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Volkstrauertag 2016

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Reservisten bildeten beim Volkstrauertag die Ehrenabordnungen an den Kriegerdenkmälern in Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach. Im Kirchenvorhof in Ensdorf flankierten sie die Fahnenabordnungen des Krieger- und Reservistenvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf. Die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller intonierte zur Gedenkfeier „Ich bete an die Macht der Liebe“.

Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf gedachten – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach –  Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen nicht nur der beiden Weltkriege und des nationalsozialistischen Regimes, sondern auch von Terrorismus und Bürgerkriegen in aller Welt, nicht zuletzt der in Auslandseinsätzen gefallenen deutschen Soldaten.

„Wir gedenken am Volkstrauertag der vielen Millionen Toten der letzten Kriege auf allen Kriegsschauplätzen der Welt, der vielen Angehörigen und der durch Kriege Geschädigten, erklärte Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Jesus sagt, dass wir mitbauen sollen an einem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Wo wir Gott ausklammern, wird weder Gerechtigkeit noch Frieden, vielmehr Chaos, Gewalt, Terror und Krieg herrschen.“ Dann wurde für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt und deren Hinterbliebenen gebetet; für den Frieden und ein gutes Klima in allen Lebensbereichen, in Stadt und Land, in Schulen und Betrieben, in der Kirche, unserer Nachbarschaft und unseren Familien. „Gib, dass wir uns nicht abfinden mit den Kriegen in dieser Welt. Hilf uns, Zeichen der Hoffnung zu setzen durch Taten der Liebe. Lehre uns, einander das Leben zu gönnen und Frieden zu machen“, schloss der Geistliche.    

Bevor Bürgermeister Markus Dollacker seine Gedenkansprache zum Volkstrauertag hielt, spielte die Blaskapelle „Über den Sternen“. 

Dieser erinnerte an den 1. Weltkrieg, bei dem vor 100 Jahren an der Westfront in der Somme-Schlacht insgesamt 1,2 Millionen Menschen ihr junges Leben lassen mussten und am Ende nichts gewonnen worden war. Hundert Jahre später seien an gleicher Stelle Menschen vieler Nationen zusammengekommen, um an diese Schlacht zu erinnern, ihre Toten und die daraus entstehende Mahnung zu erinnern. „Die wichtigste Lehre aus diesem menschenverachtenden Krieg ist sicherlich, die europäische Zusammenarbeit nicht nur zu fordern, sondern sie auch zu leben und zu festigen“, betonte der Bürgermeister. „Die Gründung der Europäischen Union ist eine direkte Antwort auf die verheerenden Kriege des 20. Jahrhunderts. Auch nach einem Austritt aus der EU, werden die Briten sich weiterhin für Frieden und Demokratie einsetzen“, ist Dollacker überzeugt. Die Europäische Gemeinschaft müsse aber mehr werden als nur eine Wirtschaftsvereinigung. Gerne würden wir die EU als Sündenbock für seltsam wirkende Verordnungen, verfehlte Subventionspolitik, die Ignoranz von regionalen Identitäten nutzen oder einfach dafür, weil es uns gerade nicht so gut geht.

„Dabei übersehen wir aber die weitaus bedeutenderen Eigenschaften der EU. Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 an die EU wurden wir erinnert, dass es noch nie eine Epoche in Europa gab, die so lange mit Frieden beschenkt war, wie die unsere. Das ist ein großes Verdienst der Europäischen Gemeinschaft“, so Bürgermeister Dollacker. Schon alleine deshalb müsse es gelingen, diese Gemeinschaft zu stärken und über die wirtschaftlichen Verbindungen hinaus einen gemeinsamen europäischen Weg zu finden. „Jede Partei und jede Person, die sich leichtfertig gegen die EU stellt, öffnet ein Stück das Tor zum Unfrieden und zum Krieg. Nicht die Ablehnung der Europäischen Gemeinschaft ist der richtige Weg, sondern die positive Entwicklung unserer großartigen Gemeinschaft.“

Aufgaben gebe es genug. Ob in der Flüchtlingsfrage, in der wirtschaftlichen Rezession oder bei der Währung. „Es geht nur gemeinsam. Nur durch Klugheit und Großmut können wir Kriege verhindern. Frieden zu schließen und zu erhalten erfordert aber viel Kraft und Besonnenheit“, erklärte Dollacker weiter. „Wir sind verantwortlich, unsere Generation, jeder an seinem Platz! Lassen wir nicht zu, dass soziale Probleme oder nur gesellschaftlicher Neid erneut die Vorwände liefern zum Angriff gegen Menschen, die anders sind oder anders denken“, forderte er auf. „Diesmal werden wir es sein, denen eine neue Generation die Frage stellt: Wir konntet ihr das zulassen?!“ Der Schluss seiner Gedenkrede: „Ich wünsche uns, dass der Volkstrauertag zu einem Volksfriedenstag wird. Ehren wir alle Verstorbenen und versprechen wir der nächsten Generation, dass wir alles tun werden, damit kein Krieg mehr ausbricht!“ 

Zu „Ich hatt’ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen und Bürgermeister Markus Dollacker legte mit dem Vorsitzenden des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf, Erich Bram, „im Gedenken aller Verstorbenen und Opfer der Kriege“ am Ehrenmal einen Kranz nieder, während Josef Hammer Ehrensalut schoss und die Kirchenglocken läuteten. Mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied endete die würdige Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Ensdorf.