Praxisorientierung weiter ausgebaut
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule
In Kooperation mit der Firma Zweirad Bruckner in Schwandorf und finanziell unterstützt durch Schulamt und Regierung aus dem Fördertopf „Praxis an Hauptschulen“, ging es einmal um die Zweiradsicherheit: Der Fachmann für alle Fragen und Problemchen rund um den schülereigenen Drahtesel war hierbei Thomas Liebl, selbst einmal Schüler in Ensdorf und zwischenzeitlich ein erfahrener und kompetenter Zweiradmechaniker mit langjähriger beruflicher Erfahrung. So konnten nur mehr schlecht greifende Bremsen, Kontaktprobleme zum Dynamo, kaum gepflegte und überlange Ketten und viele andere Wartungsmängel rasch behoben werden. Hauptaufgabe der Arbeitsgemeinschaft Praxis, die im Gesamtkonzept der beruflichen Orientierung an der Mittelschule Ensdorf ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil ist, war aber vorrangig der Umbau eines Mountainbikes zum Pedelec. Im Gegensatz zum „E-bike“ geht es hier nicht darum, mittels Strom „Gas“ zu geben, sondern sich per E- Motor sozusagen immer Rückenwind verschaffen zu können. „Gas geben ist nicht – da musst du schon selbst in die Pedale treten, damit du flott voran kommst –„langsam“ oder „Omafahrrad“ ist nicht“, so Thomas Liebl zu seinen Helfern der Arbeitsgemeinschaft Praxis. Die Unterstützung durch den E- Motor erhält man nur bis Tempo 25 km/h, darüber hinaus schaltet sich der Zusatzantrieb automatisch wieder ab und es geht mit eigener Kraft vorwärts.
Um dies testen zu können mussten die Schülerinnen und Schüler einen E- Motor in die Vorderradfelge einspeichen, Bremshebel mit Steuerleitung anbauen, das Bedienteil zur Wahl des Unterstützungsgrads und zur Anzeige des Akkuladestands anbringen, einen Sensor am Tretlager installieren, Kabel zum unter dem Gepäckträger sitzenden Akku verlegen und schließlich sogar die Vordergabel gegen eine breitere tauschen. Die Probefahrten im Anschluss zeigten, dass so ein elektrifiziertes Bike gerade am Berg – und davon hat es in Ensdorf ja jede Menge – deutliche Vorteile bietet. Außerdem erweitert es den Grad der Mobilität um Einiges, sodass der Weg zur Schule oder später zum Ausbildungsplatz durchaus als „machbar“ erscheint - zumindest bei trockenem Wetter! Dass dies in jedem Falle gesünder und umweltschonender ist, als mit dem Auto, womöglich noch im „Einzeltransport“, leuchtete allen Beteiligten am Ende ein: „Problem ist momentan wohl noch der Preis für so ein Teil“, meinte einer der Zweiradbauer: „Für das Geld kann ich mir heute noch zwei Mountainbikes kaufen, nur fahren tät´ ich halt auch wieder nicht damit, weil´s mir ohne E- Motor zu anstrengend ist, alle Tage von Schmidmühlen in die Schule und wieder heim!“
Genau in dieser Erkenntnis liegt aber auch die Zukunft: Werden mehr Pedelecs und E- Bikes produziert und verkauft, wird die Sache sicher billiger. Und im täglichen Nahbereich ist das Elektrofahrrad fast konkurrenzlos was Kosten und CO2 – Einsparung angeht: Es erweitert den Radius bis zu 20 km „einfach“, ohne dass man schweißgebadet in Schule oder Betrieb ankommen müsste. Damit ist es auch heute schon eine sparsame und gesunde Alternative zum Verbrennungsmotor. Auch muss man nicht befürchten, einmal liegen zu bleiben, denn zur Not ging´s ja auch nur rein mit Muskelkraft voran. Von der Akkutechnik her ist dies inzwischen aber kaum zu befürchten: eine Ladung allein reicht schon für bis rund 80 km unterstütztes Fahren – Kosten: etwa. 10 Cent!.
Parallel zu diesem Vorhaben hatten die übrigen Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse Besuch von Klaus- Peter Reuprich, ehemals im Ausbildungszentrum der Deutschen Bahn tätig und zwischenzeitlich ausgebildeter „SeNator“. Er und seine Kolleginnen und Kollegen wur-den im letzten Schuljahr zu ehrenamtlichen „Lehrern für die Umwelt“ ausgebildet („SeNat“ = Senioren erklären Natur) und hatten vor Kurzem aus der Hand von Landrat Richard Reisinger ihre Anerkennungsurkunden erhalten. Da ein Großteil dieser Ausbildung unter Federführung von Martina Helfer, der Umweltbeauftragten des Schulamts Amberg – Sulzbach in Ensdorf und Ebermannsdorf statt gefunden hatte, war hier schnell ein Kontakt geknüpft. Der Vorschlag für „Soziales Lernen Outdoor“ – Teambildungstraining bei jedem Wetter in der freien Natur – wurde deshalb auch gerne angenommen. Was vielleicht in der warmen Stube noch ganz problemlos klappt und nur geringe Anforderungen an Körper und Geist bedeutet, kann bei widrigen Gelände- oder Witterungsverhältnissen durchaus zur Herausforderung werden – gerade auch bei Jugendlichen diesen Alters, denen Verzicht oder „sich- durchbeißen- müssen“ heute nur mehr selten abverlangt wird. Da nun das Wetter durchaus mitspielte, waren hier die Anforderungen noch recht gut zu bewältigen.
Schwieriger war es hingegen zu erkennen, dass auch einfach erscheinende Aufgaben oft nur im Team zu lösen sind und alle Konzentration „auf den Punkt“ verlangen. „Echtes Teamtraining erfordert eigentlich einen größeren zeitlichen Rahmen und die Teilnehmer müssten erst einmal aus dem gewohnten Umfeld herausgelöst werden“, so Klaus- Peter Reuprich über die Grenzen und Möglichkeiten einer solchen Maßnahme im Rahmen des Schulunterrichts. Dennoch sind aber Grundlagen sozialen Lernens, Kooperation, Achten auf den Nächsten und auch Achtung vor dem Nächsten gut anzubahnen gewesen - all dies immer unter dem wesentlichen Einfluss der unmittelbaren, natürlichen Umgebung, in der die Aktionen statt fanden.
Dass beide Maßnahmen auch beide Standbeine der Mittelschule Ensdorf weiter zu festigen geholfen haben, betonte Schulleiter Siegfried Seeliger gegenüber beiden „Machern“ dieser Schultage – „Referenten“ wäre hier völlig unpassend, denn: es wurde „gemacht“, nicht geredet! Und dass mit den Projekten sowohl ein Beitrag zum Erwerb beruflicher Schlüsselqualifikationen als auch zur weiteren Bewusstmachung von Umweltaspekten geleistet werden konnte, war ihm und Klassleiter Wolfgang Weich doppelt wertvoll und wichtig: „Fortsetzung folgt!“