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Informationsgespräch zur Flüchtlingshilfe

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Schon seit längerer Zeit macht sich der Pfarrgemeinderat Gedanken über Möglichkeiten, wie den in Ensdorf wohnenden Flüchtlingen geholfen, wie sie unterstützt werden könnte. Nun hatte er am Mittwoch zu einem Informationsgespräch in den Pfarrsaal eingeladen.

Pfarrgemeinderatssprecherin Agnes Graf und Pfarrer Pater Hermann Sturm waren überrascht über das große Interesse. 22 Frauen und Männer waren gekommen. „Unmenschlicher ist es noch nie zugegangen auf der Welt wie heute“, stellte Pfarrer Sturm fest und kritisierte die Riesengewinne der Schleuser, die von der Not anderer – auch von Frauen und Kleinkindern - profitieren. Das könne man zwar in der Gemeinde nicht ändern, aber etwas tun, um Menschenwürde zu geben. „Ihnen helfen bei Dingen des Alltags ist menschlich und christlich“, betonte er. „Wir haben in Ensdorf Flüchtlinge da, niemand randaliert und es gibt keine Klagen.“

Marianne Scharl, Maria Leikam und Marga Grosser sind bereits seit längerer Zeit in der Flüchtlingshilfe tätig und berichteten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Marianne Scharl engagierte sich zunächst montags und donnerstags bei Deutschkursen im evangelischen Gemeindesaal in Rieden. Jetzt auch bei der Hausaufgabenhilfe für Erwachsene, einmal sogar bei der Wohnungssuche. Alle drei berichteten von ihren Erlebnissen bei Einkaufshilfen, Transport und Arztbesuchen. Besonders schwierig gestalten sich Behördengänge. „Das ist ein Irrsinn“, kritisiert Marga Grosser. „Ohne vorherige Terminabsprache hat man da keine Chance!“ Schwierig sei es auch bei Krankenkasse oder Jobcenter. Sie alle haben noch keinen erlebt, der nicht respektvoll und dankbar ist. Keiner sei frech, ganz im Gegenteil. Sie laden als Dank zu Kaffee oder Tee ein.

„Viele haben Heimweh, wollen raus, um keinen ‚Heimkoller’ zu bekommen“, weiß Maria Leikam. „Sportmöglichkeiten wären das A und O“, berichtet Marianne Scharl. „Sie wollen Leute kennenlernen. Wir müssen an sie herangehen und Kontakte knüpfen, dann ist die Sprache auch kein Problem mehr. Die wollen alle Deutsch lernen und einen Job finden. Es fehlt aber an deutschen Zeitschriften und Büchern, Kinderbücher vor allem.“ Da will die Ensdorfer Pfarr- und Gemeindebücherei helfen.  

Sieben Frauen und Männer aus Ensdorf haben sich bereit erklärt, bei der Hilfe für Flüchtlinge mitzumachen. Angedacht wurde eine Verschönerung des Aufenthaltsraumes in der Ensdorfer Flüchtlingsunterkunft in der Schwandorfer Straße, wöchentliche Hausaufgabenhilfen für Erwachsene, bei Einkauf und Behördengängen zu helfen, selbstverständlich auch beim Erlernen der deutschen Sprache. Bei einem monatlichen „Integrations-Cafe“ soll in lockerer Atmosphäre im Pfarrsaal die Möglichkeit der Begegnung und des Kennenlernens – auch der verschiedenen Kulturen - von Flüchtlingen und Einheimischen ermöglicht werden. Lothar Trager, Vorsitzender der DJK Ensdorf, heißt Flüchtlinge und Asylbewerber zu sportlichen Tätigkeiten willkommen. „Fußball dürfte sie am meisten ansprechen“, meint er. „Wir bräuchten allerdings Kontaktpersonen“, erklärt er. „Man sollte auch Hilfe zur Selbsthilfe anregen“, regte Hildegund Domanits an: „Es gibt  Rechtsanwälte und Lehrer unter den Asylbewerbern und Flüchtlingen. Die wären ein wertvolles Bindeglied, zum Beispiel als Dolmetscher.“

Derzeit leben in Ensdorf 25 Flüchtlinge: zehn aus Syrien, sieben aus dem Irak, zwei aus dem Iran und eine sechsköpfige Familie, deren Staatsangehörigkeit ungeklärt ist. Unter den 25 Flüchtlingen bzw. Asylbewerbern sind sieben schulpflichtige Kinder, die anderen sind im Alter zwischen 21 und 44 Jahren.