Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Solokonzert von Peter Autschbach

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Ankündigung klang zwar völlig normal, dass aber beim Solokonzert im Kloster Ensdorf mit Peter Autschbach ein international arrivierter Künstler zu Gast war, das wurde den Zuhörern erst langsam deutlich. Schon zum dritten Mal war der Siegener zu einem Gitarrenworkshop in Ensdorf. Das ist umso erstaunlicher, da er für seine Workshops auch in der Toskana, auf Mauritius, letzten September in Berlin und im Frühjahr für zwei Wochen auf den Seychellen gebucht wird.

Aber auch als herausragender Sologitarrist verfügt Joe Pass-Schüler über ein weit gestecktes musikalisches Vokabular und überzeugt mit profunder Spieltechnik, großer Stilsicherheit und authentischen Sounds. Das zeigte er bei seinem Konzert am Samstagabend im Kloster Ensdorf. Im ersten Teil spielte er vor allem eigene Songs aus seinen Produktionen wie „Summerbreeze“ und „November“, überraschte aber auch mit außergewöhnlichen Bearbeitungen von bekannten Titeln, die er auf seiner Bariton-Gitarre spielte. Nach der Pause kamen auch die Freunde von Jazz-Standards auf ihre Kosten und genossen den Ausflug in die Welt von „Who“ mit „It´s a boy“ und einem Titel aus seiner neuen Produktion „No bounderies“, nämlich „Kristallschloss“.

Peter Autschbach ist nicht nur als kompetenter Interpret des Mainstream-Jazz bekannt, sondern hat sich auch mit eigenen Kompositionen einen hervorragenden Ruf erspielt – nachzuhören auf acht CDs, die von Kritik und Publikum überschwänglich gelobt werden. Der äußerst erfolgreiche Lehrbuchautor und Workshop-Dozent präsentierte in seinem Solo-Programm auf höchst sympathische Art gelebte Musikalität. Sowohl seine Kompositionen als auch seine Interpretationen bekannter Jazz- und Latin-Stücke zeigen eine kultivierte Handschrift und vollmundige Tonsprache. Die Musik ist komplex arrangiert, voller unerwarteter Wendungen und mit angenehmem Groove. Mit eleganten solistischen Phrasierungen und faszinierender Dynamik verschmelzen Akkorde und Melodien zu Gitarrenstücken von hoher bildhafter Ausstrahlung.

Man durfte einen handwerklich anspruchsvollen Grenzgang zwischen Jazz, Latin und Groove erwarten, der mit Spontanität und Spielwitz äußerst unterhaltsam dargeboten wurde. Dabei pflegte Autschbach einen Gitarrensound vom Feinsten, der auch den Mehrzweckraum im Kloster erfüllte.

Neben dem Solo-Programm liegen Autschbach aber besonders Projekte am Herzen, die er mit anderen verwirklichen kann: Das neueste ist die Zusammenarbeit mit Ralf Illenberger. Mit packender akustischer Gitarrenmusik demonstrieren die Sechs-Saiten-Virtuosen auf höchst sympathische Art gelebte Musikalität. Sein Duo mit Samira Saygili lebt von einer handwerklich anspruchsvollen Mischung aus Jazz, Swing und Groove und der Inspiration, die sich beide Musiker auf der Bühne geben. Für die Freunde von Jazzrock ist seine Band „Terminal A“ das Richtige. Hier verschmelzen Elemente von Jazz und Rock auf unverkennbare Art und Weise: Prägnante Melodien, komplexe Grooves und überschäumende Spielfreude sind das Ergebnis.

Der Oneman-Allroundbetrieb Autschbach – ist Konzertagentur, CD-Label, Autor verschiedener Gitarrenmagazine und Lehrbücher, Dozent und ausübender Musiker gleichzeitig. Wer seinen Lebenslauf liest, merkt, dass er in einer anderen Welt zuhause ist. Er spielte rund 1000 mal die Show „Tommy“ (von The Who), trifft sich mit Pete Townshend und Brian May (für ihn spielte er das Rockmusical „We will rock you“) und jettet für seine Projekte durch die ganze Welt. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Gitarrenedition: Larrivée Autschbach Model E-Gitarre.