Pfarrer Pater Hermann Sturm ist 70
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Salesianerpater Hermann Sturm wurde am 6. Februar 1942 in Stetten bei Mindelheim im bayerischen Schwabenland geboren. Er hat fünf Geschwister. Die Eltern – der Vater verunglückte im Alter von 44 Jahren tödlich, die Mutter verstarb mit 68 – betrieben dort eine kleine Landwirtschaft.
Nach der 5. Klasse Volksschule trat Hermann Sturm ins humanistische Gymnasium über, wechselte 1958 nach Buxheim an der Iller ans Gymnasium und Internat der Salesianer Don Boscos. 1961/62 leistete er in Ensdorf sein Noviziat ab und „baute“ 1965 das Abitur in Buxheim. Von 1965 bis 1967 war er Praktikant (Assistent) im Canisius-Schülerheim seines Ordens in Bamberg. Von 1967 bis 1973 folgte zunächst das Studium der Sozialpädagogik, dann der Philosophie und Theologie mit Abschluss als Diplomtheologe. Am Fest Peter und Paul wurde er vom damaligen Weihbischof von Augsburg und späterem Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller in Benediktbeuern zum Priester geweiht.
Bis 1979 war Pater Sturm Gruppen- und Erziehungsleiter in der Jugendhilfeeinrichtung Dominikus-Savio-Heim der Salesianer in Pfaffendorf/Unterfranken. Dann war er zehn Jahre Internatsleiter im sich im Aufbau befindlichen Berufsbildungswerk in Würzburg. Daran schlossen sich fast zehn Jahre Direktorat im Schüler- und Jugendwohnheim der Salesianer in Kempten an. Ende November 1998 übertrug ihm sein Orden die Leitung der Pfarrei St. Jakobus in Ensdorf.
Eine Pfarrei zu leiten war für Pfarrer Sturm eine „überwiegend neue Aufgabe“ und auch Herausforderung. Als er nach Ensdorf kam, war er sich darüber im Klaren, dass er die Pfarrei „nicht umkrempeln“ wollte, sondern „die guten Dinge in der Pfarrei bewahren, darauf aufbauen und den Weg zeigen zu einer lebendigen Gemeinschaft in der Kirche“, ist sein Credo. Kindergarten und Schule, Kinder überhaupt, sind sein besonderes Anliegen.
Inzwischen war Pfarrer Sturm auch als „Baupfarrer“ tätig. Die St.-Martins-Kirche in Hofstetten und die Kirche St. Magdalena in Wolfsbach wurden renoviert, dort der neue Volksaltar und die neue Orgel eingeweiht, die Eggenbergkirche innen und außen saniert, das Eggenberghaus instand gesetzt, der Kirchenaufgang zur Thanheimer St.-Bartholomäus-Kirche erneuert, Volksaltar und Ambo geweiht, die Beleuchtungs- und Brandmeldeanlage der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf fertig gestellt, der Glockenstuhl saniert. Die Renovierung des Pfarrhofes ist abgeschlossen. 2006 wurde die Fassade des Kirchturms saniert und das Kreuz samt Kugel auf der Kirchturmspitze neu vergoldet, dann die Orgel renoviert. Die „große Innensanierung“ der Pfarrkirche St. Jakobus steht noch an.
Für Pfarrer Sturm ist es bedauerlich, dass der Glaube vielfach gleichsam verdunstet, wenig positiv gesehen wird. Dies beginne schon bei den Kindern, reiche weiter über die Jugendlichen bis hin zu den Erwachsenen. Er bedauert, dass in Familien oft wenig Glauben vorhanden ist, dass das Wort Kirche „teilweise einen negativen touch“ hat und sie nicht als Trägerin einer „Frohbotschaft“ (Evangelium) Gottes verstanden wird, Kirche an Renommee verloren hat. Als sein Anliegen und Bestreben bezeichnet es der Pfarrer, „zu einem guten positiven Bild von Kirche beizutragen, als Seelsorger für alle da zu sein, echt zu sein, dass man Menschen nicht aus der Kirche treibt, sondern mehr hereinholt“.
Ansprechpartner für alle will er sein. Sein ehrliches Bemühen schließe Kritik nicht aus. „Ich will meine Kräfte voll in die Pfarrei einbringen, damit nicht Stillstand und Rückwärtsbewegung herrscht, sondern sie mit Helfern und Mitstreitern sie weiter zu einer lebendigen Gemeinschaft gestalten.“ Gemeinsam will er den Weg zur Kirche zeigen, lebendige Gemeinschaft und ein Stück Beheimatung finden, die Familie als lebendige Zelle, als kleine „Kirche“ stärker einbinden. „Durch Laien Kirche ein Stück attraktiver, menschlicher erleben.“
„Mehr Teilnahme an Kinder- und Schülergottesdiensten“ ist ein großes Anliegen von Pfarrer Sturm. Christliche Erziehung der Kinder, Mitleben durch Vorleben der Eltern sieht er dafür als Voraussetzung. „Was ist für und mit der Jugend möglich?“ ist eine Frage, die ihn sehr beschäftigt. Er will keine „Versorger-Kirche“, sondern die verantwortliche Mitarbeit vieler. Sein Hauptwunsch: „eine junge Kirche!“