Pfarrer Pater Hermann Sturm feierte seinen 75. Geburtstag
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Dort wurde der Jubilar zunächst mit schmissigen Klängen von der Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller begrüßt. „Herr Pfarrer, sie merken, wie wichtig Sie uns sind“, eröffnete Pfarrgemeinderatssprecherin Agnes Graf den Stehempfang, zu dem sehr viele gekommen waren. „Egal ob Vereinsvertreter, Ministrant, Musikant, Caritas-Sozialstation, Kindergartenleitung, Bürgermeister, Kinder oder Privatmann bzw. Privatfrau. Jeder zeigt mit seinem Dasein die Verbundenheit, die Wertschätzung Ihnen gegenüber. Genießen Sie diesen Stehempfang. Lassen Sie sich feiern. Herr Pfarrer, Sie haben es wirklich verdient.“ Dann sangen alle im Chor: „Zum Geburtstag viel Glück“ und „Happy birthday to You“. Gedankt wurde Pfarrer Sturm mit einem herzlichen Vergelt’s Gott für sein Sorgen um die Pfarrei, die Erledigung der umfangreichen Aufgaben in der Seelsorge und besonders auch die anfallenden zusätzlichen Arbeiten während der Restaurierung der Pfarrkirche. Für sein Planen, Organisieren, Denken, Wirken und Werkeln und Vieles mehr. Vereine, Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat zusammen schenkten ihm auf seinen Wunsch hin eine Pilgerreise „Auf den Spuren des Apostels Paulus“ u.a. nach Myra und Ephesus.
Kirchenpfleger Johann Fink hob die seelsorgliche Tätigkeit von Pfarrer Sturm hervor, der sich auch als „Baumeister-Pfarrer“ bewährt habe. „75 Jahre und kein Gedanke an den Ruhestand!“ Der Jubilar antwortet spontan und humorvoll: „Es hat mich noch keine danach gefragt!“ Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein gratulierte im Namen der salesianischen Gemeinschaft. „Wir erleben Dich als jemand, dem es auf das Konkrete, auf die Tat ankommt – nicht auf Grundsatzpapiere und die großen Worte. Deine Frage ist: Wie geht’s wirklich? Was passiert wirklich? Was brauchen die Menschen jetzt?“ Er lobte Pfarrer Sturm als einen, der unermüdlich hinlangt und sich engagiert. Vieles geschehe im Stillen, wo es nur sehr aufmerksame Menschen wahrnehmen. „In diesem Sinne bist Du ganz auf der Spur von Don Bosco. Du bist ein Mensch, der einen wachen Blick auf seine Mitmenschen hat. Du bist ein Mann der Tat und dafür danken wir ganz herzlich, wünschen weiter Freude und Gottes Segen.“ Dann musste der Jubilar auf einem von Bruder Robert Reiner fabrizierten Thron auf der Bühne Platz nehmen. „Im Allgemeinen ist der 75. Geburtstag ein schöner, der sich aber aus der inzwischen schon vielen gefeierten Wiegenfest kaum hervorhebt“, meinte Bürgermeister Markus Dollacker, der im Namen der politischen Gemeinde gratulierte. „Bei Ihnen ist dieser Geburtstag aber etwas ganz Besonderes, ein Meilenstein auf dem Weg des Lebens, ähnlich wie der 18. oder der 66. Geburtstag. Jetzt fängt das Leben an. Bei Ihnen war es nicht mit 66, sondern am letzten Montag mit 75 Jahren. Jetzt fängt das Leben an. Ab jetzt sollen Sie Ihr Leben genießen, die Zeit haben für die schönen Dinge des Lebens, nur noch schöne Aufgaben erledigen.“
Die Leitung der Caritas-Sozialstation gratulierte nicht nur zum 75. Geburtstag, sondern auch zur „Vorstands-Volljährigkeit“ mit einem Fotobuch über die letzten 18 Jahre. Die Ministranten aus Ensdorf und Wolfsbach brachten ihrem „Chef“ jede Menge Utensilien mit, die er in seinen Reisekoffer für seine Pilgerfahrt packen solle: u.a. Reisekleidung und Sonnenhut, Nervennahrung, Verjüngungs- und Beruhigungspillen, eine Taschenlampe, wenn der Strom ausfällt, einen kleinen „Fotovoltaik-Fön“ und als Navi für die Heimreise einen Kirchenführer der Ensdorfer Pfarrkirche. Der Obst- und Gartenbauverein gratulierte Pfarrer Sturm mit einem „Geburtstagsbaum“, der alle Stürme überstehen soll. Auch viele andere Vereine und Privatpersonen gratulierten dem Jubilar mit Geschenken und guten Wünschen für Freude, Gesundheit und Gottes Segen, der Pfarrgemeinderat mit gelben Rosen. „Die Zeit, in der wir mit Ihnen zusammenarbeiten ist zwar manchmal ein bisschen stachelig, aber wir alle freuen uns dann über die Blüten“, so Sprecherin Agnes Graf.
