Wer die Bibel nicht kennt, kennt Christus nicht
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Gelungen war der Beitrag des Offenen Treff der Pfarrei Ensdorf. Die Kinder stellten den Psalm 91 schöpferisch dar. Sie versuchten sich nämlich auf ihre ganz spontane Art und Weise an einem Licht- und Schattenspiel für unsere aktuelle Gegenwart. Sie brachten einzelne Aussagen dieses Psalm-Liedes aus der vergangenen Welt der Bibel im Alten Testament direkt unserer heutigen modernen Erfahrungswelt nahe. Inge Roidl und Petra Schimmelpfennig als Leiterinnen des regelmäßigen Jugendtreffs der Pfarrei im Bildungshaus des Klosters setzten dieses biblische Erlebnis auf eindrucksvolle Weise um, so dass die über 50 Teilnehmer bei dieser Bibelnacht sehr angetan waren.
Im Mittelpunkt dieses geistlichen Abends standen aber jeweils die Bibelstellen, die einzelne für sich ganz persönlich als sehr sympathisch entdeckt hatten. Die Arche Noah als freundlicher Hinweis zur Mitgestaltung der göttlichen Schöpfung, die bekannte Geschichte vom verlorenen Sohn, der heute eventuell als Drogenabhängiger von seinen Eltern vorbehaltlos wieder aufgenommen würde, die Erzählung von der wunderbaren Speisung der 5000 durch Jesu Machtwort als Einladung zum christlichen Teilen miteinander und als Kritik am heutigen menschenverachtenden modernen Kapitalismus oder die Erinnerung an das biblische Buch Kohelet, worin deutlich zu hören ist „Es gibt für alles eine Zeit, für den Frieden, aber auch für einen gesunden Streit“ – all das waren bemerkenswerte Worte aus der Bibel, die für diese ganze Bibelnacht im Kloster Ensdorf sehr gut gepasst haben.
In der Form eines kurzen Film-Video-Beitrages kam sogar unser Landrat Richard Reisinger zu seiner Lieblings-Bibelstelle, als er ausführte: „Es kommt auf meine Tagesform an. Zurzeit bedeutet mir das Magnificat Mariens sehr viel. Denn schon von Amtswegen bin ich ja zur notwendigen Demut angehalten, wenn ich so intensiv höre: die Mächtigen stürzt er vom Throne“. Ein Filmausschnitt aus dem berühmten Zefirelli-Jesus-Films zeigte auf großer Video-Leinwand die nicht-alltägliche Szene, in der der römische Hauptmann Jesus um die Heilung seines Knechtes bittet. Mit denselben Worten, die in jedem Sonntagsgottesdienst zu hören sind: „Herr, ich bin doch nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach“. Die liebste Bibelstelle von Pater Alfred Lindner, der den Bibelkreis Ensdorf leitet und auch zur dritten Ensdorfer Bibelnacht eingeladen hatte, ist der Aufruf Jesu zur Nächstenliebe und lautet: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Zur Untermalung dieser biblischen Gefühle wurde dann – nicht nur für junge Leute - der bekannte Song „Himmel auf“ von der deutschen Popgruppe Silbermond eingespielt, in dem es so bezeichnend um ähnliche Erfahrungen, ja sehnlichste Wünsche geht, wenn es dort direkt heißt: „Gibt es da draußen nicht irgendwo ein bisschen Glück? Wann reißt der Himmel auf, auch für mich, auch für mich“? Gemeinsam gesungen wurden auch Neue Geistliche Lieder wie: „Komm herab du Heilige Geist“, „Herr, die gutes Wort ist der Same, der bleibt“ und „Herr, wir bitten, komm und sehne uns“, stimmungsvoll begleitet von Gaby auf der Gitarre.
Diese dritte Bibelnacht hatte einen sehr schönen musikalischen Rahmen. Theresa Staufer verstand es, durch ihr Spiel auf der Querflöte immer wieder eine sehr besinnliche Atmosphäre zu erzeugen, um die vielen verschiedenen biblischen Eindrücke für sich selber ganz trefflich aufnehmen zu können.
Die Bibelnacht endete mit einer gemütlichen „biblischen Brotzeit“; denn das würzige Bibelbrot der Bäckerei Kredler aus Gebenbach wird schon seit Jahren tatsächlich „original nach Rezepten aus Israel“ hergestellt. Dazu gab es u.a. Ensdorfer Klosterhonig als Aufstrich, für Erwachsene Bibel-Met-Wein. Die Ensdorfer Bibelnacht jedenfalls machte klar, wofür Papst Franziskus nie müde wird zu betonen - für alle Christen, nicht nur für Katholiken: „Wer die Bibel nicht kennt, kennt Christus nicht!“.