Kabarettistisches Feuerwerk im romantischen Ambiente
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Jedes Leben braucht an Inhalt. Wenn der Inhalt aber rund is und aus Leder – des is halt nix!“ meinte die Schlierseerin in ihrem ersten Soloprogramm „Ballkontakt – eine Spielerfrau packt aus“. Andernorts wurde derweil gebannt auf das Fußballgeschehen der WM in Brasilien geschaut. Mit deftig-kernigen aber hintersinnig-kritischen Sprüchen trat sie spritzig-originell den Beweis an, dass sich die eigentlichen Dramen am Spielfeldrand abspielen. Und dann teilte sie kräftig aus. Zwar ist in ihrer Beziehung eigentlich alles in Ordnung: „Wenn der Mann drei Mal pro Woche ins Training geht, am Samstag zum Spiel, danach zum Wirt. Das sorgt für Verlässlichkeit und einen stabilen Lebensrhythmus. Da is da Mo guat aufgramt!“ Aber die Liaison zwischen Frau und Fußball bringt auch ungeahnte gesellschaftliche Verpflichtungen mit sich, denn im exklusiven Club der Spielerfrauen gelten ganz spezielle Abseits-Regeln. „Wer nicht jammert, hat verloren“, so Eixenberger.
Denn auch beim weiblichen Anhang des der Herrenmannschaft vom TSV Pappenzell herrscht ein stetiger Auf- und Abstiegskampf. Die Kinderpflegerin Angie mutiert zum C-Promi, ohne auch intellektuell den Sprung in die Bundesliga zu schaffen: „Wenn der Mann anfängt, eine Leuchte zu sein, wirft die Frau lange Schatten.“ Freundin Moni hingegen hat sich „beziehungstechnisch“ mit ihren 23 Jahren vom Torwart übers defensive Mittelfeld bis zum Torschützenkönig vorgearbeitet und besitzt jetzt so „spieltaktisch“ den besten Überblick. Als sie aber plötzlich verlassen wird und wider Erwarten auf der Ersatzbank landet, muss sie erkennen: „Die Partnerschaft läuft heute wie der Aktienmarkt: Rausholen, was drin ist, und dann weiterschauen.“ Folglich flüchtet sie sich in die wunderbare Welt der Heilkristalle und nötigt die anderen Spielerfrauen zur kollektiven Zen-Meditation, während die Männer vom Herbstmeister direkt zum Jägermeister übergehen und über dem Abstiegskampf spirituelle Regenwolken aufziehen.
Dazu kommt für die Spielerfrauen noch das ewige Thema „Shoppen, shoppen, shoppen“. Die Kinder nerven ebenso Tante Ursi. Sie beherrscht jede Form der Konversation: „Facebook hält sie für eine Sekte und Twitter für eine Geschlechtskrankheit.“ Sehr wandlungsfähig und temperamentvoll beleuchtete Christine Eixenberger den Geschlechterkampf aus der sportlichen Perspektive. Zwei Mal 45 Minuten Lachspielzeit plus Verlängerung. In der zweiten Halbzeit agierte sie als Stadionsprecherin. Das Glockengeläut überschrie sie und der „zwitschernden Klosteramsel“ rief sie spontan zu: „Spezi, i kumm glei rauf.“ Als diese weiter zwitscherte meinte die Kabarettistin: „I glaub, des is a Amsel mit ADHS!“
Dass die Kabarettistin in der Nachspielzeit zu mehreren Zugaben wieder auf die Bühne musste, war bei dem tollen Programm zu erwarten. Fazit: Ein gut zweistündiger Kabarettabend der Extraklasse aus dem bayerischen und fußballerischen Leben gegriffen mit Humor, aber auch Kritik, und den Leuten aufs Maul geschaut, brachte Christine Eixenberger das Publikum zum Lachen, aber auch zum Nachdenken.