Pfarrer Pater Hermann Sturm zeigte sich überrascht über die große Aufmerksam, die ihm geschenkt werde mit einem „herzlichen Vergelt’ Gott“ – besonders über die „Reise auf den Spuren des Apostels Paulus – Teil 2“. „Man ist so alt, wie man sich fühlt“, meinte er. „Ihr habt mich ganz schön alt gemacht“, erklärte er schmunzelnd. „Wenn mir gesagt wird: Bleiben Sie so, wie Sie sind, werde ich rot wegen meiner Macken.“ Dann zitierte er abschließend Goethe: „Behandelt die Menschen so, als wären sie so, wie ihr sie haben wollt!“
Pfarrer Pater Hermann Sturm
„Miteinander arbeiten ist der Weg, nicht die Welt aus den Angeln heben“ ist das Motto des „Salesianer-Schwaben“ Pater Hermann Sturm, der seit Ende November 1998 Pfarrer in Ensdorf St. Jakobus ist. Am Sonntag feierte er seinen 75. Geburtstag. Um 9.30 Uhr zelebriert der Jubilar in der Pfarrkirche einen feierlichen Dankgottesdienst, den der Kirchenchor musikalisch umrahmte. Anschließend lud der Pfarrgemeinderat zur Gratulation zu einem Stehempfang in den Pfarrsaal ein.
Salesianerpater Hermann Sturm wurde am 6. Februar 1942 in Stetten bei Mindelheim im bayerischen Schwabenland geboren. Er hat fünf Geschwister. Die Eltern – der Vater verunglückte im Alter von 44 Jahren tödlich, die Mutter verstarb mit 68 – betrieben dort eine kleine Landwirtschaft.
Nach der 5. Klasse Volksschule trat Hermann Sturm ins humanistische Gymnasium über, wechselte 1958 nach Buxheim an der Iller ans Gymnasium und Internat der Salesianer Don Boscos. 1961/62 leistete er in Ensdorf sein Noviziat ab und „baute“ 1965 das Abitur in Buxheim. Von 1965 bis 1967 war er Praktikant (Assistent) im Canisius-Schülerheim seines Ordens in Bamberg. Von 1967 bis 1973 folgte zunächst das Studium der Sozialpädagogik, dann der Philosophie und Theologie mit Abschluss als Diplomtheologe. Am Fest Peter und Paul wurde er vom damaligen Weihbischof von Augsburg und späterem Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller in Benediktbeuern zum Priester geweiht.
Bis 1979 war Pater Sturm Gruppen- und Erziehungsleiter in der Jugendhilfeeinrichtung Dominikus-Savio-Heim der Salesianer in Pfaffendorf/Unterfranken. Dann war er zehn Jahre Internatsleiter im sich im Aufbau befindlichen Berufsbildungswerk in Würzburg. Daran schlossen sich fast zehn Jahre Direktorat im Schüler- und Jugendwohnheim der Salesianer in Kempten an. Ende November 1998 übertrug ihm sein Orden die Leitung der Pfarrei St. Jakobus in Ensdorf.
Eine Pfarrei zu leiten war für Pfarrer Sturm eine „überwiegend neue Aufgabe“ und auch Herausforderung. Als er nach Ensdorf kam, war er sich darüber im Klaren, dass er die Pfarrei „nicht umkrempeln“ wollte, sondern „die guten Dinge in der Pfarrei bewahren, darauf aufbauen und den Weg zeigen zu einer lebendigen Gemeinschaft in der Kirche“, ist sein Credo. Kindergarten und Schule, Kinder überhaupt, sind sein besonderes Anliegen.
Inzwischen war Pfarrer Sturm auch als „Baupfarrer“ tätig. Die St.-Martins-Kirche in Hofstetten und die Kirche St. Magdalena in Wolfsbach wurden renoviert, dort der neue Volksaltar und die neue Orgel eingeweiht, die Eggenbergkirche innen und außen saniert, das Eggenberghaus instandgesetzt, der Kirchenaufgang zur Thanheimer St.-Bartholomäus-Kirche erneuert, Volksaltar und Ambo geweiht, die Beleuchtungs- und Brandmeldeanlage der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf fertig gestellt, der Glockenstuhl saniert. Die Renovierung des Pfarrhofes ist abgeschlossen. 2006 wurde die Fassade des Kirchturms saniert und das Kreuz samt Kugel auf der Kirchturmspitze neu vergoldet, dann die Orgel renoviert. „Die dreijährige Generalsanierung der Pfarrkirche St. Jakobus ist der Höhepunkt ihrer Karriere als Baumeister-Pfarrer“, betonte Kirchenpfleger Johann Fink beim Empfang. „Sie befindet sich im Endspurt und wird am 8. Oktober mit der Weihe des neuen Altars durch Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer seinen Abschluss finden.“