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Thanheimer „Bartholäum-Kirwa“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Nach 50 Jahren „Abstinenz“ gibt es und seit nunmehr elf Jahren in Thanheim wieder eine „echte weltliche Kirwa mit Kirwapaaren“ zur Thanheimer „Bartholäum-Kirwa“. Dafür sorgten das Oberkirwapaar des vergangenen Jahres, unterstützt von acht feschen Kirwamoidln und strammen Kirwaburschen sowie der Freiwilligen Feuerwehr.

Die acht Kirwmoidl banden drei große Kränze, die sie dann, zusammen mit dem Gipfel des großen Kirwabaumes mit weißblauen Bändern schmückten. Den unteren Kranz zieren auf Herzen die Namen der  Kirwapaare. Die 25 Meter große Fichte hatte Jürgen Hofmeister gestiftet. Dann wurde der Baum von Sepp Rothut, Thomas Scharr und Peter Schart  fachmännisch geschält, teils geringelt. Außerdem schnitzten sie „Thanheim 2018“ und das bayerische Rautenwappen ein.

Der mächtige Baum wurde am Samstag nach tropischen Temperaturen bei kühler Witterung und Regen von 24 kräftigen Männern mit ihren 48  muskulösen Armen mit fünf Gaoßn „ganz allein mit Muskelkraft“ in einer guten Stunde an der Ortsstraße in die Senkrechte  gebracht. Unterstützung hatten die Thanheimer dabei von Kirwaburschen aus Ensdorf, Rieden und Ursensollen. Sie alle  kamen dabei heuer wegen der kühlen Witterung nicht ins Schwitzen. Festbier gab es aber trotzdem aus Sicherheitsgründen erst als die Goaßn weg waren und der Baum sicher stand.

Alle  hörten – mehr oder  weniger genau - auf die Regie von Baummeister Jürgen Hofmeister.  „Manna, san ma’s? Oder wollt’s bloß ratschn oder Brotzeit macha? “ fragte er. „Niat? Naja, dann pack’ ma’s wieder! Und – Hau-Ruck!“ kommandierte der Baummeister. „No an Schub! Hau ruck!“ „Nu an kloan’ Schub! Jetz’ passt’s“’“, meinte er dann.  Endlich war der Baum in die Senkrechte gebracht und ins zwei Meter tiefe Kirwabaumloch geflutscht. Mit Rundhölzern wurde er sodann mit kräftigen Schlägen verkeilt. Sicherheitshalber gab es das heißbegehrte Kirwabier erst nach getaner Arbeit! Da zischte es dafür gewaltig! Die durstigen Männer mussten aber noch das Tanzpodium aufstellen. Ab 20 Uhr wurde dann zu einer „Goaßmaß-Party“ eingeladen..

Am Sonntag gab es um 9.30 Uhr einen feierlichen Kirchweihgottesdienst mit anschließendem Frühschoppen und bayerischen Schmankerln zum Mittagessen im Gasthaus „Zur Dorfschmiede“.

Zum Kirwabrauchtum gehört das Austanzen des Kirwabaums. Bei Wolken und Sonnenschein tanzten die acht feschen Kirwapaare am Sonntag an der Ortsstraße nicht den 25 Meter hohen Kirwabaum aus, sondern aus Platzmangel eine Birke. „Mei liaba, mei liaba in Thanheim, dou is Kirwa!“ erklang.  

„I hol di’ mit mei’m Traktor ab“ hätte man singen können als die acht feschen Kirwapaare auf dem Anhänger eines Bulldogs antuckerten. Dann marschierten diese zur zünftgen Kirwamusik des Trios „DU, ER & I“, das schon seit elf Jahren die Musi zur Thanheimer Kirwa spielt, zum Kirwabaum und löschten erstmal ihren Durscht aus den „stoanern“ Maßkrügen. Dazu sangen die hübschen Kirwapaare   „Der Rausch lasst nou!“ Rufe erklangen: „Wer hot Kirwa?“, „Wer hot die feschesten Kirwamoidln?“ „Wer hot die strammsten Kirwaburschen?“ „Wer hot den schöinsten Kirwabaum?“ – „Mir ham’s – wos hom die andern – an Dreck!“ „Wer hot die beste Kirwamusi? – Mir ham’s! – Was hom di andern – an Radio!“ 

Dann waren wieder die drei urigen Musikanten „Du, Er & I“ an der Reihe. Zum Einzug mit dem „Himmlischen Voder“. Der Kirwabaum wurde ausgetanzt. Florian Walter aus der Wagrainsiedlung von Amberg hatte „als bester Tanzlehrer“ den Thanheimer Kirwapaaren wieder die Tänze einstudiert: Die „Kreuzpolka“ den amerikanischen „Chiffy“, einen Zwiefachen, „S’ Fenstrel“ und  „Sternpolka“ wurde getanzt. Dazwischen sangen die Kirwapaare: „Kirwabaum grün, Kirwabaum grün, du bist so schön anzuseh’n. Ich würd’ dich gern wiederseh’n, denn ich hab dich in Thanheim geseh’n!“ Mit einem Walzer wurde als neues Oberkirwapaar Susanne Hönig und Thomas Scharr ausgetanzt. 

Zuvor aber sangen zwei Kirwaburschen Gstanzln, welche die  feschen Kirwapaare in Refrains begleiteten und von den vielen Zuschauern mit Lachen und viel Beifall bedacht wurden, wobei manches „Insiderwissen“ und manches „Insidergeschehen“ an den Tag kam und preisgegeben wurde. Da bekamen alle ihr Fett weg: „Die Ensdorfer prahlen mit ihrer Kitcha recht groaß und recht fein, aber, dass Thanham a haffa spendiert hod, des fallt eane niad ei!“ „Da Ried’ner Marktgemeinderat genehmigt an Gockerlstollm awa drei Wocha spater sang’s ‚Af goa koan Fall’!! „D’ Wolfsbecka Feierwehrleit woll’n se niad vermehr’n, drum mejn’s fir ihr Fest Kondome verteil’n, dass niad  grejsliche Kinder wer’n.“ „ „Af da Hoslbacher Kirwa, des is a Graus, dou machas die Bargäste um Fünfe de Lichter aus!“ „Auf’s Gäubodenfest wollt’ da Söllner gej, weit is a niad kumma, weil er ruiniert hod sei Knej!“ „An Ensdorfer Kirwabaum mia heier g’lost, dann hom’ mir earne g’sagt: ‚Schaut’s zou, dass’s 30 Liter Bier herdouts!“ Das ganze Gstanzl-Aussingen ist immer nur Spaß und nicht ganz so ernst gemeint, wie es klingt. Deshalb verkündeten die Thanheimer Kirwaleit auch: „ Ejtz sad’s uns niad bejs , des woar bloß a Spaß, drum gejt’s nu mid eine und trinkt’s nu a Maß!“ Dazu spielte dann das „Mändl-Trio zünftig auf.

„Drei Tog, geh’n ma nimmer ham“ sangen die Kirwapaare nicht nur abends immer wieder, während die „Schnaundorfer Musikanten“ beim offenen Volkstanz bis in die Morgenstunden im Festzelt für Gaudi und Stimmung sorgten. Am Montag wurde nach einem Weißwurstfrühstück der Kirwabär durchs Dorf getrieben und abends spielten zum Kirwausklang „D’ Stoderer & Er“ für urige Musik, Stimmung und Tanzmusik Gegen 22 Uhr wurde der Kirwabaum mit Meistpreisvergabe verlost.