Neuwahlen beim Heimat- und Kulturverein
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
In seinem Rechenschaftsbericht berichtete der bisherige 1. Vorsitzende, Philipp Roidl, über die Theateraufführung „Die Kunst der Komödie“ von de Filippi durch die Theatergruppe „Undicht“ und merkte an, dass diese derzeit ein neues Stück einprobt und auch gerne wieder in Ensdorf aufführen würde. Die Infotafel bei der „Steinbergwand“ wurde offizielle eingeweiht. Noch gelte es die Schaukästen auszustatten. Beisitzer Hans Babl hat in einer MZ-Serie ausführlich über das Wirtshaussterben in der Gemeinde Ensdorf berichtet. Zeitzeugen wurden interviewt, was im kommenden Jahr fortgeführt werden soll. Teilgenommen hat der Heimat- und Kulturverein (HKV) auch in diesem Jahr an „VilsKultur“ in Kulturschloss Theuern. Die Ensdorfer Pfadfinder spielten Szenen aus dem „Königlich Bayerischen Amtsgericht“. Am Gemeindefest wurde wiederum unter dem Motto „Auf dem Jakobsweg“ teilgenommen. Neben Gitarren-Musik wurden auch kulinarische Köstlichkeiten aus Spanien aufgetischt. Leider spielte das Wetter nicht so recht mit. Ob der Verein sich auch im kommenden Jahr am Gemeindefest beteiligen wird, hängt von der Zahl der Helfer ab.
Das vom Heimat- und Kulturverein durchgeführte Heimatquiz beim Seniorennachmittag der Ensdorfer Jakobi-Kirwa ist bereits zu einer festen Einrichtung geworden. Das Angebot des Vereins, Zuschüsse für Oberpfälzer Trachtendirndln für die Kirwamoidln und Hüte für die Kirwaburschen ge gewähren, wurde heuer nicht in Anspruch genommen. Der Heimat- und Kulturverein gestaltete zusammen mit der Gemeinde den Stephansturm-Flyer und verkaufte ihn bei der Einweihung. Schriftführerin Isabel Lautenschlager hat dazu den Text verfasst und führte beim Tag der offenen Tür interessierte Besucher auf den Turm. Zwar ist es das Ziel, das Zistelthal weiter freizustellen, um eine Beweidung zu gewährleisten, doch sind derzeit die finanziellen Mittel ausgesetzt. „Der geplante Baumlehrpfad wird entstehen, doch fehlt von einer Person noch die Abtretungserklärung“, informierte Roidl. Bezüglich der Kommunbrauerei, die der HKV angeregt hat und wofür er als Koordinator für die Gründung der Gesellschaft zur Verfügung steht, erklärte der scheidende Vorsitzende, dass die Standortfrage immer noch nicht geklärt sei. Er empfahl, die informativen Monatstreffen weiterzuführen.
Kassier Alfred Fröhlich berichtete über die gesunde Finanzlage des Vereins. Kassenprüfer Dr. Josef Eiletz bescheinigte ihm „vorbildliche Kassenführung“. Die Versammlung entlastete anschließend einstimmig die Vorstandschaft.
Die anstehenden turnusgemäßen Neuwahlen ergaben für die kommenden drei Jahre folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender: Gerhard Tschaffon und 2. Vorsitzender: Dr. Claudius Rothbauer. Kassier ist weiterhin Alfred Fröhlich, Schriftführerin Isabel Lautenschlager. Hans Babl und Dr. Josef Eiletz bleiben weiter Beisitzer. Auf Antrag werden diese ergänzt durch Bürgermeister Markus Dollacker und Peter Fröhlich. Kassenprüfer bleibt Dr. Josef Eiletz.
