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Jahreshauptversammlung des Imkervereins

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Sehr gut besucht war die Jahreshauptversammlung des Imkervereins Unteres Vilstal am Freitag beim Schlosswirt in Theuern. Vorsitzender Stephan Graf begrüßte dazu neben vielen Mitgliedern auch den langjährigen Vorsitzenden Anton Giovagnoli und Ensdorfs 2. Bürgermeister Karl Roppert. Neben den Berichten waren Neuwahlen der Vorstandschaft, Satzungsgebung und die Eintragung als „e.V.“ wichtige Tagesordnungspunkte.

Nach dem Gedenken für verstorbene Mitglieder berichtete Schriftführer Gerhard Wechner über vier Vorstandsitzungen, erinnerte an den Vereinsausflug nach Frontenhausen zur Imkerei Krieger, die monatlichen Imkerschulungen mit namhaften Referenten zu Themen wie „Rückstandfsfreies Imkern“, „Betriebsweise am Rottaler Bienenhof“, „Betriebsweise, Zucht und Varroabehandlung“, „Zucht der Honigbiene Carnika, „Richtiges Anwenden der Varroamittel Api-Lif-Var und Oxalsäure“, „Grüne Gentechnik eine Gefahr für die Bienen“ sowie „Propolis – Apitherapie im täglichen Leben“. Besichtigt wurden die Bienenstände von Stephan Graf und Josef Reindl. An den Schulungen nahmen insgesamt 311 Mitglieder teil. Die gemeldete Zahl der Bienenvölker der Vereinsmitglieder im Jahr 2011 betrug 554. Aktuell hat der Imkerverein Unteres Vilstal 63 aktive und 10 passive Imker.

Über die Aktivitäten des Vereins berichtete ausführlich Vorsitzender Stephan Graf. Intensiv wurden die „Probeimker“ betreut, die Jungimker gefördert und besonders geschult. „Die Blütenhonigernte war heuer sehr gut, nur durchschnittlich aber waren Sommertracht bzw. die Waldhonigernte“, erklärte er. Der Großhandel za hle derzeit  erfreulich gute Preise für den Honig. Die Probleme mit der Varroa-Milbe waren wegen des warmen Frühjahrs und dadurch überdurchschnittlich sehr frühen Brutstarts heuer besonders groß. Bei der Zucht vermeldete Graf gute Begattungsergebnisse. Während der Waldtracht sei die Zucht aber sehr schwierig gewesen mit kleinen Königinnen, was sich wiederum auf die Völkergröße auswirke. Zu Problemen der Imkerei äußerte sich Vorsitzender Graf ausführlich in einem Interview (siehe an anderer Stelle). Er bedankte sich bei seiner gesamten Vorstandschaft für „hervorragende Mit- und Zusammenarbeit“.

Kassier Josef Reindl berichtete über die gesunde Finanzlage des Vereins. Die Kassenprüfer Georg Graf und Ludwig Kneißl bescheinigten ihm „einwandfreie und übersichtliche Kassenführung“. Die Versammlung entlastete Kassier und die gesamte Vorstandschaft einstimmig.

Für 15 Jahre Mitgliedschaft wurde Adolf Fleischmann aus Rieden die Ehrennadel in Bronze verliehen.

Karl Roppert, 2. Bürgermeister der Gemeinde Ensdorf, überbrachte die Grüße seiner Gemeinde, dankte der bisherigen Vorstandschaft und wünschte der neuen viel Glück, allen Imkern ein erfolgreiches Jahr 2012 „mit besserem Bienenwetter“.

Anschließend gab sich der Imkerverein Unteres Vilstal mit Sitz in Ensdorf eine neue Satzung und will sich als „e.V.“ ins Vereinsregister eintragen lassen und als rechtsgültiger Verein die Gemeinnützigkeit beantragen. Einstimmig erhöhte die Versammlung den jährlichen Mitgliedsbeitrag auf zwölf Euro.

Die anschließenden Neuwahlen brachten nur einstimmige Ergebnisse. Vorsitzender bleibt Stephan Graf. Neuer zweiter Vorsitzender wurde der bisherige Kassier Joses Reindl. Neuer Schatzmeister ist Karl Schleicher, neuer Schriftführer Karl Siegert. Beisitzer sind Gerhard Wechner und Peter Wittmann. Kassenprüfer bleiben Georg Graf und Ludwig Kneißl.

Der Imkerverein Unteres Vilstal ist bei der Vermarktung des Honigs behilflich, besorgt kos-tengünstig Bienenfutter und Mittel zur Bekämpfung der Varroa-Milbe, kümmert sich um die Königinnenzucht und berät seine Mitglieder. Jeden ersten Freitag im Monat um 19.30 Uhr findet in der Schlosswirtschaft in Theuern ein „Imkerstammtisch“ mit Vorträgen und   Dis-kussionen statt. Darüber hinaus gibt es weitere Informationsveranstaltungen. Derzeit wird von der neuen Vorstandschaft das Jahresprogramm 2012 erarbeitet. Fest steht bereits, dass ein Kurs zur Königinnenzucht abgehalten und wieder ein Tagesausflug unternommen wird. Dafür erbittet die Vorstandschaft um Vorschläge.

Imkern auf Probe

Der Imkerverein Unteres Vilstal führt auch 2012 die Aktion „Imkern auf Probe“ fort.

