Thanheimer Kirwa 2017
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Die neun Kirwmoidl banden drei große Kränze, die sie dann, zusammen mit dem Gipfel des großen Kirwabaumes mit weißblauen Bändern schmückten. Den unteren Kranz zieren auf Herzen die Namen der Kirwapaare. Die 25 Meter große Fichte hatte wieder Peter Schart gestiftet. Dann wurde der Baum von den Kirwaburschen Josef und Stefan Rothut, Tobias Rester und Peter Schart fachmännisch geschält, teils geringelt „Thanheim 2017“ und im bayerischen Rautenwappen eine zehn eingeschnitzt als Zeichen, dafür, dass es nach neuer Zeitrechnung die 10. Thanheimer Kirwa ist.
Der mächtige Baum wurde am Samstag bei tropischen Temperaturen von über 30 Grad im Schatten – den es nicht gab - von 24 kräftige Männer mit ihren 48 muskulösen Armen mit fünf Gaoßn „Ganz allien mit Muskelkraft“ in einer Stunde in die Senkrechte gebracht. Nicht wie früher am Dorfweiher sondern an der Ortsstraße. Die Burschen kamen mächtig ins Schwitzen, herrschten doch nur „Extremtemperaturen“. Festbier gab es aber erst danach. Dafür zischte es gewaltig!
Alle hörten – mehr oder weniger genau - auf die Regie von Baummeister Jürgen Hofmeister. „Manna, san ma’s? Oder woltt’s nu ratschn oder Brotzeit macha? “ fragte er. „Niat? Naja, dann pack’ ma’s wieder! Und – Hau-Ruck!“ kommandierte der Baummeister. „No an Schub! Hau ruck!“ „Nu an kloan’ Schub! Jetz’ passt’s“’“, meinte er dann. Endlich war der Baum in die Senkrechte gebracht und ins zwei Meter tiefe Kirwabaumloch geflutscht. Mit Rundhölzern wurde er sodann mit kräftigen Schlägen verkeilt. Sicherheitshalber gab es das heißbegehrte Kirwabier erst nach getaner Arbeit! Da zischte es dafür gewaltig! Die durstigen Männer mussten aber noch das Tanzpodium aufstellen.
Am Sonntag gab es um 9.30 Uhr einen feierlichen Kirchweihgottesdienst mit anschließendem Frühschoppen und bayerischen Schmankerln zum Mittagessen im Gasthaus „Zur Dorfschmiede“.
Austanzen des Kirwabaums
Zum Kirwabrauchtum gehört das Austanzen des Kirwabaums. Bei Sonnenschein tanzten die neun feschen Kirwapaare am Sonntag an der Ortsstraße nicht den 25 Meter hohen Kirwabaum aus, sondern aus Platzmangel eine Birke. Zum Jubiläum zehn Jahre Thaneimer Kirwa wurden sie dabei von acht „alten“ Kirwpaaren unterstützt.
