Landesversammlung der Bayerischen Jungbauernschaft
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Nach der Begrüßung durch die Bezirksvorsitzenden der Oberpfalz, Christine Schmidkonz aus Tirschenreuth und Johann Kiener aus Schwandorf standen am Samstag zunächst umfangreiche Tätigkeitsberichte des Heimstättenvereins, der einzelnen Bezirksverbände, Bayerischen Jungzüchter, Junggärtner und Jungwinzer sowie der Arbeitskreise auf der Tagesordnung, gefolgt vom Bericht des Landesgeschäftsführers, der Haushaltsrechnung und Bilanz 2009, Haushaltsvorschlag für 2011. Die Landesvorsitzenden Simone Eichinger aus Bach und Ludwig Raßhofer aus Niederbayern berichteten über die Zentralveranstaltung zum „Tag des offenen Hofes“ in Hattenhofen bei Fürstenfeldbruck, das Ministergespräch der Bayerischen Jungbauernschaft über aktuelle Landwirtschafts-, Umwelt- und Gesellschaftspolitik, die Kontakte zur Österreichischen Bauernbundjugend sowie die Förderung der Landjugend im Bayerischen Bauernverband. Der Jungbauernkalender 2011 steht unter dem Motto „Heimat und Film“ und wurde bereits in Funk und Fernsehen präsentiert.
Raßhofer betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Bauernverband. Dessen Präsidium befasste sich schwerpunktmäßig mit „EU-Agrarreform“, „Cross Compliance“, „Milch hat Zukunft“, „Wasserrahmenrichtlinie und Bundesnaturschutzgesetz“, „Perspektiven am Schlachtviehmarkt“, „KULAP“, „Zukünftige Strategien bei der Milchverarbeitung“, „Neues KULAP-Programm bei der Ausgleichszulage“, „Haushalt des Bayerischen Bauernverbandes (BBV)“, „Umsetzungsmaßnahmen für die EU-weite Modulation“, „2. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik“, „Zuckermarktordnung“, „BHV1- Freimachung und Blauzungenkrankheit“, „Jungunternehmerkonzept des BBV“, „Entwicklung der Waldwirtschaft“, „WTO-Verhandlungen“ und „Molkerei- und Bundessaldierung Milch“.
Angenommen wurden von der Landesversammlung die Positionspapiere „Nur erstklassige Aus- und Fortbildung sichert den Agrarstandort Bayern“ sowie „BJB gegen Einführung eines Führungszeugnisses für Ehrenamtliche“. (Über die Exkursionen und den Oberpfälzer Abend berichten wir an anderer Stelle.)
Nach einer Andacht am Sonntagmorgen begrüßten die Landesvorsitzenden zahlreiche Ehrengäste. Bürgermeister Markus Dollacker brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Landesversammlung der Bayerischen Jungbauernschaft in seiner „noch stark landwirtschaftlich geprägten Gemeinde Ensdorf“ stattfindet. „Wir haben 13 Haupt- und 23 Nebenerwerbslandwirte. Die letzte Viehzählung ergab 1200 Rinder, 2300 Schweine, 400 Schafe, 300 Hühner und 26 Pferde.“ Auch Landrat Richard Reisinger hob hervor, dass im Landkreis Amberg-Sulzbach die „Landwirtschaft in einvernehmlichem Miteinander noch eine sehr große Rolle spielt“. Er forderte die Delegierten auf, sich im Landkreis wohl zu fühlen. MdL Albert Füracker, Vorsitzender des Agrarausschusses des Bayerischen Landtags, stellte in seinem Grußwort die komplexen Zusammenhänge und Anforderungen an die Landwirtschaft heraus. „Die Landwirtschaft spielt in Bayern nach wie vor eine große Rolle“, bescheinigte er den Verbandsvertretern und forderte sie auf: „Bleibt auf eurer Linie und zeigt uns weiter die Richtung!“. MdL Reinhard Strobl übermittelte „in Ensdorf, einem Ort der Umweltbildung“ den Vertretern der Jungbauernschaft die Grüße der SPD-Landtagsfraktion und versicherte ihnen, dass „die Landwirtschaft uns in den kommenden Jahren noch mehr beschäftigen werde“. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Götz, forderte dazu auf, im Landkreis „wieder eine aktive Jungbauernschaft zu initiieren“. 1800 landwirtschaftliche Betriebe, zu zwei Dritteln im Nebenerwerb, bewirtschaften im Landkreis rund 53000 Hektar Fläche mit Schwerpunkt Milchviehhaltung. Neben 20 bestehenden Biogasanlagen sind zehn weitere in Planung.