Zuvor meinten Roidl und Dr. Lautenschlager, dass sie als „Naturburschen“ in der Gründungsphase des Vereins besonders auf Außenwirkung geachtet hätten. Letzterer betonte, dass nicht alles, was angedacht war, verwirklicht werden konnte. „Mit Gerhard Tschaffon haben wir den richtigen Mann für den 1. Vorsitzenden gefunden“, erklärte der bisherige 2. Vorsitzende und Gründungsvorsitzender Dr. Konrad Lautenschlager. Dass er kein „Vereinsmensch“ ist, sei gut. „Vielleicht verschiebt er als musischer Mensch die Schwerpunkte. Du bist der richtige Mann, um dem Verein neue Impulse zu geben. Die neue Vorstandschaft wird neue Ideen haben und soll neue Akzente setzen. Ich hoffe, dass sich viele Mitglieder weiterhin aktiv im Verein einbringen.“
Der neue Vorsitzende Gerhard Tschaffon dankte für das große Vertrauen und bat um Unterstützung in seiner neuen Arbeit. „Ein Kulturverein ist besonders auf dem Land sehr wichtig. Der Verein hat eine wichtige Aufgabe, um das Land nicht ausbluten zu lassen. Kultur und Heimat gehören zusammen. Ich hoffe, dass ich der Aufgabe gewachsen bin und bitte um Geduld für die Einarbeitung.“
Bauen in der Oberpfalz
Architektin Petra Hofmann aus Högen und Tragwerkplaner Anton Landgraf aus Amberg referierten beim Heimat- und Kulturverein Ensdorf zum Thema „Bauen in der Oberpfalz zwischen Tradition und Moderne“.
„Architektur bringt Geschichte und Landschaft zum Ausdruck“, stellte die Architektin fest. Die Oberpfalz gelte noch als sehr urtümlich, doch gebe es „den“ Oberpfälzer Baustil nicht. Dies dokumentierten die beiden Referenten anhand von Lichtbildern. „Die Schönheit ihrer abwechslungsreichen Landschaft und ihrer verschiedenen Bauformen macht die Oberpfalz aus. Verschiedene süddeutsche Baustile und frühe Einflüsse fügen sich aber zu einer Einheit. Allerdings ohne einheitlichen Baustil oder Bautypus.“
Vielmehr seien sechs Bauformen zu unterscheiden: Den Einfluss des Egerlandes in der nördlichen Oberpfalz mit zum Teil Fachwerk mit steilen Dächern auf Steinbauten. Im Oberpfälzer Wald findet man steile Giebel mit Verbretterung. In der mittleren Oberpfalz ist das Oberpfälzer Steinhaus ohne Dachüberstand mit verputzten Bruchsteinbauten und traufseitigen Eingängen typisch. Im Oberpfälzer Jura trifft man häufiger auf verputzte Fachwerkgiebel, steile Dächer und Eingänge an der Giebelseite. Die alten Häuser des Altmühljura dagegen sind geprägt von flachen mit Kalksteinplatten gedeckten Dächern. Im Bayerischen Wald sind die Erdgeschosse teils gemauert. Am Obergeschoss aus Holz laufen meist rund herum Lauben. Die Dächer sind sehr flach mit großen Dachüberständen.
„Moderne Neubauten werden oft möglichst schnelle errichtet, ohne große Überlegungen gebaut“, so Anton Landgraf. Dies führe zu starken Veränderungen der Haus- und Dachlandschaften der Dörfer und Städte. „Toskanahäuser gehören vom Baustil eigentlich nicht in die Oberpfalz“, kritisierte er. „Womöglich noch mit Türmchen, vielen Erkern und üppigen Balustraden versehen. Wie aus verschiedenen Bausparkassenkatalogen zusammengestellt!“ Und noch etwas: „Fenster sind die Augen und das Dach der Kopf eines Hauses“, betonte er. Auch Zäune sollten dem jeweiligen Baustil angepasst sein. „Fassaden sollen ein Gesicht haben. Man sollte die Gestaltung eines Hauses von außen her angehen.“
Anhand von Bildern zeigten die Referenten gelungene Restaurierungen und Neubauten, aber auch verunstaltete alte Häuser und hässliche Neubauten, die gar nicht in die Gegend passen. Kritik übten sie an neu gestalteten und anonymen Plätzen in Dörfern und Städten, wo sich niemand mehr wohl fühle. „Auch Plätze gehören zur Kulturlandschaft“, betonten sie. „Die gewachsene Identität soll auch im Wandel der Zeit und der Globalisierung beibehalten werden.“
Als vorbildlich bezeichneten sie die mit viel Eigenleistung durchgeführte Sanierung des Daches des früheren Klosterrichterhauses in der Ensdorfer Hauptstraße. „Hier wurde eine historische Dachlandschaft mustergültig erhalten.“