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Vilstal-Gemeinden machen gemeinsam Programm

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Beim bereits sechsten Abend „VilsKultur“ war am Dienstag der große Saal des Kultur-Schlosses Theuern trotz großer Fußballkonkurrenz gut besetzt. Viele Facetten kulturellen Lebens in einem kontrastreichen Programm aus Musik, Geschichte und Umwelt zeigten Mitwirkende der Gemeinden am Mittellauf der Vils: Kümmersbruck, Ebermannsdorf und Ensdorf.

Museumsdirektor Michael Ritz  begrüßte die Bürgermeister Richard Gaßner (Kümmersbruck), Josef Gilch (Ebermannsdorf) und Markus Dollacker (Ensdorf) sowie die „kulturinteressierten Besucher“ und dankte dem „sehr aktiven Team VilsKultur“ mit Christine Schormüller (Ebermannsdorf), Isabel Lautenschlager (Ensdorf) und Volker Weymayr (Kümmersbruck).

„Mit Musik fängt alles an. Und so beginnen wir auch diesen Abend“, erklärte Heimatpflegerin Christine Schormüller. Das Jugendorchester der Knappschaftskapelle Amberg unter der jungen  Ebermannsdorferin Katharina Sütterlin, die das Orchester seit fünf Jahren leitet, spielte frisch und schmissig gekonnt ein Medley von ABBA, dann den flotten Swing „Rimballzello“ von Max Lehmann und „Erinnerung an Zirkus Renz“ von Gustav Peter, wobei Xylophon-Solistin Katharina Donhauser brillierte. Zum Schluss das „Steigerlied“, ein altes Bergmann-Volkslied, das für alle Bergbauregionen den Charakter einer Hymne hat. Mit „Glück auf!“ beginnt und endet es. Das Publikum spendete lang anhaltendem Beifall.

Auf einem virtuellen Spaziergang führten Christine Schormüller und Volker Weymayr: Dem „Luxemburger Wanderweg“ zwischen Kümmersbruck und Ebermannsdorf, einer Schleifedes Erzweges. Auf dem 2009 eröffneten idyllischen Wanderweg vom Haidweiher über Penkhof nach Ebermannsdorf, einem interkommunalen Projekt der Gemeinden, wird auf sieben Tafeln über Bergbaugeschichte und vieles mehr informiert. Die „Deutsch-Luxemburger Aktiengesellschaft“ baute hier von 1913 bis 1940 Eisenerz ab. Zeugnisse  des ehemaligen Bergbaus sind entlang der Wegstrecke noch zu sehen. Die Traditionsfahne der Bergleute war zu bestaunen. Bruno Martin und Wolfgang Kellner trugen das „Bergmannslied der Haidweiherer Luxemburger“ des Knappenverein Haidweiher vor. In der Pause bewirtete der Historische Verein Ebermannsdorf die Besucher mit Schmankerln und Getränken.

Isabel Lautenschlager vom Heimat- und Kulturverein Ensdorf stellte Rektor Siegfried Seeliger und die Umweltarbeitsgemeinschaft von Lehrerin Martina Seeliger der mehrfach ausgezeichneten Mittelschule Ensdorf vor. Sieben Schülerinnen und ein Schüler stellten in einer Power-Point-Präsentation ihre zahlreichen Projekte zur zeitgenössischen Energiegewinnung und Energiewende vor. Photovoltaik-Anlage, Elektrotankstelle, Bau von E-Bikes, Klein-Windkraftanlage, mobile 230-V-PV-Anlage. Darüber hinaus werden die Erzeugnisse des Schulgartens genutzt, wird auf gesunde Ernährung geachtet, wurden Fledermauskästen und Nistkästen für Meisen gebaut, werden aus Naturmaterialen Dekorationsgegenstände gebastelt. „Die ‚EnergieWende-zeig uns wie’s geht’ können wir nur begreifen, wenn wir auch wissen, wie man aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse Strom gewinnt“, erklärten Nadina Piller und Quirin Mehrl. Rektor Siegfried Seeliger betonte, dass „Umweltbildung ist Bildung mit Herz, Hirn und Hand“. „Wir beschäftigen uns seit fünf Jahren ganzjährig und nicht in einzelnen Tagen oder Wochen damit. Umwelt und Gesundheit ist an unserer Mittelschule Ensdorf Prinzip und wir leben das auch. Dadurch erhalten die Schüler mehr Selbst-, Sach- Sozial-, Umwelt- und Gesundheitskompetenz, Lebenskompetenz eben. Wir geben ihnen damit viel mit, das sie in der Lebenspraxis brauchen.“ Seit drei Jahren ist die Mittelschule Ensdorf Umweltschule, gesunde Umweltschule, denn „Umwelt und Gesundheit sind nicht zu trennen“. Aktuell wurde auch ein „Netzwerk Umweltbildung “ mit den Grundschulen Ebermannsdorf, Rieden und Schmidmühlen geknüpft. „Wenn viele kleine Leute, die viele kleine Dinge in vielen kleinen Orten machen, bewegen wir viel!“ ermunterte  Rektor Siegfried Seeliger.

Musik vom Feinsten gab es auch zum Abschluss des 6. „VilsKultur-Abends“: Ludmilla Portnova (Klavier) und Vadim Vasilkov (Schlagwerk)  spielten bravourös Melodien aus dem Jahr 1913: „Bayerische G’schichten“ von Willy Richartz, ein Charakterstück von Richard Eilenberg, „Maiblümchen“ von Hermann Wenzel und die Ohrwürmer „Zigeuenerliebe“ von Franz Lehar, einen Czardazc von Vittorio Monti und einen Galopp von Carl Böhm. Nach einem Bayerischen Tanzvon Edgar Elgan wollte der Applaus schier nicht enden.

„VilsKultur“ bietet Kultur aus den Gemeinden und von den Vereinen für alle Bürger und Gäste im Unteren Vilstal und aus dem ganzen Landkreis. Dabei haben sich die Beteiligten entschieden, den Begriff „Kultur“ weit zu fassen: Das heißt, aus der eigenen Mitte heraus Kultur zu schaffen, mit ortsansässigen Künstlern, Musikern und Vereinen. An „VilsKultur“ beteiligen sich Ebermannsdorf, Ensdorf und Kümmersbruck sowie KulturSchloss Theuern Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern. Als Logo wählten sie sich die Libelle „Grüne Keiljungfer“ (Ophiogomphus cecilia), eine seltene, sehr bedrohte Libellenart, die an der Vils noch zu finden ist. Seit 2007 arbeiten die drei Gemeinden Ebermannsdorf, Ensdorf und Kümmersbruck unter diesem Zeichen interkommunal zusammen.