Ungebetene Gäste – Sicher wohnen – Einbruchschutz
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Die Einbrüche in Wohnungen/Häuser sind von 2013 auf 2014 um ca. 28 Prozent angestiegen; allerdings kann man für das Jahr 2015 schon sagen, dass die Einbruchszahlen wieder rückläufig sind; ebenso konnte die Aufklärungsquote für diesen Deliktsbereich wieder verbessert werden. Alle drei Minuten geschieht irgendwo in Deutschland ein Einbruch. Der Einbruch in den eigenen vier Wänden bedeutet für viele Menschen einen großen Schock. Dabei machen den Opfern die Verletzung der Privatsphäre, das verlorengegangene Sicherheitsgefühl oder auch schwer wiegende psychische Folgen, die nach einem Einbruch auftreten können, häufig mehr zu schaffen als der rein materielle Schaden,“ berichtete KHK Sennfelder.
Gerade mal elf Sekunden dauere es im Schnitt, bis ein geübter Einbrecher ein Fenster oder die Terrassentür aufgehebelt hat und in die Wohnung eingedrungen ist. Schnell sind dann Bargeld und Schmuck, sowie sonstige Wertsachen gefunden und der Einbrecher ist über alle Berge. Dass man sich davor schützen kann, zeigt die Erfahrung der Kriminalpolizei. Über ein Drittel der Einbrüche bleiben im Versuch stecken, nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Einrichtungen. Aber auch durch richtiges Verhalten und durch aufmerksame Nachbarn werden Einbrüche verhindert.
Bei der Häufigkeit der gewählten Vorgehensweise zeigt die Einbruchsstatistik folgende Aufteilung: Kellertüren 2,6 Prozent, Kellerfenster und –schächte 6,4 Prozent, Balkontüren Obergeschoss 2,3 Prozent, Fenster Obergeschoss 1,6 Prozent, Fenster Erdgeschoss 31,8 Prozent, Terrassen- und Balkontüren Erdgeschoss 39,9 Prozent, Nebeneingangstüren 1,3 Prozent, Hauseingangstüren 14,1 Prozent. Von Seiten der Einbruchstechnik steht das Aufhebeln mit etwa 70 Prozent an der Spitze. Demnach sind vor allem ebenerdige Fenster, Terrassen- und Balkontüren, meist von der Gartenseite her, am häufigsten das Angriffsziel der Einbrecher.
Sennfelder zeigte eine große Bandbreite von Schutzmaßnahmen auf. Auch Fragen zum Versicherungsschutz und die Bedeutung der Nachbarschaftshilfe wurden umfassend erläutert. Einen breiten Raum nahmen die Informationen zu technischen Sicherungseinrichtungen von Türen, Fenstertüren, Rollläden, Garagen und Grundstücken, Nachrüstungsprodukten oder auch Zusatzschlössern als Basis eines wirkungsvollen Einbruchschutzes ein. Es sei ein Unterschied zwischen so genannten Sicherheitsfenstern und Fenstern mit Einbruch hemmender Wirkung. Mit letzterer Installation sei man zusammen mit einbruchsicheren Kombibeschlägen auf der „sicheren“ Seite. Qualitativ hochwertige Branchenprodukte müssen mit DIN-Vorschriften die entsprechenden Nachweise führen. Bei Schlössern sollte den hochwertigen Zieh- und Bohrschutzschlössern der Vorzug gegeben werden; mittlerweile auch qualitativ hochwertige Schlösser, welche die so genannte Schlagpicking-Technik auch nicht mehr zulassen.
Hinweise zu Einbruchsmeldeanlagen als mögliche Begleitmaßnahmen mechanischer Sicherungstechnik ergänzten die Ausführungen. Ebenso wies Sennfelder auf Beleuchtungstechniken in und rund ums Gebäude hin. Ab einsetzender Dunkelheit könnten sich ungebetene Gäste einen guten Eindruck von außen verschaffen, ob jemand zu Hause ist. Deshalb sei es ratsam, in Abwesenheit durch Zeitschaltuhren in den verschiedenen Stockwerken Lämpchen anzuschalten. Sie vermitteln den Eindruck der Anwesenheit. Ebenso schützten hoch hängende Bewegungsmelder im Außenbereich dafür, dass sich Einbrecher gestört fühlen. „Schlagen Sie Alarm. Eine Alarmanlage ist Pflicht, Kameras sind Luxus“, so Sennfelder. Bei Objekten mit sichtbarer Alarmanlage komme es statistisch gesehen sehr selten zu Einbrüchen.
Eine Vielzahl von Fragen wurde von den Anwesenden gestellt. Die Bandbreite ging von den Materialien dieser Schutzeinrichtungen bis hin zum Thema Körperverletzung beim „Auf frischer Tat-Ertappen“. Auch hier gilt: Wehren bei Gefahr ist legitim, aber bei einem gezielten Angriff des Eigentümers gegenüber dem Einbrecher könnte es juristische Folgen nach sich ziehen; hier sei immer auch die Verhältnismäßigkeit zu prüfen.
„Jedes Einbruchsopfer ist ein Opfer zu viel. Jeglichen Einbrechern kann und muss man einen Riegel vorschieben“, erklärte KHK Wolfgang Sennfelder abschließend.
Die Kriminalpolizei rät ferner dringend:
Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren! Schließen Sie Ihre Tür immer ab! Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster! Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen! Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus! Achten Sie auf Fremde im Haus oder auf dem Nachbargrundstück! Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit!
Wie man sich vor einem Einruch wirksam schützen kann, zeigt die Kriminalpolizei unter dem Titel „Ungebetene Gäste – Sicher wohnen – Einbruchsschutz“ in einer kostenlosen Broschüre oder auch im Internet unter www.Polizei-Beratung.de auf. Die Broschüre informiert über verhaltensbezogene und sicherungstechnische Möglichkeiten des Einbruchschutzes. Auch klärt sie über landläufige Irrtümer hinsichtlich des Täterverhaltens auf.
Unter dem Begriff „Rent a cop“ erhält man von den kriminalpolizeilichen Beratungsstellen weitergehende Informationen sowie gegebenenfalls eine kostenlose und unverbindliche neutrale Beratung vor Ort. Beim Hausbesuch können vom Fachberater individuelle Schwachstellen erkannt werden. Als Präventionsberater und Fachberater erhielt KHK Sennfelder eine Zusatzausbildung.
Unter dem Begriff „Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK)“ läuft ein gemeinsames getragenes Programm, das Bevölkerung, Multiplikatoren, Medien und andere Präventionsträger über Erscheinungsformen der Kriminalität und Möglichkeiten zu deren Verhinderung aufklärt.