Viertes Juradistl-Landschaftskino eingeweiht
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Ein Kino, das keine Leinwand braucht, weil der Film die Landschaft ist; eine Kino, bei dem nie der gleiche Film läuft, weil es in der Natur immer etwas Neues zu entdecken gibt; ein Kino, das immer geöffnet ist, weil es in der freien Landschaft steht – das ist die Idee der vier Juradistl-Landschaftskinos“, erklärte Dipl.-Biologe Richard Lehmeier, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Amberg-Sulzbach.
Das Landschaftskino des Landschaftspflegeverbandes Amberg-Sulzbach entstand an der Asam-Schlaufe des Jurasteiges auf dem „Kalvarienberg“ in der Nähe der Wallfahrtskirche zu den 14 Heiligen Nothelfern auf dem Eggenberg. „Pilger, Wanderer und Erholungssuchende sollen zu neuen Blicken auf die einzigartige Juradistl-Natur angeregt werden“, so Richard Lehmeier. „Der Blick fällt auf die herrliche Klosteranlage von Ensdorf, auf den alten Stephansturm, das Ortszentrum und die Mittelschule Ensdorf. Der Blick ist links und rechts umrahmt von Bäumen des Hirschwaldes. Der Blick fällt hoch zum Himmel und runter ins Tal“, betonte Bürgermeister Markus Dollacker. Landrat Richard Reisinger ist fasziniert von dem einmaligen Ausblick und für ihn war von Anfang an klar: „Da muss unser Landschaftskino entstehen!“
„Auf den Kinositzen aus recycelten Lärchenbrettern Platz nehmen, die Natur beobachten und Stimmungen aufnehmen – das ist die Devise. Dabei kann jeder selbst die Filmlänge bestimmen. Nicht durch Informationen, sondern vor allem durch Innehalten soll ein Bewusstsein entstehen, welchen Schatz uns die Natur bietet. Es lohnt sich der Blick über das Vilstal, den Stephansturm und das Kloster Ensdorf hinweg in das Schustertal mit seinem bunten Mosaik aus Weiden, Wiesen und Wäldern – typisch für die Juradistl-Kulturlandschaft“, betont Lehmeier. „Und nach dem Filmgenuss: unterwegs entlang des Jurasteiges und seiner Schlaufenwege gibt es viele Pflanzen- und Tierarten zu entdecken – besonders viele auf den beweideten Trockenhängen. Vils und Lauterach gehören darum zum Lebensraumverbund „Natura 2000“ und sind Teil unseres europäischen Natur- und Kulturerbes.“ Mit der Beweidung im Jursdistl-Gebiet und dem Verkauf von Juradistl-Lamm und – Weiderind sowie dem Juradistl-Apfelsaft kann Kulturlandschaft erhalten werden. Mitmachen und genießen, heißt dabei das Motto. Also nicht Popcorn und Cola, sondern Juradistl-Wurscht und Juradistl-Apfelschorle.
Landrat Richard Reisinger brachte ein Hinweisschild auf das Landschaftskino an, Pfarrer Pater Hermann Sturm segnete das Landschaftskino mit den Worten des „Sonnengesang“ des hl. Franziskus. Michi Reichert, Schüler der Mittelschule Ensdorf, spielte auf seiner Quetschn zünftig auf, während seine Kameraden ächzend die letzten Stufen zum Landschaftskino erklommen. „Endlich geschafft! Ich hab scho dacht, die Treppen hören gar nicht mehr auf. Ich hoff, der Ausblick ist wirklich so toll, wie du gsagt hast“, meinte einer. „Ihr werds es ja gleich sehn“, antwortete ihm einer. „Ja, so viel Leut wia da heind da san“, staunten sie. Die Antwort: „Da wird doch heind des Landschaftskino eingweiht! Ui! der Ausblick ist echt guat!“ Ein anderer kritisierte gleich: „Na ja, was soll des für a schener Ausblick sa, wenn ständig unser Schul zum Sehen is? Liaber siag ichs vo der fern, bevor i drin sitzen muaß!“ „Da hast recht! Es Kloster is vo da herom a guat sichtbar – und jedes Mal lafft a anderer Naturfilm!“ „Apropos Korb: I hab etzad echt an Hunger! Mach ma da heroben Brotzeit?“schlug da einer vor. „Guate Idee! Ich hab an Bärenhunger!“
„Wollns a wos, Herr Landrat? I hätt da an Müsliriegel in meim Korb!“ fragte einer. Andere boten Johannisbeerkuchen an „Die Beeren san aus unserm Schulgarten, echt bio!“ Weitere Angebote waren; Kräutermuffins, geräucheter Kas, Juradistl-Lammwürschtln und Blätterteig. „Ich schlag vor, Sie macha jetzt alle mit uns Brotzeit, es reicht für alle! Und nebenbei genießen wir den schönen Ausblick und schauen, welcher Film gerade läuft!“ Und so geschah es!
Mit dem Landschaftskino Ensdorf wurde das 4. im Juradistl-Gebiet eingeweiht. Das Erste entstand in Hilzhofen (Landkreis Neumarkt), dann im Landkreis Regensburg südöstlich von Rohrbach und auf dem Premberg im Landkreis Schwandorf. Die Juradistl-Landschaftskinos wurden als besonders innovatives Projekt der Besucherinformation im Rahmen des Biodiversitätsprojektes „Jursdistl“ mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Juradistl ist ein Naturschutzgroßprojekt im Rahmen der Biodiversitätsstrategie der Bayerischen Staatsregierung. Juradistl wird getragen von den Landschaftspflegeverbänden Amberg-Sulzbach, Regensburg, Neumarkt und Schwandorf, unterstützt von der Regierung der Oberpfalz. Ziel ist der Erhalt typischer Tier- und Pflanzenarten im Oberpfälzer Jura. Wesentliche Bestandteile sind der Aufbau eines Biotopverbundes, ein starkes Engagement in der Umweltbildung und der Partnerschaft mit Landwirten, Metzgern, Gastronomen und vieler anderer Partner in der Region. Sie sind es, die durch die Beweidung, ihre Produkte und ihre Arbeit den Lebensraum vieler Arten erhalten.