Kreative Weiterentwicklung der Liebe zur Heimat
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Bürgermeister Markus Dollacker betonte, dass die Jahresausstellung Ensdorfer Künstler seit acht Jahren ein „kultureller Höhepunkt und ein Maximum an Kultur im Vilstal, im südlichen Landkreis, in unserer Region“ ist. Eine Ausstellung sei nur dann eindrucksvoll und hinreißend, wenn auch der Rahmen, das Umfeld passe. „Es kann keinen besseren Rahmen geben als den Kreuzgang des Klosters.“ Er dankte seinen Bauhofmitarbeitern, dem Kloster, den Organisatoren der Ausstellung – Siegfried Link und Gerd Seidel – und „den ausstellenden Künstlern, dass sie uns teilhaben lassen an ihren Werken, dass sie uns zeigen, näher bringen, nachdenken lassen“. „Es gibt zwar Menschen, die fürchten, dass nach allen Zeitströmungen, Modeerscheinungen und Massenkultur die Künstler in ihrer Kunst leer geschöpft und sprachlos geworden sind, denn sie hätten nichts Neues mehr zu sagen. Diese Befürchtung wird heuer durch das Programm der Ensdorfer Künstler wieder erneut zerschmettert. Haben wir Mut zur Kunst. Aufgabe der Künstler ist es, uns immer wieder zu überraschen mit neuer Kunst und dadurch zum Nachdenken anzuregen. Unsere Aufgabe hingegen ist es, bereit zu sein, aktiv zu denken, nachzudenken und nicht der Berieselung Glauben zu schenken, diese sei bereits Kunst“, so der Bürgermeister
Gerd Seidel, Ensdorfer Künstler und Organisator der Ausstellung, befasste sich in seiner Eröffnungsansprache eindringlich mit der Freiheit der Kunstschaffenden. „Diese Ausstellung zeigt, wie weit künstlerische Freiheit gehen kann. Die Arbeiten reichen vom absoluten Realismus bis hin zur abstrakten, naturalistischen Kunst.“ Kunst sei ein Indikator der Freiheit. Sie zu reglementieren, sie zu entfernen oder endlich zu vernichten, führe zur Auslöschung der Freiheit. Mit der Entziehung von Kunst werde der Mensch in die Nichtigkeit geworfen. „Deshalb bin ich der Meinung, dass in den Schulen auf das Fach Kunsterziehung viel mehr Wert gelegt werden muss und darauf nicht verzichtet werden darf“, kritisierte Seidel. „Wenn schon die körperliche Vergewaltigung die Würde des Menschen zerstört, dann vernichtet die Entfernung von Kunst zudem noch den Sinn seines Daseins.“
Kunst, so Seidel, dringt in tiefere Schichten des Menschen ein. Sie darf nicht oberflächlich sein, sondern muss eine innere Notwendigkeit hervorrufen und aus ihr kommen. Kunst habe somit zusätzliche Verantwortung. Sie schaffe Verantwortung. „In letzter Konsequenz ist sie Verantwortung, die sich vornehmlich darin ausdrücke, den oberflächlichen Bildungstsunami in den Medien zu widerstehen und neue Sehensweisen zu zeigen. Indem sie bewegt, verrückt sie Anschauungen, Überzeugungen und letzte Gewissheiten. Indem sie bewegt, animiert sie den Menschen, sich selbst bewusst zu werden und nicht zuletzt Macht über das eigene Leben zu gewinnen.“ Eine Gesellschaft, welche ihre Künstler ignoriere, übe nicht nur gegen den Künstler persönlich oder auch die an der Kunst Gewalt aus, sondern wende sich zudem gegen die grundlegende Möglichkeit, Fähigkeiten des Denkens und Urteilens des Menschen anzuerkennen. Indem sie die Freiheit auf diese Weise vergewaltige, verhindere sie auch die Suche der eigenen Gesellschaft nach ihrem Sinn und ihrer Identität. „Ein Feind der künstlerischen Freiheit ist die Gleichgültigkeit und die Oberflächlichkeit. Gerade in der jetzigen Zeit greifen diese Eigenschaften immer mehr um sich. Die Forderung nach der Freiheit der Kunst und der Künstler ist eine Anmahnung der Rechte jedes einzelnen Menschen nach Erkenntnis und Sinn seiner selbst“, mahnte Seidel an.
Die 8. Jahresausstellung Ensdorfer Künstler kann bis zum 31. Juli täglich von 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt im Kreuzgang des Klosters Ensdorf der Salesianer Don Boscos besichtigt werden.