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Heimkehrerverband nach 60 Jahren aufgelöst

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am 4. Dezember 1949 gegründet löste sich nach genau 60 Jahren am Samstag der Heimkehrerverband Ensdorf im Gründungsgasthaus Dietz auf. Er hatte zuletzt nach Todesfällen nur mehr fünf „echte“ Kriegs- und Gefangenschaftsheimkehrer als Mitglieder, nämlich Ludwig Bayer, Georg Dirmeier, Heinrich Eichenseer, Josef Ferstl und Peter Hammer, dazu neun Frauen verstorbener Heimkehrer.

Zu dem „traurigen aber zu erwartenden Anlass“ begrüßte Vorsitzender Altbürgermeister Georg Dirmeier als Ehrengäste Bürgermeister Markus Dollacker, Pfarrer Pater Hermann Sturm und Klosterdirektor Pater Georg Matt, der am Morgen schon einen mit den Heimkehrern und ihren Angehörigen einen Dankgottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus gefeiert hatte. Mit einer Gedenkminute gedachte die Versammlung aller verstorbenen Mitglieder, insbesondere dem im laufenden Jahr verstorbenen langjährigen Kassier Josef Hafenbradl.

Pfarrer Pater Hermann Sturm brachte seine Wertschätzung für die Heimkehrer zum Ausdruck. „Für das, was ihr alles mitgemacht habt in Krieg und Gefangenschaft, seid ihr noch relativ fit“ meinte er. „Ihr habt euch in der Heimat wieder zusammengefunden und seid immer eine schöne und wichtige Gemeinschaft gewesen. Meinen herzlichen Dank dafür.“

„Für die jüngere Generation wäre es besser, zuzuhören bei persönlich erlebten Geschichten von Heimkehrern aus Kriegs- und Gefangenschaftszeiten, als sich vom Fernsehen vage informieren zu lassen“, betonte Bürgermeister Dollacker. 60 Jahre Heimkehrerverband würde auch 60 Jahre Frieden – die längste Friedensspanne in der Geschichte Deutschlands und Europas - bedeuten. Was im 2. Weltkrieg und in Gefangenschaft und Vertreibung geschehen ist, darf nie mehr geschehen“, erklärte er weiter. „Der Heimkehrerverband Ensdorf half vielen, Erlebtes zu verarbeiten, gemeinsam Probleme zu lösen. Dafür Dank allen Mitgliedern, auch den bereits verstorbenen.“ Der Bürgermeister rief dazu auf, noch lange weiter zu arbeiten, damit weiterhin Frieden herrscht, auch wenn der Heimkehrerverband Ensdorf sich nun auflöse oder auflösen müsse. „Ihr habt das Heim Bundesrepublik Deutschland geschaffen. Und das wird nicht aufgelöst“, gab Klosterdirektor Pater Georg Matt zu bedenken.

„Wir wollen heute mit etwas Wehmut einen Abschluss machen“, so Vorsitzender Dirmeier. „Dies ist ein trauriger Anlass, andererseits auch ein erfreulicher für so lange Jahre des Friedens. Er dachte zurück an die Gefangenschaft in Sibirien, wo er kaum geglaubt habe, sie durchstehen und nie gedacht habe noch so lange leben zu können. Er erinnerte an die stets stimmungsvollen „echten“ Adventfeiern des Verbandes, an viele schöne Ausflüge und Feiern, die jährlichen Heimkehrerwallfahrten auf den Bogenberg. Er dankte seiner Vorstandschaft und allen Mitgliedern des Verbandes für ihre Arbeit und Treue, wünschte weiter Gesundheit und Gottes Segen. Kathi Hafenbradl wird weiterhin dafür sorgen, dass jedes Jahr ein Gottesdienst für verstorbene Mitglieder des Heimkehrerverbandes Ensdorf zelebriert wird.

Gründungsmitglied und Chronist Peter Hammer führte mit vielen Dias durch die Geschichte des Heimkehreverbandes Ensdorf. Dabei wurden zum Teil längst vergangene Erinnerungen wieder wach.