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Mühle lockte über 300 Besucher

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Das ehemalige Hamerschloss Leidersdorf und die unter Denkmalschutz stehende spätere Kunstmühle Josef Winkler ist als Ensemble ein einzigartiges Kulturdenkmal unserer Region.

Dessen Erhalt liegt nicht nur Besitzerin Beate Salfetter am Herzen, sondern auch einer Gruppe junger Leute, die im Vilstal aufgewachsen ist, in ganz Deutschland studiert und weiterhin heimatverbunden ist: Hannes Lautenschlager, Clemens Roggenhofer und Matthias Augsbach. Ihr Ziel ist es, „verlassenen und leer stehenden historischen Gebäuden der Region neues Leben einzuhauchen und sie der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen“, so Clemens Roggenhofer. „Und die große Mühle Leidersdorf bot sich gleich an“, so Hannes Lautenschlager, „es erschien uns als erstes Objekt sehr geeignet, nachdem sie fünfzig Jahre nicht mehr in Betrieb und seit 1974 nicht mehr bewohnt ist. Zudem erklärte sich Besitzerin Beate Salfetter bereit, uns zu unterstützen und arbeiten zu lassen.“  „Wenn ihr da was machen wollt, könnt ihr das gerne machen“ erklärte sie auch Matthias Augsberg. Schließlich, so die drei jungen Leute sticht das große Gebäude jedem, der durchs Vilstal auf der Vilstalstraße fährt ins Auge und viele hatten sich schon immer gefragt, was ist das eigentlich, warum steht das leer, kann man das nicht auch anschauen und besichtigen?

So kamen die jungen Leute mit Besitzerin Beate Salfetter auf die Idee eines „Tages der Offenen Mühle“. Allerdings musste erst viel Vorarbeit geleistet werden. Hannes Lautenschlager, Clemens Roggenhofer und Matthias Augsberg schufteten schweißtreibend eine ganze Woche: entfernten Schutt und Gerümpel, kehrten und putzten und sorgten für viele Reinigungsarbeiten, Dann erst war es möglich, Besucher zum Tag der Offenen Tür einzuladen. „Es ist bemerkenswert, dass sich junge Leute dafür interessieren und engagieren“, lobte Besitzerin Beate Salfetter.

Der Erfolg war riesig. Trotz zwischenzeitlichem Gewitter mit Sturm uns Starkregen kamen über 300 interessierte Besucher, um das sehr große Gebäude mit Mühlengeräten in noch sehr gutem Zustand zu besichtigen. Viele erzählten auch Geschichten, die sie mit der Mühle verbinden, viele hatten Erinnerungen an ihre Zeit als Arbeiter oder an ihre Kindheit in Leidersdorf. „Vorher schon haben mich viele Leute angesprochen, wollten mal  reinschauen und sehen, wie es da aussieht“, erinnert sich Besitzerin Beate Salfetter. „Und  am Tag der Offenen Tür überraschte mich, wie viele ältre Leute kamen, die noch einen Bezug zur Mühle haben, die ja schon seit 50 Jahren nicht mehr in Betrieb ist, Geschichten von früher erzählten, die ich selbst nicht kannte.“

Sie selbst erinnert sich aus ihrer Kindheit noch lebhaft an „frühere Erziehungsmethoden“ im Leben in der Mühle, wo sie ja bis 1974 mit Eltern und Großmutter wohnte: „Wenn ich mal als Kind was angestellt oder nicht pariert hatte, oder der Vater das zumindest meinte, dann hieß es: Ab in den Aufzug! Und dann wurde ich da zwischen dem ersten und zweiten Stock im Aufzug mal für eine Viertelstunde eingesperrt.“

Hannes Lautenschlager erklärt: „Es sollte sich halt jemand finden, der die Mühle und das ganze Ensemble erhält.“ Besitzerin Beate Salfetter betont, dass ihre Mutter und auch ihre Großmutter, die in der Mühle noch geboren wurden, nie verkaufen wollten, obwohl es Interessenten gegeben habe, die allerdings „alles herausreißen wollten“. Sie selbst fühlt sich in Leidersdorf verwurzelt und für das historische Erbe verantwortlich. „Doch das Dach ist schwer sanierungsbedürftig, auch am Haus müsste viel gemacht werden- Ich fühle mich finanziell nicht in der Lage, eine Sanierung anzugehen. Will aber Gebäude und Mühleneinrichtung erhalten. So aber wird es wohl schweren Herzens zu einem Verkauf kommen müssen. Am liebsten wäre mir, es käme einer und sagt: da hast du das Geld, mach es selber! Noch immer aber hoffe ich, dass wir eine saubere Lösung finden, welche dem Haus zu Gute kommt und ihm gerecht wird.“

