Jubiläumskonzert 70 Jahre Blaskapelle Ensdorf
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Schmissig begann die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller ihr Jubiläumskonzert mit der Marsch-Polka „Ensdorfer Musikanten“, die der ehemalige Vilstaler Erhard Holler eigens für sie komponiert hatte und im Jahr 2000 an gleicher Stelle uraufgeführt wurde.
„Was erwartet Sie heute Abend?“ fragte Dirigent Haller die Zuhörer. „Vielleicht etwas anderes als Sie erwarten!“ gab er gleich die Antwort. „Das Konzert wird keine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Schlagern, Filmmusik oder konzertanten Liedern sein, vielmehr stammen die meisten Stücke aus unserem normalen Repertoire.“
Im Mittelpunkt des Abends stand die Geschichte des kleinen Jungen Schorschi, dessen Lieblingsfächer in der Schule Musik und Erdkunde sind, und der seit Kurzem Trompete zu spielen lernt, davon träumt, in einer richtigen Blaskapelle mitspielen zu dürfen. Als seine Klasse in Erdkunde die osteuropäischen Länder durchnimmt, sitzt er eines Tages bei seinen Hausaufgaben über dem Schulatlas und starrt auf die bunten Karten mit Ländern wie der Tschechischen Republik, Österreich, Ungarn, Russland, Polen und anderen. Auf einmal fällt ihm auf, dass viele Blasmusikstücke, von denen er im Musikunterricht gehört hat, genau aus diesen Ländern kommen. Er stützt den Kopf in die Hände und fängt an zu träumen. Er begibt sich auf eine Traumreise durch Osteuropa. Die Blaskapelle Ensdorf begleitete ihn mit ihrem Jubiläumskonzert auf dieser Reise musikalisch. Außerdem untermalten Bilder die Reise visuell. Die Geschichte wurde vom elfjährigen Philipp Sperl vorgetragen, die Informationen zu den jeweiligen Musikstücken las Johann Frind. Zusammengestellt wurden Geschichte und Informationen von Isabel Lautenschager. Bilder und Präsentation von Angela Reiser.
Los ging die musikalische Traumreise durch Osteuropa mit dem Liedermarsch „Muss i denn zum Städtele hinaus“, einem Volkslied im Arrangement von P. Zien. Die englischsprachige Version von Elvis Presley im Jahr 1960 erfuhr weltweite Verbreitung. „Böhmischer Wind“, ein Walzer von Ernst Mosch, hieß das nächste Stück. Dem folgten „Böhmische Spezialitäten“, ein Polka-Potpourri, arrangiert vom leider kürzlich verstorbenen Ensdorfer Josef Lobenhofer. „A bisserl böhmisch, a bisserl bayrisch“, „Wie Böhmen noch bei Öst’reich war“, „Anneliese“ und Rosamunde“ so die einzelnen Titel. Weiter mit der Polka „Böhmischer Traum“, die gar nicht aus Böhmen stammt, sondern erst 1977 von Norbert Gälle komponiert wurde, auch wenn sie oft als „Nationalhymne der Blasmusiker“ bezeichnet wird. Josef Lobenhofer hat auch das Walzer-Potpourri „Rauschende Wellen“ aus „Schön ist die Liebe im Hafen“ und „An der blauen Donau“ arrangiert. Mit dem Marsch „Treuer Husar“ (von Heinrich Frantzen in der Bearbeitung von Josef Lobenhofer) ging die Reise weiter nach Ungarn. Die Kölner Jecken beanspruchen das Lied als eine Art Nationalhymne ihres Karnevals. Mit „Du schwarzer Zigeuner“ von Karel Vacek ging es nach Rumänien und es stand so auch ein Tango auf dem Programm. Karel Svoboda aus der Ukraine schrieb die Titelmelodie zu „Biene Maja“. Mit der Melodienfolge „Russisches Tagebuch“ im Arrangement von Hans Hartwig („Lied der Wolgaschlepper“, „Kosakenpatrouille“, „Moskauer Nächte“, „Tscherkessentanz“, „Lied der Taiga“, „Die zwölf Räuber“, „Tschaikowsky“ und „Bubliczki“) schließlich ging die Reise nach Russland. Die Polka „Russl-Bussl“ von Josef Hotovy brachte die Blaskapelle Ensdorf im Arrangement von Josef Lobenhofer zu Gehör. Mit dem polnischen Klassiker „Zabierz mnie do domu, drogo krajowa“ näherte sich die Traumreise ihrem Ende. Mit dem Marsch „Bei uns daheim“ von Gustav Hammerschmidt, kam der kleine Junge Schorschi wieder in seinem Heimatdorf an.
Wie es die Stücke forderten spielten die 23 Musikanten der Blaskapelle Ensdorf unter Leitung ihres Dirigenten Hubert Haller zünftig-schmissig, fröhlich-lustig, auch mal melancholisch, aber immer rhythmisch-richtig. Dabei schöpften sie die ganze Breite volkstümlicher Blasmusik aus. Sie boten einen blasmusikalisch herrlichen Abend. Das Publikum dankte den Musikern für ihr tolles Jubiläumskonzert mit frenetischem Applaus, forderte lautstark „Zugabe!“ Diese erhielt es mit dem Walzer „Gold und Silber“ sowie dem Marsch „Musikanten-Gruß“.
Über die Blaskapelle Ensdorf
Im Jahr 1948 schlossen sich Xaver Graf, Johann Kotzbauer, Josef Lobenhofer, Philipp Roidl, Josef Wein und der Riedener Georg Hiermann zusammen, um eine Tuba zu kaufen und gemeinsam unter Leitung von Georg Schnabel (Rieden) zu musizieren. Dies gilt als Gründungsjahr der „Blaskapelle Ensdorf“. Nach einigen Unterbrechungen in den Fünfziger und Sechziger Jahren wird seit 1978 wieder regelmäßig und ohne Unterbrechung geprobt und gespielt. Hubert Haller ist seit 22 Jahren ihr Dirigent.