Quellprojekt an der Vils
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Quellen waren für den Menschen schon immer etwas Besonderes. Bis heute werden ihnen überwiegend positive Eigenschaften zugesprochen wie Klarheit, Reinheit, Ursprünglichkeit. Die wenigsten aber wissen, dass natürliche Quellen wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere darstellen, die je nach den örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich ausgeprägt sind“, erklärt Peter Fröhlich, Leiter Wasserbau beim Wasserwirtschaftsamt Weiden, bei der Exkursion. Dabei gleicht keine Quelle der anderen. Jede ist einzigartig. Quellen waren auch von jeher wichtig für Ansiedlungen von Mensch und Tier.
„Mit unserem Quellprojekt an der Vils wollen wir den Quellen einen Raum geben für Tiere und Pflanzen, die sauberes und klares Wasser brauchen“, so Dr. Hans Weiß, Abteilungsleiter Amberg-Sulzbach des Wasserwirtschaftsamtes Weiden. Die Wasser-Rahmenrichtlinien der EU wurden in nationale Gesetze umgesetzt, Gewässer müssen demnach „in Ordnung gebracht“ und eine Verschlechterung der ökologischen Situation ist verboten.
Nach der Station in Lengenfeld geht es weiter zum Elsenbach bei Wolfsbach, wo die dortigen sehr starken Quellen mit einer Förderleistung von 10 bis 20 Liter pro Sekunde zur Fischzucht genutzt werden. „Das ist durchaus gewollt und legitim“, betont Fröhlich. „Wir sind nicht gegen Fischzucht“, betont er. „Sie hat ihre Berechtigung.“
„Im Sommer haben wir diesen Quelltümpel zwischen Wolfsbach und Leidersdorf erst neu angelegt“, erläutert Hans Pickelmnann, Leiter der Flussmeisterei Kümmersbruck. „Frösche, kleine Krebse, Larven, Braunalgen und Schnecken haben sich bereits wieder angesiedelt. Auch Fische nutzen Quellbereiche gerne als Laichplätze.“
Die ständig schüttende Quelle Rammertsbrunn bei Ensdorf wurde noch im letzten Jahrhundert in wasserarmen Zeiten für Mensch und Tier genutzt. Mit dem Bau der früheren Bahnlinie allerdings wurde die Karstquelle verrohrt. Im Oktober 2008 wurde auf Anregung des Heimat- und Kulturvereins Ensdorf in einer Gemeinschaftsaktion von Freistaat Bayern, Umweltstation Kloster Ensdorf und Gemeinde Ensdorf zusammen mit der Flussmeisterstelle Kümmersbruck der Auslauf wieder sichtbar gemacht. Mit der Renaturierung der Quelle wurde die ökologische Situation für spezifisch aquatische Lebewesen am Auslauf bei der Steinbergwand verbessert. Eine Uferbuhne wurde angelegt. Eine Schautafel informiert Besucher über Karstquellen und die historische Bedeutung der Quelle Rammertsbrunn. Der Uferbereich und der Zugang zur Quelle wurden durch eine Treppe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Wir wollen die Menschen zur Quelle mit allen Sinnen heranbringen“, erklärt Peter Fröhlich. „Das ist uns wohl gelungen“, betont er und erzählt, was im Sommer dort alles los ist: „Radfahrer und Wanderer halten an, informieren sich und steigen zur Quelle hinab, können das klare Quellwasser bestaunen, seltene Flora und Fauna sehen, sich erfrischen und im klaren Quellwasser abkühlen. Kinder spielen da, bauen auch mal kleine Dämme, wogegen wir nichts einzuwenden haben.“
Bei einem erst vor einem Jahr geschaffenen Quelltümpel an der Vils am südlichen Ortsrand von Ensdorf bekennt Fröhlich: „Der Biber fordert seinen Zoll. Ohne Biberschutz geht gar nichts mehr. Wir müssen immer wieder neu Anpflanzungen schaffen zur Beschattung der Wasserflächen.“ Und Dr. Hans Weiß wünscht sich, „dass die Gemeinden mehr für ihre Quellen und Gewässer dritter Ordnung tun, wofür es auch Staatszuschüsse gibt“. „Quellen sind ein natürliches Gut und nicht vermehrbar“, gibt Fröhlich noch zu bedenken.
Im Jahr 2007 konnte das Wasserwirtschaftsamt die Flurnummer 445 der Gemarkung Vilshofen in der Nähe der Kläranlage Ensdorf-Rieden mit dem Ziel erwerben, die darauf befindliche „Giessgrabenquelle“ und die Forellenteichanlage zu renaturieren. Die Quelle war nämlich über drei Rohrleitungen in drei betonierte Fischteiche geleitet und über eine Rohrleitung wieder in die Vils.
Dies Renaturierung erfolgte im Sommer 2011. Alle Teichanlagen, Zäune und Hütten wurden beseitigt, die Quelle freigelegt. In zwei Quelltümpeln entspringt nun das Wasser und wird dann über drei zusätzliche Tümpel und einen kurzen offenen Bachlauf der Vils zugeführt. Die Vegetationsentwicklung in den Quellbereichen bleibt nunmehr der Sukzession überlassen. „Gerne rasten hier nun Wanderer und Radler. Die Resonanz in der Bevölkerung zu unseren Quellgestaltungen ist durchweg positiv“, betonen Dr. Hans Weiß und Peter Fröhlich.
Von den 109 Quellen im Einzugsbereich der Vils, davon sieben im Gemeindegebiet Ensdorf, sind nur 30 unverbaut. Fünf hat das Wasserwirtschaftsamt bislang umgestaltet und renaturiert.
An Quellen siedeln sich viele typische Pflanzen an: Gegenblätteriges Milzkraut,, Waldschaumkraut, zahlreiche Moosarten wie Fieber-Quellmoos, Starknervmoos, Quellkraut, bitteres Schjaumkraut, Quell-Starnmiere, echte Brunnenkresse und Bachbunge, Pyrenäen-Löffelkraut, Kleinseggenriede oder Kieselalgen.
An Kleinlebewesen finden sich an Quellen Strudelwürmer, Quell-Köcherfliege, Quellschnecke, Bachflohkrebse und Larven des Feuersalamanders.