Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Gitarrenmusik auf höchstem Niveau

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Wieder einmal musste ein Open-Air-Konzert vom Innenhof nach drinnen verlegt werden. Dem Konzert der beiden Ausnahmegitarristen Anna Hronova und Jan Hron kam es sogar entgegen, da dadurch die leisen und feinen Nuancen ihrer Kunst durch die enorm gute Akustik der Hauskapelle sogar noch gesteigert wurden. Das „Duo Cantique“ spielte Musik für Herz und Seele.

Von Beginn an „zelebrierten“ die beiden Tschechen aus der Nähe von Pardubice ein Gitarrenkonzert der „Meisterklasse“. Die nur sehr wenigen aber fachkundigen Zuhörer waren gefangen von der Virtuosität und der Geschwindigkeit, mit der sie Milan Tesařs „Suita Karussel“ musikalisch umsetzten. Die drei Sätze (Intermezzo, Aria und Finale) hatten es in sich, wie Karussels nun mal sind: ständig ging es rund – Schwung holen, klanglich vom Boden in die Luft, um dann im Finale nach der letzten Runde wieder sicher zu landen.

Mit dem zweiten Stück „Cantique de Jean Racine“ von Gabriel Fauré erlebten die Zuhörer Jan Hron als Arrangeur. Das Stück wurde ursprünglich für gemischten Chor und Orgel komponiert. So wie es für ein Gitarren-Duo bearbeitet wurde, könnte man fast meinen, es ist der Namensgeber für das vielseitige Spiel der beiden. Da erstrahlte eine Klangvielfalt bei der man fast vergessen konnte, dass es sich nur um zwölf Saiten handelt, die da erklingen.

Mit den drei Sätzen der „Sonatina canonica op.196“ (Mosso, Tempo di Siciliane, Fandango en rondeau) von Mario Castelnuovo-Tedesco erklang auch Musik des 20. Jahrhunderts aus der Musica Nuova Italiens. Die Komposition verlangt Könner des Instruments und zeugt klanglich von der Freundschaft des Komponisten mit dem spanischen Gitarristen Andrés Segovia.

Nach der Pause zeigten die beiden Gitarrenlehrer am Konservatorium in Pardubice, dass sie auch Musik aus der Zeit des Barock ebenbürtig wiedergeben können. Auf dem Programm standen Jean-Marie Leclair mit der Sonata in A-Dur (Allegro, Largo, Allegro) und danach Antonio Vivaldis Andante RV 532, ein eher ruhiges Stück des venezianischen Komponisten.

Und da war sie dann doch, die Klosteramsel, die im Innenhof bei Konzerten den Zuhörern und Künstlern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn sie ihr Abendlied mit ins Programm mogelt. Und sie hatte sich keinen geringeren ausgesucht als Wolfgang Amadeus Mozart. Die „Sechs deutsche Tänze KV 509“ sind eigentlich für kleines Orchester besetzt, wurden aber vom Duo Cantique für die Gitarre adaptiert. „Mozart möge es ihnen verzeihen“, meinte Jan Hron schmunzelnd.

Bevor es zum Konzertende mit „La vida bréve“ noch einen Klassiker vom Spanier Manuel de Falla zu hören gab, rundete eine Komposition von Francois Couperin, einem weiteren Autor aus Frankreich, den Barockreigen ab.

Lang anhaltender Beifall des bestens gelaunten Publikums war der Dank für meisterhaft interpretierten und exzellent und virtuos gespielte Gitarrenmusik wie sie in der Region nur selten zu hören ist. Nicht zufällig waren auch Gäste aus Tschechien angereist.

Mit Motivationsgeschenken aus dem Klosterladen schaffte es Verwaltungsleiter Jürgen Zach noch zwei Zugaben zu erbetteln. Gerne kamen sie diesem Wunsch nach, etwa mit einer eigenen Bearbeitung der Titelmelodie des Films „Schildlers Liste“, nach der man eigentlich gar nicht applaudieren wollte, um die schöne Stimmung nicht zu zerstören.