Leuchtender Advent - erstes Fenster
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Für uns Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesus Christus“, betonte Berthold Göttgens. Dann fragte er: damals in Bethlehem oder heute in unserer realen Welt? Haben wir, wenn in stimmungsvollen Adventfeiern die Herbergssuche gespielt wird, die Bilder aus Syrien, vor Lampedusa und auf den Philippinen vor Augen oder ganz nah, hier um die Ecke circa 150 Meter entfernt, die Asylbewerber, die bei uns Zuflucht suchen? Wozu kam Christus in die Welt? Eine Frage, die uns unruhig machen sollte, wenn wir als Christen seinen Namen tragen!“ Einen Impuls dazu wollte das erste Adventsfenster geben, das von den Salesianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Don Boscos im Ortszentrum Ensdorf gestaltet wurde. Eingestimmt wurde mit Gedanken und Texten damit Christus Mensch werden kann. „In jedem einzelnen von uns und durch uns für andere.“ Gesungen wurde das Lied „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde.“
Ein Text: „Die Familie floh aus der syrischen Stadt Homs mit vier Kindern. Die Einschläge kamen näher, die Toten lagen auf den Straßen. Wochenlang versuchten sie auszuhalten, verließen das Haus kaum noch. Dann flohen sie nur mit dem Nötigsten. Richtung Türkei. Durch die Türkei, über Griechenland nach Italien. Monatelang. In Italien erbaten sie Asyl. Doch das Lager, in das man sie brachte, hatte nichts. Es gab kaum Hilfe ...“
Weitere Gedanken zum Nachdenken und Besinnen: „Fremd bin ich: namenlos, beladen mit Angst und Ungewissheit, mit zahllosen Fragen ohne Antwort, unterwegs zu euch, vertrieben, ratlos. Nun bin ich hier – bei dir, in deinem Land. Dir zugewiesen, auch dich angewiesen, werde ich abgewiesen? Fremd bin ich: nackt wie ein verbrannter Baum, durstig nach Geborgenheit, hungrig nach Gemeinschaft, gefangen inmitten von Paragraphen, Gesetzen und Verordnungen. – ich sehne mich so unendlich nach einem Zuhause, danach anzukommen, irgendwo einen Platz an der Sonne zu finden, wo ich bleiben kann, wo ich leben darf, an euerer Seite: als Freund oder als Nachbar, als Kollege oder als Partner, als Mitmensch, als Mensch.“ Und nach einer weiteren Strophe des Liedes: „Ihr habt mich aufgenommen. Nicht mehr allein, nicht mehr fremd. Ihr habt mich aufgenommen.“
Ob in der griechischen Sagenwelt oder im Alten und Neuen Testament. Die Frage der Gastfreundschaft ist immer und unmittelbar auch eine Glaubensfrage. „Wie halten wir es mit diesem Gebot gegenüber Fremden“, wurde gefragt. Jesus sagt: „Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich durst hatte, bekam ich von euch zu trinken. Ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.“
Zum Schluss der Eröffnung des Fenster zum „Leuchtenden Advent“ forderten die Salesianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf: „Öffnen wir unsere Herzen für mehr Menschlichkeit unseren Nachbarn, unseren Kollegen, unseren Partnern gegenüber, treten wir ein für eine menschliche Gemeinschaft, die einen Raum schafft, in der Hungrige satt werden. Schenken wir einander Gastfreundschaft und beten wir für unsere Politiker, dass sie klug und weise handeln, menschlich handeln, zum Wohl unseres Volkes und zum Wohl aller Völker. Machen wir es wie Gott, werden wir Mensch!“
Anschließend wurden an de Besucher Holzherzen verteilt.
Das zweite Fenster wird am Sonntag um17 Uhr vom Kindergottesdienstkreis eröffnet. Am 3. Adventsonntag sind die Ensdorfer Ministranten dran und am 4. Advent die Pfadfinder. Die Fenster werden bis 6. Januar beleuchtet. Täglich von 6 bis 8 Uhr und von 16 bis 22 Uhr.