Vernissage zur 11. Jahresausstellung
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Aber nur auf den ersten Blick“, fuhr er fort. Tiefer besehen sei das gerade das was Kunst wolle, wenn sie keine bloße Illustration bleibe. „Sie will Sehgewohnheiten stören, zwingen, genauer hinzusehen, auf die Wirklichkeit hinter den Dingen hinweisen, sich dem Geheimnis nähern. Dem Geheimnis, das jeder Mensch und auch die Schöpfung ist.“
Liebenstein wünschte wie Bürgermeister Markus Dollacker der Ausstellung Erfolg und viele interessierte Besucher, dass es gelingt, zu animieren, die Menschen und Dinge um uns herum neu und mit Ehrfurcht und Staunen zu sehen sowie die nötige Ruhe und Muse und den Künstlern die passende Anerkennung.“
Dollacker hatte sich über das Wort Kunst bei Wikipedia schlau gemacht: „Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selbst sein. Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden Künstler genannt.“ Zu dieser Erläuterung des Online-Lexikons meinte er. „Irgendwie habe ich den Eindruck, auch diese Erklärung ist schon Kunst. Ganz habe ich es nicht verstanden. Aber es klingt schön und führt zum Nachdenken.“
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, zitierte Gerd Seidel, Sprecher der Ensdorfer Künstlergruppe, den Maler Paul Klee. Dies heiße, der Künstler gibt seine Innenansichten einer Öffentlichkeit preis und entblöße sich. Dazu passe auch der Satz von Otto Dix, „Der Maler ist das Auge der Welt.“ Weiter zitierte Seidel Pablo Picasso, der gesagt hat: „Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten.“ Nach Seidel heißt das: „Wwer behauptete, alles über Kunst zu wissen und darüber spricht, hat nichts verstanden, denn Kunst kann leise sein.“ Weitere Zitate: „Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ists keine Kunst“ (Johann Nestroy), „Der Künstler war immer vollkommen in der Gesellschaft integriert, aber nicht in die Gesellschaft seiner Zeit, sondern jede der Zukunft“ (Ernesto Cardenal), „Die Kunst muss nichts. Die Kunst darf alles“ (Ernst Fischer), „Das Zeichen der großen Kunst ist Mühelosigkeit“ (Alberto Moravia), „Das Geheimnis der Kunst liegt darin, dass man nicht sucht, sondern findet“ (Pablo Picasso), „Kunst wird erst interessant, wenn wir vor irgendetwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können“ (Christoph Schlingensief), „Jede Art von Kunst ist gut, außer der, die langweilig ist“ (Voltaire) und noch einmal Picasso „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“
„Kunst hat mit Geschmack nichts zu tun. Kunst ist nicht da, dass man sie schmeckt“, hat Max Frisch erklärt. Für Seidel heißt das: „Man muss sie fühlen, spüren, erleben, genießen, zulassen, mit allen Sinnen.“ Und sein Fazit frei nach Loriot: „Ein Leben ohne Kunst ist möglich aber sinnlos.“
Bei der elften Jahresausstellung Ensdorfer Künstler stellt Margot Babl Aquarellbilder aus und Siegfried Link Ölgemälde. Mit Acrylbildern ist Gerd Seidel vertreten, Petra Gross ist ebenfalls mit Bildern in Acryl aber auch Holzobjekten bei der Ausstellung dabei. Kurt Hügelschäffer präsentiert seine aus Metall gefertigten Objekte. Zum ersten Mal ist Julia Kuptsova mit Bildern in Öl und Zeichnungen dabei. Als Gastkünstlerin zeigt Karin Eimer aus Schwandorf Acryl-Bilder. Bis zum 17. Juli kann die Ausstellung bei freiem Eintritt im Kreuzgang des Klosters Ensdorf täglich von 9 bis 18 Uhr besucht werden.