Spenden, Erlös aus Kuchen und Getränkeverkauf  beim Tag der Offenen Mühle in Höhe von 250 Euro geben Hannes Lautenschlager, Clemens Roggenhofer und Matthias Augsberg dem Kindergarten St. Jakob in Ensdorf, Sie haben aber auch weitere Ziele: Sie wollen „Geschichten aus der Region“ dokumentieren und  festhalten, mit Fotos dokumentieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. „Junge Leute sollen auch in Zukunft Heimatgeschichte aus der Region nachvollziehen können“  Sie haben auch vor, die Geschichte anderer älterer Gebäude zu dokumentieren oder diese zu erhalten. Ein hohes Ziel! „Als junge Leute kann man in der Region etwas verändern, Das Interesse und Bereitschaft zum Mithelfen ist da. Jemand muss nur anfangen!“ sind sie überzeugt.

Geschichte von Leidersdorf, Hammerwerk und Mühle Leidersdorf

1118 wird ein Acker bei Leiderdorf  St. Stephan in Ensdorf geschenkt.

1179 Pfalzgraf Friedrich, Sohn der Ensdorfer Klosterstifter, schenkt Leidersdorf: und Mühle, Wald und Fischrecht an Kloster Ensdorf. Fraglich ob schon Eisenhammer.

14. Jhdt: Hammer Leidersdorf erwähnt-

1411 Hammer Leidersdorf erwähnt.

1422 Kloster Ensdorf verkauft Leidersdorf an einen gewissen Romer/Römrt aus Nabburg.

1457 Kloster Ensdorf kauft Leidersdorf wieder.

1498: Leidersdorf wird verkauft an Familie Portner, die auch Wolfsbach, Theuern und Haselmühl haben.

1579 Schiffsmeister in Leidersdorf erwähnt, der sich um die Brücke und die Furt kümmert.

1621 Portner (inzwischen Lutheraner) müssen auswandern und verkaufen Saugenfinger aus Amberg.

1630 Leidersdorf wird von Regierung verpachtet.

1630 Hammer niedergebrannt.

1717 Kloster Ensdorf kauft Leidersdorf von Bartholomäus von Reiz. Aufbau von Hammer, Wasserbau, Mühle, Sägewerk verpachtetet, Gutshof. Meierei, Hofbauer.

1719 Hammer arbeitet mit voller Belegschaft, Arbeiter verdienen mehr als in der Landwirtschaft. Erz aus Amberg, Engelsdorf, Krumbach. 2 Köhler in den Wäldern. Viele Jahre Reingewinn.

1721 Erzsuche in Seulohe und Egelsheim, aber erfolglos. Zehn Jahre lang wurde Erzförderung betrieben, aber unbekannt wo. 

1731 Bau der Kapelle.

1802 Säkularisation: Königliches Hüttenamt übernimmt Leidersdorf  Immer noch sehr ertragreich. Staatliche Betriebe wurden bevorzugt, z. B. Kohlholz 25 Prozent billiger.

1830 Bis zu dieser Zeit wurde Leidersdorf angeblich von einem pensionierten Geistlichen  

1840 Neues Wasserrad.

1852 Hochofen.

1865 Liefervertrag mit Maxhütte Haidhof über jährlich 200 Tonnen Roheisen. MH beantragt beim Königlichen Hüttenamt Kauf oder Pacht eines staatlichen Hofofens, der abgelehnt wurde. MH kauft aber Hochofen aus Privatbesitz. Umstellung auf Kokshochofen. Dadurch verloren alte Holzkohlenhochöfen ihre Abnehmer.

1860 Leidersdorf wird um 26000 fl. Verkauft an Bernhard Lilienthal aus Wolfsbach. Der Verkauf wurde vom Amberger Abgeordneten  Schlör scharf kritisiert. Ab dieser Zeit hatte Leidersdorf keinen Hochofen mehr. Viele Schlackenahaufen finden sich noch im Umfeld.

1910 Josef Winkler’sche Kunstmühle. Kunstmühle bezieht sich auf das Mahlverfahren nicht mehr mit Steinen, sondern  mit Metallwalzen!

1964  Mühle wird stillgelegt.

1968  Sägewerk brennt ab.

1970 Neues Sägewerk, damals das neuste in Bayern!

1974 Umzug der Familie Salfetter in neues Wohnhaus.

1989 Aufgabe des Sägewerks.