Mühlentag im Schloss Theuern
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Zwischen den riesigen Mühlsteinen – dem feststehenden Mühlstein und dem darüber befindlichen „Läufer“ - wird Getreide gemahlen. Zuerst zu Schrot, dann zu Kleie und groben und feinen Grieß und erst dann kommt das feine weiße Mehl heraus. So auch in der „Weißmühle“ in der Außenstelle im Ostbayerischen Bergbau- und Industriemuseum in Theuern. „Im späten Mittelalter wurden da sogar Maikäfer zu Tierfutter gemahlen“, berichtete die Museumspädagogin den überraschend vielen interessierten Besuchern. „Müller mussten auch Asyl gewähren, obwohl sie in den Dörfern ebenso wie Bader und Totengräber nicht gern gesehen wurden und mussten auch die Galgen errichten, hatten sie neben der Müllerei auch Zimmerer und Gesteinsbauer gelernt. „Sie waren als a bisserl unehrlich verschriehen, weil die Bauern für einen Zentner Getreide keinen Zentner Mehl bekamen. Auch war ihr Beruf recht einträglich, bekamen sie doch rund die Hälfte des Getreides als Lohn für ihre harte Arbeit. Sie passten ihren Arbeitsrhythmus der Natur an.“ Neben genauen Erläuterungen von Mühle und die Arbeit eines Müllers, unterstützt von ihrem „Assistenten“, dem neunjährigen Alexander Aures aus Sulzbach-Rosenberg, wusste Erika Hassler auch über viele Anekdoten um das Müllerwesen zu berichten.
Viele Geschichten, Sagen und Legenden ranken sich um die „Müllerei“, von der „schönen Müllerin und ihrem lieblichen Töchterchen. Müller kommen auch in vielen Märchen wie z. B. „Rumpelstilzchen“ oder „Der gestiefelte Kater“ vor. Ganz andächtig lauschten vor allem die Kinder der etwas gruseligen Geschichte von den „Vier bösen Kobolden“, die ein Müllerehepaar mit ihren Streichen schier zur Verzweiflung brachten bis der Müller die schließlich mit einem schweren Mühlstein in ein Erdloch verbannte. Erklärt wurde auch „Es rumpelt die Mühle am rauschenden Bach“. Wobei nicht die Mühle oder das Mühlrad rumpeln, sondern der Antrieb der schweren Mühlsteine. Ohrenbetäubend war denn auch der Lärm, als Erika Hassler die Mühle in Betrieb setzte.
Beeindruckt waren die überraschend vielen Besucher auch von der Wohnung des Müllers mit Kachelofen und kleinen mit Roggen- bzw. Haferstroh gefüllten Betten, den beiden Ausgängen des Mühlhauses, „aus denen unbemerkt voneinander der Müller zur hübschen Müllermagd und die Müllerin zum feschen Müllersknecht gelangen konnten“. Übrigens hatten die Müller im landlichen Bereich als erste elektrischen Strom, den sie ja mit Wasserkraft erzeugen konnten.
Was gab es noch beim „Müllertag“ im Bergbau- und Industriemuseum Schloss Theuern? Kinder konnten auf Ponys reiten, Kaffee und leckere selbstgebackene Kuchen und frische Kücheln wurden serviert, Kräuterfee ,,,,,,,,, Harrer hatte Blätter von Brennnessel, Giersch, Waldmeister, Pfefferminze, Schafgarbe, Zitronenmelisse, Schnittlauchblüten, Gänseblümchen, Bärlauch, Löwenzahn, Breit- und Spitzwegerich parat. „Alle ess- und genießbar, für Tees oder auch medizinisch zu verwenden“, erläuterte sie. Besucher durften auch gerne von Erika Haßler hergestellte Waldmeisterlimonade, köstliche Kräuterbutter mit Schmittlauch, Gänseblümchen und Schnittlauch probieren, Brennnesselpflanzerln odet einen Dip aus Taubnesselblüten, Löwenzahnblättern und Bärlauch.
Der sechsjährige Lean und seine achtjährige Schwester Lucy Riß aus Raigering fanden die Führung beim Mühlentag „ganz toll“. Besonders beeindruckend fanden sie, dass die Mühle angeschaltet wurde und „laut gerumpelt“ hat.
Der neunjährige Alexander Aures aus Sulzbach-Rosenberg mag Stadtführungen. Interessiert sich allgemein für Geschichte, alte Handwerke und Bräuche. „Dabei ist er immer vorne dran“, wissen seine Eltern. Und er selbst? „Dass die Mühle noch richtig funktioniert und so schön erhalten ist“, hat mich beeindruckt. „Die lustige Führung hat mir sehr gut gefallen! Die Müllerstube war interessant, Da würde ich gerne leben und wohnen . zumindest im Sommer.“ Nach seinen Interessen gefragt: „Alles was alt ist. Dampfmaschinen, alte Bulldogs, Oldtimer, Geschichte überhaupt.“