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Vernissage der Ensdorfer Künstler 2016

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Noch bis zum 31. Juli ist die 13. Jahresausstellung Ensdorfer Künstler im Kreuzgang des Klosters zu sehen. Bei der Vernissage meinte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein: „Künstler sind Menschen, die ihre Träumen pflegen, ihnen eine Form geben, die Konturen ihrer Träume festhalten.“

„Immerhin gewinnt der Traum so eine Gestalt. Er ermöglicht, die eigenen Anliegen über das Sagbare, bloß Rationale hinaus zu kommunizieren – in der Hoffnung, dass die Gestalt der eigenen Gedanken, Gefühle, Herzensanliegen bei anderen Resonanz auslöst – dass bei den anderen was zu schwingen beginnt, dass eine Gemeinsamkeit entsteht, die über das unmittelbar Sagbare hinausgeht“, fuhr er fort. „Und vielleicht helfen die in den Ausstellungsstücken gestalteten Träume, Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte, dass die Betrachter ihre Träume und Sehnsüchte gewahr werden. Möge diese Ausstellung bei den Betrachtern eine Resonanz auslösen, die hilft, sich aus der Alltäglichkeit zu lösen, die Ernsthaftigkeit des erwachsenen Menschen zu unterbrechen, die Leichtigkeit der Kinder zu gewinnen, uns mit den eigenen Träumen in Kontakt zu bringen und uns so im Herzen jung zu halten.“

Liebenstein wünschte wie Bürgermeister Markus Dollacker der Ausstellung Erfolg und viele interessierte Besucher, dass es gelingt, zu animieren, die Menschen und Dinge um uns herum neu und mit Ehrfurcht und Staunen zu sehen sowie die nötige Ruhe und Muse und den Künstlern die passende Anerkennung.

„So ein Besuch der Ausstellung in Ensdorf kann eine Sitzung beim Psychiater ersparen, oder den Seelendoktor gar gänzlich unnötig werden lassen“, erklärte Dollacker. „Wenn wir die verschiedenen Werke auf uns wirken lassen, werden einige uns beeindrucken, andere vielleicht sogar abschrecken. Wir finden etwas Schönes aber auch Reizloses“, meinte er. „Wenn wir uns die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, erfahren wir vieles über uns selber: Warum gefällt mir etwas? Warum schaue ich etwas an, was abstößt? Vielleicht komme ich dann auch noch ins Grübeln und frage mich, was hat die Künstlerin, den Künstler bewegt bei der Schaffung. So kann ich meinen Geist und meine Seele wieder einordnen, um in meinem Leben dann wieder Schönes zu genießen und Grauenvolles zu ertragen.“

Seit vielen Jahren werde in der Kunst behauptet, die Malerei sei tot und nicht mehr von kultureller Bedeutung, berichtete Gerd Seidel, Sprecher der Ensdorfer Künstlergruppe. „Ich behaupte aber, dass die Malerei weiterhin lebt und noch mehr an Bedeutung zunehmen wird. Wir leben in einer Welt, in der eine Bilderflut vorhanden ist, die alles übertrifft, was je bis jetzt geschehen ist. Täglich werden wir in den Medien einer Unmenge an Bildern ausgesetzt.“ Doch Fotografien könnten nur abbilden, was tatsächlich gesehen werden könne. Sie seien zu Tausenden reproduzierbar und in großen Mengen zu vervielfältigen. Ein Foto gebe immer nur das wieder, was tatsächlich abgelichtet werden kann. „Das gemalte Bild jedoch ist einzigartig und besitzt die Fähigkeit, Dinge sichtbar zu machen, wozu Fotografien nicht in der Lage sind“, betonte er. „Das gemalte Bild hat den Anspruch, die visuelle Wahrnehmung des Künstlers aus einer ganz persönlichen Sicht und Situation zu präsentieren. Hinzu kommt die absolute Individualität in der Darstellung von Gegebenheiten, Gedanken und Emotionen. Die Wahrnehmung eines jeden Einzelnen funktioniert nicht wie eine Kamera, sondern wird durch Prozesse, die im Gehirn stattfinden, neu geordnet. In diesen sehr emotionalen Prozess werden Eindrücke personalisiert und finden im künstlerischen Ausdruck eine neue Darstellung. Nur die Malerei ist im Stande solche Aussagen zu treffen“, so Seidel. „Nur der Künstler ist in der Lage, eine Thematik auf den Punkt zu bringen und uns in eine Welt führen, die nur mit der Malerei sichtbar zu machen ist“, erklärte er. „Das ist auch in dieser Ausstellung zu sehen,“ beendete er seine Ansprache. 

Bei der 13. Jahresausstellung Ensdorfer Künstler stellen Margot Babl und Mechthild List Aquarellbilder aus und Siegfried Link Ölgemälde. Mit „Malerei ist Gerd Seidel und Bettina Scharr mit Zeichnungen vertreten. Petra Gross stellt bemalte Fliesen und Acrylbilder aus. Kurt Hügelschäffer präsentiert seine aus Metall gefertigten Objekte. Eugenia Bär ist mit Acrylbildern und Bleistiftzeichnungen dabei. Als Gastkünstlerin zeigt Leni Fromm aus Neumarkt Acryl-Bilder. Bis zum 31. Juli kann die Ausstellung bei freiem Eintritt im Kreuzgang des Klosters Ensdorf täglich von 9 bis 18 Uhr besucht werden. Am Sonntag, 24. Juli, sind von 14 bis 16 Uhr alle Künstler anwesend, um Besuchern ihre Werke näherzubringen.