometer langen schmalen Streifen und halten den Reichtum an Sprachen und Kulturen lebendig. Ihr wichtigstes Nahrungsmittel ist das Brot, das bei keinem Essen fehlen darf, und das in Gastfreundschaft mit jedem geteilt wird. „Wenn wir aber Brot miteinander teilen, ist dies ein Zeichen von Solidarität und Hoffnung in Christus“, hieß es in dem ökumenischen Gottesdienst.

In Wort und Bild wurde das Land mit seiner überwältigenden landschaftlicher Schönheit mit fruchtbaren Böden und reichen Wäldern, aber auch ungleicher Verteilung der Güter und der wachsenden materiellen Gier vorgestellt. „Die Frage Jesu ‚Wie viele Brote habt ihr?’ richtet sich heute an uns: Alle Menschen dieser Erde sollen menschenwürdig und gut miteinander leben können“, wurde festgestellt.

Chile wurde 2010 von einem starken Erdbeben, verbunden mit einer Flutwelle heimgesucht. Zahlreiche Tote und Verletzte und über zwei Millionen Obdachlose waren die Folge. Dabei traten auch Risse und Spannungen in der Gesellschaft deutlich hervor. Zwischen Reichen und der wachsenden Anzahl derer, die um das tägliche Überleben kämpfen müssen. Es gibt auch Hoffnung. Durch die Geschichte Chiles hindurch gab es immer wieder Menschen, die sich immer wieder für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eingesetzt haben, selbst in der Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet (1973 bis 1990). „Menschen waren unter schwierigsten Bedingungen gastfreundlich und haben sich gegenseitig unterstützt. Von diesen Erfahrungen können wir auch heute lernen.“

In Wort, Gebet und Liedern wurde gedankt, Schuld bekannt, um Vergebung, Erbarmen und Zuwendung gebeten. Aus dem Markus-Evangelium wurde die Geschichte vom gesegneten Teilen vorgelesen. „Manche haben viele Brote, haben aber kein Interesse daran, sie mit denjenigen zu teilen, die keine haben. Manche haben viele Brote, haben aber noch keinen Weg gefunden, sie mit anderen zu teilen. Manche haben kein anderes Brot als die alten Kanten, die andere in den Müll geworfen haben. Und viele haben kaum Brot und teilen es trotzdem“, wurde nachdenklich erkannt. „Die Vorzüge, die die Globalisierung für ein paar Wenige bringt, haben Gier geweckt bei denen, die über große wirtschaftliche Macht verfügen. Sie betrachten unser Land Chile als Investitionsmöglichkeit, die ihnen enorme Profite verschafft. Waren und Land werden an die Meistbietenden verkauft, die dann ihre Bedingungen diktieren. Die Ausbeutung von Naturressourcen, die den Reichtum unseres Landes ausmachen, liegt in den Händen ausländischer Konzerne. Materielle Güter sind für viele Männer und Frauen zum höchsten Lebensziel geworden. Wenn sie dafür Prinzipien und Werte missachten, fügen sie ihren Brüdern und Schwestern schlimmen Schaden zu“, erkennen Frauen in Chile. Gebetet wurde: „Gott, hilf uns, unsere Verantwortung besser wahrzunehmen: für die Hungernden zu sorgen und diejenigen zu unterstützen, die für Gerechtigkeit und Frieden arbeiten.“

„Gott bietet der Welt überfließende Fülle. Jesus Christus lädt uns an einen gemeinsamen Tisch ein, an dem genug Brot für alle ist. Anschließend wurden Brote geteilt. Wir teilen aber auch unsere Freuden und Sorgen, unsere Träume und Hoffnungen. Zusammen beten wir mit der Welt in einem gemeinschaftlichen Gefühl von Vertrauen, Geschwisterlichkeit und Liebe“, betonte eine Sprecherin. Mit der Kollekte setzten die Frauen ein Zeichen dafür, dass wir in einer Welt leben, unsere Sorgen teilen, füreinander einstehen und versuchen, auch unsere materiellen Güter miteinander zu teilen.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst saßen die Frauen bei Wein und Tee zusammen. Die Damen des Katholischen Frauenbundes Ensdorf hatten dazu Spezialitäten mit Rezepten aus Chile zubereitet: Schoko-Pekannuss-Brownies mit Chili (Bizochitos des chocolate y nuesces con chile), die das gewisse Etwas haben, einen Hauch von Chili, der die Geschmacksknospen nur leicht reizt, sie aber nicht lahm legt. Schon Maya und Azteken nannten ihre Chili-Schokoladen-Michung die „Speise der Götter“. Außerdem Avocadocreme (Guacamole), Kartoffelbrot mit Pinienkernen (Chapalele chileno) sowie als klassischen Dip zum Brot Salsa Picante.