Mathilde Böhm feierte 102. Geburtstag
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Die Jubilarin wurde als zweites von drei Kindern des Landwirts Johann Baptist Schnellinger und seiner Ehefrau Mathilde am 8. Januar 1912 in Hirschwald geboren. Es war ein einfaches und bescheidenes Leben als bäuerlicher Selbstversorger. Ihr Vater fiel bereits im 1. Weltkrieg, ihr Bruder im 2. Weltkrieg. Auch ihre Schwester ist bereits verstorben.
Aufgewachsen ist die 102-Jährige in Hirschwald, besuchte die Volksschule in Ensdorf, wohin sie bei jedem Wetter zu Fuß gehen musste. Anschließend absolvierte sie die landwirtschaftliche Haushaltsschule in Amberg. Dann arbeitete sie in verschiedenen Haushalten in Amberg und Nürnberg. Hier lernte sie ihren zukünftigen Mann aus Thüringen kennen, wohin sie nach der Heirat 1937 zog. Während der Kriegszeit sollte Mathilde Böhm in einer Munitionsfabrik arbeiten, aber ihre Mutter benötigte sie in ihrer Landwirtschaft, denn der Stiefvater war bereits verstorben, der Bruder vermisst. Also zog sie mit ihrem Mann ins heimische Hirschwald zurück und half in der Landwirtschaft. Ihre Ehe scheiterte.
In den nächsten Jahrzehnten betrieb sie die elterliche Landwirtschaft zusammen mit der Mutter, baute ein neues Wohnhaus und Stallungen. Aufgeschlossen für neue Technologien wurden bereits früh ein Traktor und später ein Auto (Goggomobil) angeschafft. „Fahrstunden erhielt ich vom Verkäufer auf einer Wiese“, erinnert sich die Jubilarin noch gut. Später half Neffe Hans Renner aus Rieden als Jugendlicher in der Landwirtschaft mit. Nach dem Tod der Mutter 1980 verpachtete dann Mathilde Böhm 1983 ihre Landwirtschaft an Dr. Lutz Schubert, der sich auch heute noch vorbildlich um sie kümmert. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Seniorenheim Ensdorf wird die Jubilarin jetzt seit einigen Jahren in ihrem Haus in Hirschwald von den Schwestern der Caritas-Sozialstation Ensdorf versorgt. Besonders lobt sie Schwester Beate. Sie ist augenscheinlich für sie mehr als nur Pflegeschwester.
Zwar machen Augen und Ohren nicht mehr so recht mit, aber die Jubilarin verfügt über ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, weiß Telefonnummern und Geburtstage der Menschen in ihrer Umgebung auswendig, so z. B. auch die Nummer der Gemeindeverwaltung, obwohl sie schon lange nicht mehr dort angerufen hat. Ihr Interesse gilt nach wie vor den Menschen und Tieren. Sie nimmt auch immer noch regen Anteil am Tagesgeschehen.
Bürgermeister Markus Dollacker überreichte der ältesten Bürgerin der Gemeinde Ensdorf neben einem Präsent ein Glückwunschschreiben des Bayerischen Ministerpräsidenten und eine Ehrenurkunde und für Landrat Richard Reisinger einen „Apothekerkorb“. „Ich freu mich schon auf nächstes Jahr, wenn wir ihren 103. Geburtstag feiern können“, erklärte der Bürgermeister.