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Mahnung und Aufruf zum Frieden

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Reservisten bildeten beim Volkstrauertag die Ehrenabordnungen an den Kriegerdenkmälern in Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach. Im Kirchenvorhof in Ensdorf flankierten sie die Fahnenabordnungen des Krieger- und Reservistenvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf. Die Blaskapelle unter Leitung von Hubert Haller intonierte zur Gedenkfeier „Ich bete an die Macht der Liebe“.

Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus gedachten  – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach –  Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen nicht nur der beiden Weltkriege, sondern auch von Bürgerkriegen in aller Welt und von Terrorismus. „Der Volkstrauertag ist Rückblende auf leidvolle Geschichte, die wir nicht vergessen dürfen. Er ist Mahnung und Aufruf zum Frieden“, betonte Pfarrer Pater Hermann Sturm. Zwar würden sich viele für Frieden einsetzen, dennoch gebe es immer noch Kriege, Terror, Kindersoldaten. Kritik übte er an Verwaltungsgerichten, die Aufmärsche von Neonazis genehmigen statt sie zu verbieten. „Das schadet unserem Volk und der Demokratie!“ Der Geistliche rief dazu auf, Frieden zu schaffen in unseren Herzen, Familien, Gesellschaft und Völkern. Weihnachten sei das Fest des Friedens in unseren Herzen und in aller Welt. Dafür sei Christus geboren worden.

Mit dem Grablied von Franz Schubert umrahmte die Chorgemeinschaft Männergesangverein Ensdorf/Sängerbund 1880 Amberg musikalisch die Gedenkfeier vor dem Kriegerdenkmal in Ensdorf für die gefallenen, vermissten und verstorbenen Kameraden.

„In der Erinnerung an die Kriege des 20. Jahrhunderts setzen wir uns mit dem Verlust unvorstellbar vieler Menschen auseinander. Unsere Gedanken sind am Volkstrauertag bei den gefallenen Soldaten, Vermissten, Kriegsgefangenen, Opfern von Gewaltherrschaft, Bombenangriffen, Flucht und Vertreibung. Die Toten der beiden Weltkriege und der nationalsozialistischen Diktatur sind Teile der deutschen Geschichte und gehören zu unseren Wurzeln. Wenn wir nicht nach den Ursachen all des menschlichen Leides fragen und ihr Schicksal nicht als Mahnung zur Friedfertigkeit begreifen, dann werden wir mit uns selbst nichts ins Reine kommen. Der Volkstrauertag erinnert aber nicht nur an das eigene Leid, sondern schließt immer auch das Gedenken an die Opfer der anderen Staaten mit ein“, erklärte Bürgermeister Markus Dollacker. „Die meisten Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als in Frieden leben zu können. Für sie alle ist Frieden, wenn es keinen Krieg in ihrer Heimat, ihrem Land oder in ihrer Stadt gibt.“ Unter Frieden stelle sich aber jeder etwas anderes vor: keinen Streit in der Familie, mit den Nachbarn. Andere sind über die Zerstörung der Umwelt empört und fordern „Frieden der Menschen mit der Natur“. Hunger und Armut verhindern Frieden, denken wieder andere. Muss nicht jeder Mensch zuerst mit sich selbst ins Reine kommen, damit es Frieden geben kann? „Deshalb kann man sagen, dass Frieden ein langer Prozess ist und dass jeder Mensch sich an diesem Prozess beteiligen muss. Es gilt das Wort Mahatma Ghandis: ‚Es gibt keinen Weg zum Frieden – Frieden ist der Weg.’“ Dollacker forderte die Regierungen auf, sich in Abrüstungsverhandlungen zu einigen, dass sie sich gegenseitig vertrauen und nicht mehr auf die Stärke ihrer Armeen setzen. Hunger und Armut sei in vielen Ländern der Erde ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden. „Die reichen Staaten und die dort lebenden Menschen müssen bereit sein, die Güter der Erde gerechter zu verteilen. Sonst wachsen Neid, Hass und Zorn“, betonte der Bürgermeister. „Denn alle Menschen haben das Recht auf eine faire Chance im Leben, egal wo sie wohnen. Die Bekämpfung von Armut und Hunger ist wichtig, aber auch das Recht auf Schule und Bildung. Es gibt viele Möglichkeiten, persönlich etwas für den Frieden zu tun, wichtig ist nur: Wir müssen mit der Friedensarbeit beginnen!“

Zu „Ich hatt’ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen und Bürgermeister Markus Dollacker legte mit Krieger- und Reservistenvereinsvorsitzendem Erich Brem „im Gedenken aller Toten und Opfer“ einen Kranz nieder, während Peter Hammer Ehrensalut schoss. Mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied endete die würdige Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Ensdorf.