Anschließend wurde berichtet über Internationales der BJB, Gruppenleiterlehrgang und Jugendleiterkarte Juleica, die Jugendpolitik im Verband und die Mitarbeit im Bayerischen Jugendring, eigene homepage (www.lj-bayern.de), facebook sowie die Bayerische Landjugendzeitung. Zusammenarbeit mit Katholischer und Evangelischer Landjugend, die Arbeitsgemeinschaft der Landjugend im Bayerischen Bauernverband, die Fachtagung Klimapolitik in Herrsching und das 200-jährige Bestehen des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes, den Berufswettbewerb, bei dem heuer der Bezirksverband Oberpfalz auf Bundesebene den 2. Platz errungen hat, die anstehenden „Grainauer Tage“, den Landeslandjugendtag 2010. Die „Kalendergirlparty“ findet im November 2011 in Dachau statt, die Erntekronenübergabe an den Landwirtschaftsminister 2011 in Lindau, das nächste Landestreffen im Februar 2011 in Waldmünchen. „Im Jahr 2013 feiert die Bayerische Jungbauernschaft ihr 60-jähriges Gründungsjubiläum. Dazu sind Ideen aus den Bezirken gefragt und die Gründung eines Arbeitskreises vorgesehen“, erklärte abschließend BJB-Landesvorsitzender Ludwig Raßhofer.
Exkursionen
Die zum Teil 500 Jahre alten Felsenkeller in Schwandorf sind nicht nur imposante Zeugen des einst blühenden Brauwesens der Stadt. Die alten Keller dienen auch als außergewöhnliche Location für das Abhalten von Konzerten und der Aufführung von Theaterstücken. Sieben Kellersysteme bestehen aus 60 Räumen und Gängen. Dies interessierte einige Jungbauern und Jungbäuerinnen bei einer Exkursion bei der Landesversammlung. „Kellergeschichte zum Anfassen.“
Eine weitere Exkursion ging zur Horsch-Maschinen GmbH zum Gut Sinzenhof, wo bereits 1981 Michael Horsch mit dem Umbau und der Weiterentwicklung von landwirtschaftlichen Maschinen begann. Nach der Firmengründung 1984 wurden mit dem Terra-Trac weitere Produkte entwickelt. Die deutsche Wiedervereinigung veränderte die Situation, da es nun eine Vielzahl großer Ackerbaubetriebe gab, die neue Techniken brauchten. Das Wachstum der Firma beschleunigte sich, die Renditen stiegen, und Horsch entwickelte sich zu einem der größten Hersteller von Sämaschinen und Bodenbearbeitungsgeräten in Europa. Eine Besichtigung war für die jungen Landwirte so natürlich von besonderem Interesse.
Eine Gruppe der Delegierten blieb allerdings in Ensdorf und lernte dort die Klosteranlage, die barocke Asamkirche St. Jakobus und die reich ausgestattete holzgeschnitzte Sakristei kennen. „Ein historisches Ambiente an einer Jakobusstätte und zugleich oberpfälzer Pilgerzentrum“, so Jürgen Zach, Verwaltungsleiter des ehemaligen Benediktinerklosters, in dem seit 1920 die Salesianer Don Boscos wirken. Er erläuterte ausführlich die Philosophie des Klosters: „Schöpfung erleben, miteinander leben, im Einklang mit der Natur leben.“ Unter seiner Führung wurden auch Niederseilgarten, Klanghaus, Kletterwand, Kräutergarten, natur belassene Kneippanlage, Grüne Kapelle, Solarkreuz und die Umwelt-Musik-Werkstatt besichtigt.