„I hol di’ mit mei’m Traktor ab“ hätte man singen können als die beun feschen Kirwapaare auf dem Anhänger eines Bulldogs antuckerten. Dann marschierten diese zur zünftgen Kirwamusik des Trios „DU, ER & I“, das schon seit zehn Jahren die Musi zur Thanheimer Kirwa spielt, zum Kirwabaum und löschten erstmal ihren Durscht aus den „stoanern“ Maßkrügen. Dazu sangen die hübschen Kirwapaare - „Der Rausch lasst nou!“ Rufe erklangen: „Wer hot Kirwa?“, „Wer hot die feschesten Kirwamoidln?“ „Wer hot die strammsten Kirwaburschen?“ „Wer hot den schöinsten Kirwabaum?“ – „Mir ham’s – wos hom die andern – an Dreck!“ „Wer hot die beste Kirwamusi? – Mir ham’s! – Was hom di andern – an Radio!“
Dann waren wieder die drei urigen Musikanten „Du, Er & I“ – Mario auf der Quetschn, Bernhard auf dem Bariton-Horn und Luggi auf der Gitarre - der Reihe. Zum Einzug mit dem „Himmlischen Voder“. Der Kirwabaum wurde ausgetanzt. Florian Walter aus der Wagrainsiedlung von Amberg hatte „als bester Tanzlehrer“ den Thanheimer Kirwapaaren wieder die Tänze einstudiert: Die „Kreuzpolka“ tanzten „alte“ und „neue“ Kirwapaare gemeinsam, dann die neun aktuellen Paare den „Maxberger, den Zwiefachen „Saulocker“ und „S’ Mühlradl“ und den „Haushamer Landler“. Die acht „Altpaare“ dazu noch die „Sternpolka“. Zum Walzer „Drunt in Afrika“ wurde als neues Oberkirwapaar Sarah Riepl und Sandro Bachfischer ausgetanzt, die als Ehrenwalzer den „Fronberger“ tanzten. Das Oberkirwapaar warf Bonbons aus, auf welche sich die Kinder freudig stürzten. „Senioren der Thanheimer Kirwa, die nach langer Pause nun seit zehn Jahren wieder zünftig gefeiert wurde, bekamen Geschenke.
Zuvor aber sangen drei Kirwaburschen Gstanzln, welche die feschen Kirwapaare in Refrains begleiteten und von den vielen Zuschauern mit Lachen und viel Beifall bedacht wurden, wobei manches „Insiderwissen“ und manches „Insidergeschehen“ an den Tag kam und preisgegeben wurde. Da bekamen alle ihr Fett weg: „Die Riedner Kirwaleit, die tasnzn so schlecht, das hejnt dann da Petrus im Himmel erst recht!“ „In Riedenfliagn de Dirndl recht hoch und recht weit. Aber sehn tuat ma do drunter nix g’scheits.“ „Bei de Riedner Kirwapaare. Dou is nix mehr lous, dou wird naxt’s Joa die Bühne zum Tamzen bald z’grouß!“ „Die Thanheimer stelln jeds Joar in Rieden den Baam af, drum san a bloß mia af dem Zeitungsbildl draf!“ „Wenn d’ Ensdorf läuten, dann wackelt der Turm. Um so länger dass läuten, desto blöder wer’n d’ Boum!“ „Mit de Ensdorfer Kirwaburschen, da geht nix vora, dej loane se beim Baamaufstelln an da Goaß bloß so a!“ „Wenn die Wolfsbegger so langsam wej allaweil schaun, dann lejn sa se vo die Ensdorfer erna Liesl klaun!“ „Wenn ‚s ‚d af Haselbach gehst und willst dein Hunger still’n, dann kannst bei eanam Johannisfeuer um a zwoa des Zeuch selber grill’n!“ „Heier ham ma a Gaudi: Mia ham fusioniert. Die alten Kirwaleit tanz’n mit, damit sichs rentiert.“ „Zehn Joar Kirwa ham mir etz scho am Buckel drobn, mia tanzn munter weiter, weil mia des vertrogn!“ Das ganze Gstanzl-Aussingen ist immer nur Spaß und nicht ganz so ernst gemeint, wie es klingt. Deshalb verkündeten die Thanheimer Kirwaleit auch: „ Es woar bloß a Spaß, drum bleibt’s alle hier und trinkt’s nu a Maß!“
„Drei Tog, geh’n ma nimmer ham“ sangen die Kirwapaare nicht nur abends immer wieder, während die „Schnarrndorfer Musikanten“ bis in die Morgenstunden im Festzelt für zünftige Stimmung sorgten. Am Montag wurde nach einem Weißwurstfrühstück der Kirwabär durchs Dorf getrieben und abends spielten zum Kirwausklang „D’ Stoderer & Er“ zum Kirwatanz auf, brachten die Thanheimer Kirwamoidln eine Showeinlage, wurden der Kirwabaum und viele schöne Preise der großen Tombola verlost.