Wally Dechant feierte 70. Geburtstag
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Nach einem von Gerhard Tschaffon musikalisch umrahmten und von Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein in der Klosterkapelle zelebrierten feierlichen Dankgottesdienst spielte eine Bläsergruppe aus Sulzbach die Gäste zum „Vilsthaler Hof“. Dort warteten die Sänger des Männergesangvereins Liederkranz Rieden, deren Mitglied Wally Dechant seit über 30 Jahren ist, beim Sektempfang mit einem Ständchen auf. Während des ganzen Abends spielte „Swing Time“ aus Amberg. Nach einem guten Essen sorgte „Ratschkathl“ Gerlinde Kellner mit deftigen Sprüchen für Unterhaltung. Reinhard Ott überreichte eine Originalzeitung ihres Geburtstages und hielt die Laudatio auf „die Wally“.
Wally Dechant wurde als einziges Kind der Eheleute Georg und Walburga Altmann am 28. Oktober 1941 in Amberg geboren. In den Folgejahren wuchs sie in der Schwandorfer Straße in Ensdorf auf, wurde 1947 in die Ensdorfer Mädchenschule (heute Kindergarten) eingeschult. Im selben Jahr kehrte Vater Georg aus der Kriegsgefangenschaft in Russland heim und die Familie eröffnete eine Sammel- und Ankaufstelle von Waldfrüchten, wobei die Wally von Anfang an ihre Fähigkeiten als Kauffrau zeigen und häufig selbständig den Ankauf erledigen musste. Nach nur sieben Jahren wurde sie 1954 mit Abschluss aus der Volksschule entlassen.
Von 1954 bis 1957 absolvierte sie eine Lehrzeit im Bayerischen Hof in Amberg und wurde zur Hotelfachfrau ausgebildet. Von 1958 bis 1961 war sie Verkäuferin in den Kantinen der Bundeswehr (Leopold- und Schweppermannkaserne), 1961 und 1962 in einer Metzgerei und Gastronomie in Kallmünz. Dort lernte sie ihren Ehemann Michael Dechant kennen und heiratete ihn 1962, übernahm die elterliche Landwirtschaft. 1964 wurde Sohn Michael und 1966 Tochter Josefine geboren, 1971 kam Tochter Sieglinde zur Welt. Heute sind neben den jeweiligen Ehepartnern schon vier Enkelkinder hinzugekommen. 1973 verstarb Mutter Walburga, 1988 Vater Georg.
Neben Landwirtschaft und dem Waldfrüchtehandel hob Wally Dechant 1975 mit ihrem 1. Weinfest ein „neues Kind“ aus der Taufe, das sich in den folgenden 20 Jahren zu einer Institution in Ensdorf entwickelte. Weinhandel und Weinfahrten folgten. 1978 kaufte sie den Bauernhof „Zur Schön“, 1983 stieg sie in Nordrhein-Westfalen die Wasserkraft ein. Im selben Jahr wurde das Richtfest des „Vilsthaler Hofes“ gefeiert, der schließlich nach viel Mühen 1990 eröffnet wurde. 1995 folgte der Umbau zum heutigen Hotelbetrieb. Von Anfang an war der „Vilsthaler Hof“ eine Bereicherung der Ensdorfer Gastronomie. Aus der ganzen Welt konnte Wally inzwischen Gäste begrüßen – nicht zuletzt wegen ihrer ausgezeichneten Küche. Der „ Vilsthaler Hof“ wurde nach ihren eigenen Worten „mein Lebenswerk“. „Ich bin Wirtin und Köchin mit Leib und Seele“, sagt sie selbst.
Im November 2010 beendete ein Zusammenbruch am Herd mit einem Herzstillstand und dreimonatigem Koma diesen Lebensabschnitt. „Ich war regelrecht zweimal tot“, erzählt Wally Dechant. Mittlerweile ist sie geistig wieder voll da, muss aber zweimal wöchentlich eine Reha-Einrichtung besuchen und weiterhin noch pausieren. Ihren Humor hat sie nicht verloren. Und: sie will „unbedingt“ ihren „Vilstaler Hof“ wieder eröffnen – wann das aber sein wird, steht noch nicht fest. „Meine Gesundheit hat jetzt Vorrang!“