Das vom Werkhof Amberg-Sulzbach, einer Einrichtung der evangelischen Diakonie, in der ehemaligen Klostergärtnerei betriebene Projekt „Treffpunkt Grün“ für benachteiligte Jugendliche und Erwachsene begeisterte die Besucher aus ganz Bayern. Das Projekt dient zur Integration von jungen arbeitslosen Männern und Frauen in Arbeit und Ausbildung im ländlichen/naturnahen Raum. In Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung und Integration für den Landkreis Amberg-Sulzbach und der Agentur für Arbeit Amberg. Durch sinnvolle und zukunftsträchtige Angebote in den Bereichen Beschäftigung, Qualifizierung und Betreuung werden junge Menschen unterstützt, die sich (bisher) schwer tun, eine passende Arbeit oder Ausbildung zu finden. Ihnen wird eine Beschäftigung angeboten, die Orientierung gibt und bei der sie sich und ihre Fähigkeiten erproben. So wurde die Gärtnerei wieder belebt, wird wieder Obst und Gemüse regional und qualitätvoll erzeugt und verkauft. „Zur Philosophie unseres Klosters gehört auch die Regionalität. Regionale Sprache, regionale Erzeugung, regionales Essen“, betonte Zach. „6000 Liter Apfelmost wurden heuer gepresst, für nächstes Jahr ist ein Regionalladen mit Erlebnisgastronomie geplant. Der Heimat- und Kulturverein macht sich zudem für eine Kommunbrauerei stark.“ Zusammen mit der Uni Bayreuth gibt es bei Treffpunkt Grün noch ein besonderes Vorhaben: Die Neuzüchtung einer alten Maisersatzpflanze. Diese mehrjährige Pflanze ist weitgehend resistent gegen Schädlinge und weitaus energieeffizienter als herkömmlicher Mais. Seine Gäste führte er auch zum Schaubienenstand, klärte sie über die Erzeugung des „Ensdorfer Klosterhonig“ und dessen Vermarktung auf. Paul Lindner zeigte seine Herde aus 13 Oberpfälzer Rotrindern. Vorbei an den Weihern des Feuchtbiotops ging es zurück zum Kloster.
Hier interessierten sich die Jungbauern noch besonders für die seit November 2004 existierende und mit heimischen Hackschnitzeln betriebene Biomasse-Heizanlage. „Bisher wurden dadurch rund 570000 Liter Heizöl ersetzt und damit etwa 1650 Tonnen CO2 eingespart“, wusste Zach zu berichten. „Ferner machen seit 1995 zehn Quadratmeter Fotovoltaik-Panele Strom. Seit 2004 konnten 6500 Kilowattstunden erzeugt und so 0,9 Tonnen CO2 eingespart werden. Im Dezember 2007 kamen weitere 14,63 kWp auf dem Bildungshaus dazu. Bis Ende 2010 wurden insgesamt 38500 Kilowattstunden Strom regenerativ erzeugt und damit 19,3 Tonnen CO2 eingespart. Und: Alle Fotovoltaikanlagen sind Aufdachflächen und verbrauchen keine Freiflächen!“
Dann berichtete der Verwaltungsleiter noch darüber, dass die circa 50 Hektar landwirtschaftlichen Flächen des ehemaligen Klostergutes an ortsansässige ökologisch wirtschaftende Landwirte verpachtet sind und die rund zehn Hektar Klosterwald sukzessive ökologisch zu gesundem Mischwald umgestaltet und nachhaltig bewirtschaftet werden.
Der Bezirksverband Oberpfalz der Bayerischen Jungbauernschaft hatte ein ansprechendes Abendprogramm organisiert: Einen Oberpfälzerabend mit Musik, Mundart, heimischer Schmankerlküche, Zoiglbier und vielem mehr.