Die Probeimker mieten dazu für die Zeit von Anfang April bis Ende August 2012 ein Bienenvolk zur eigenständigen Nutzung. Die Betreuung wird von einem erfahrenen Imker unter Anleitung durchgeführt. Der Mietpreis beträgt einmalig 100 Euro. Im Preis enthalten ist der Aufstellplatz für die Zeit der Vermietung, die leihweise Nutzung der Beute (Boden, Zargen, Deckel) für dieses Bienevolk und die benötigten Werkzeuge wie Smoker oder Imkerpfeife, Stockmeißel, Besen etc. für die Arbeiten an den Bienen. Während des Mietzeitraums erhalten die Probeimker von erfahrenen Imkern des Vereins zu gegebenen –Zeiten eine begleitende fachliche Betreuung (Schulung), praktische Unterstützung bei den anfallenden imkerlichen Tätigkeiten, etwa beim Schleudern des Honigs sowie den gesamten Honigertrag. Zur fachlichen Begleitung erwerben die Probeimker das Fachbuch „Einfach Imkern“ von Dr. Gerhard Liebig zum Preis von 19,80 Euro. Das Buch bleibt auch nach Beendigung des Mietverhältnisses im Besitz der Probeimker. Das Probeimkern dauert zwei Jahre.

Anmeldung zum Probeimkern bei Stephan Graf, Tel. (0 94 74) 90 81 30, imkeruv.vorstand (at) gmx (dot) de

Interview mit dem Vorsitzenden

Die Imker haben derzeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Dazu interviewte die MZ den alten und neuen Vorsitzenden des Imkerverein Unteres Vilstal, Stephan Graf.

Wie sieht es derzeit mit den seit vielen Jahren bestehenden Problemen mit der Varroa-Milbe aus?

Graf: "Durch das milde und sonnige Frühjahr haben unsere Bienen heuer sehr zeitig und intensiv mit dem Brüten begonnen. So haben wir heuer erhöhte Schwierigkeiten gehabt, denn die Varroa Milbe vermehrt und entwickelt sich so in der Bienenbrut und schädigt diese bereits vor der Geburt. Sie saugt unsere BienenvöIker buchstäblich aus. Imker die nicht sofort nach der letzten Honigernte Mitte Juli ihre Völker gegen die Milbe behandelt hatten, haben bereits jetzt Völkerverluste. Viele Imker kommen mit den Behandlungsmethoden der Bieneninstitute nicht zurecht, es fehlt manchmal - nicht aber bei unserem Verein - an Aufklärung."

Schadet die Grüne Gentechnik den Imkern und ihren Bienen?

Graf:  „Gentechnisch veränderte Pflanzen verändern Nutzpflanzen, schädigen also auch die Bienen, denn diese unterscheiden nicht zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen, wenn sie Pollen eintragen. Honig, der mit gentechnisch veränderten Pollen verunreinigt wurde, ist nicht verkehrsfähig, darf nicht verkauft werden. Dies hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in einem Urteil verkündet. Nach GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) verunreinigtes Mais-Saatgut wurde 2010 noch in 6,2 Prozent der Proben festgestellt, 2011 bereits in sieben Prozent. Irrsinnigerweise ist laut Gesetz eine Verunreinigung von 0.9 Prozent zulässig. Das ist eine schleichende Einführung durch die Hintertür! Im Honig aber gilt eine Nulltoleranz, heißt absolut 0,0 Prozent frei von gentechnisch veränderten Organismen und daraus gewonnen Pollen. Wie sollen wir Imker das erreichen? Bienenprodukte sind daher von der Grünen Gentechnik sofort betroffen, wenn in Deutschland die Aussaat von gentechnisch kontaminiertem Saatgut toleriert wird!“

Wie steht es dann mit Biogasanlagen?

Graf: „Biogasanlagen sind grundsätzlich nicht schlecht. Doch: Durch die ständig steigende Zahl der Biomassekraftwerke wird in großem Flächenmaß Mais angebaut. Der Pollen der Maispflanze führt zu einer einseitigen Ernährung der Bienen, die sie anfällig gegen Krankheiten macht. Um jedes Jahr Mais auf den gleichen Feldern anbauen zu können, kann Santana, ein insektizidhaltiges Bodengranulat, das bei der Aussaat – Wirkstoff Clothianidin -  in den Boden eingebracht wird, verwendet werden, damit die Maispflanze vor dem Drahtwurm geschützt wird. Diese nimmt den Wirkstoff auf und wird giftig. Bei starker Sonneneinstrahlung geben Pflanzen dann Guttationswasser ab, das Insekten besonders gerne aufnehmen. Bienen und andere Insekten, die diese Flüssigkeit aufnehmen, sterben in Sekundenschnelle! Wir müssen die Bevölkerung und unsere Kunden aufklären über die Auswirkungen von Biomassekraftwerken auf die Bienen, ihre Produkte und über die Folgen für Bestäubung und damit Fruchtertrag z. B. beim Obst aber auch die weiteren Folgen für die Pflanzenvielfalt. Ohne Bestäubung keine Frucht!“  

Gibt es auch Positives für Imker zu vermelden?

Graf: „Durchaus. Die von der Imkervereinigung ins Leben gerufenen Programme „Blühende Landschaften“ im Rahmen der Flächenstilllegung in der Landwirtschaft könnten für ausreichende Bienenahrung sorgen. Die Aktion ‚Faire Milch’ hilft und ebenso. Und erfreulich: Die Zahl der Bio-Landwirtschaftsbetriebe nimmt zu.“