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„Weltgewandt und himmelwärts“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Bis 1967 war das Kloster Ensdorf das Noviziat der Salesianer Don Boscos. Aus dieser Zeit kommt die Tradition, dass zu Mariä Himmelfahrt die Ordensgelübde abgelegt wurden. Auch heuer kamen am Sonntag damalige Novizen nach Ensdorf, um verschiedene Jubiläen zu begehen und das Professgelübde feierlich zu erneuern.

Zwölf Patres, darunter Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein, zelebrierten zusammen mit Provinzial Pater Josef Grünner in der Hauskapelle des Klosters einen feierlichen Gottesdienst, den Pater Johannes Schreml am Keyboard musikalisch umrahmte. Der Provinzial stellte seine Predigt unter das Motto des „Jahres der Orden“, den Papst Franziskus für das Jahr 2015 ausgerufen hat: „weltgewandt und himmelwärts“. Dies sei, so der Provinzial der deutschen Provinz der Salesianer don Boscos,  ein treffendes Motto, das Selbstverständnis und Aufgabe der Ordensleute gut charakterisiere, zeige die Richtungen auf, die Ordensleute im Blick haben  müssen, wenn sie den Weg Jesu gehen wollen. „Den Blick weg von sich selbst einerseits auf die Mitmenschen, die uns anvertraute Schöpfung, ja die ganze Welt hin, andererseits den Blick nach oben auf Gott hin, der Ausgangspunkt und Ziel unseres Lebens ist.“

In der Feier wurde den Jubilaren dafür gedankt, dass sie sich vor vielen Jahren für diese Lebensform entschieden haben und „weltgewandt und himmelwärts“ über Jahrzehnte diesen Weg gegangen sind, in ihrer Lebensweise Zeugnis für Gott und seine Botschaft gegeben, sich mit ihren Gaben für die Mitmenschen, besonders auch für die jungen Menschen, eingesetzt haben.  

Das Leben in im Kloster, in einer Ordensgemeinschaft, sei nicht weltfremd und weltfern, betonte der Provinzial. Es sei keine Weltflucht, sondern das bewusste Ja zur Welt, wie sie ist, die Gott geschaffen und uns als Lebensort gegeben habe. „Als Ordenschristen wissen wir uns besonders mitverantwortlich  für diese Welt, in der Gutes und Böses nebeneinander existieren. Weltgewandt leben heißt, den Menschen zugewandt sein, mit ihnen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst teilen, den Mitmenschen nahe sein und besonders denen in Not zu helfen, ohne Unterschied von Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion usw. , sich selbstlos um die Armen, Kranken, Notleidenden zu kümmern. Uns Salesianern ist unser ‚Kloster’ die Welt der Jugendlichen in Not. Daher dürfen wir uns nicht schonen und keine Zeit für unsere eigenen Belange oder für den Rückzug in unsere Eigeninteressen verwenden. Den ausgegrenzten Jugendlichen zu begegnen, verlangt aber auch Mut, Reife und viel Gebet.“

„Himmelwärts“ richte unseren Blick über unsere jetzige Welt hinaus in eine Zukunft, die von Christus verheißen wurde. Es gehe hier um die Wirklichkeit, die nur im Glauben erfassbar ist, das ewige Leben bei Gott im Himmel. „Himmelwärts leben bedeutet, dass wir zwar in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt sind, dass wir unsere bleibende Heimat im Himmel haben und daraufhin unser Leben ausrichten. Die Ordenschristen sind dazu berufen, diese Zielrichtung im Leben durch ihre alternative Lebensweise in Erinnerung zu halten. Wir sollen zeichenhaft deutlich machen, dass man gut daran tut, über den Alltag hinaus zu denken und den Blick nach oben zu richten, auf Jesus Christus. Ordenschristen wollen mit ihrer Lebensform einladen, nicht auf Macht und Einfluss, Geld und Güter, Konsum und Erleben zu setzen, sondern auf Mitmenschlichkeit und Liebe, auf Solidarität und Gerechtigkeit, auf Vergebung und Barmherzigkeit, auf ein Zusammenleben in Freiheit und Frieden, auf eine Welt, in der Platz ist auch für die Kranken und Schwachen, die Kinder wie die Alten, für die erfolgreichen wie für die, die es schwer haben“, erläuterte Provinzial Pater Josef Grünner in seiner Festpredigt.