Geschichte und Geschichten aus dem Naturpark Hirschwald
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Überrascht wurden die Besucher dadurch, dass er verkündete, dass nichts aus diesem Sonderband gelesen werde, sondern andere Geschichten aus dieser Region, die anregen und interessieren sollen, den Band zu kaufen und zu lesen. Naturparkvorsitzender Bürgermeister Markus Dollacker aus Ensdorf erklärte, dass für diese Vorstellung das Torhaus Hirschwald wohl der richtige Ort und zugleich eine Werbung für den Naturpark sei. Isabel Lautenschlager, Geschäftsführerin des Naturpark Hirschwald, der nunmehr seit zehn Jahren besteht, betonte, dass dieser knapp 28000 Hektar umfasst neben der kreisfreien Stadt Amberg und den Gemeinden Kümmersbruck, Ensdorf und Ursensollen auch die Marktgemeinden Rieden, Schmidmühlen, Hohenburg und Kastl umfasst. Als Träger des Naturpark Hirschwald fungiere der Naturpark Hirschwald e. V., dem neben diesen Gemeinden der Landkreis Amberg-Sulzbach, die Gemeinde Ebermannsdorf ist angeschlossen ist. „Die vier Hauptaufgaben sind die Pflege der Arten- und Biotopvielfalt, nachhaltiger Tourismus, nachhaltige Regionalentwicklung und Umweltbildung.“ In der Satzung heißt es dazu u.a, Der Verein hat hierzu insbesondere die Aufgabe, bei der Erschließung der landschaftlichen Schönheiten, der Bauten und Kulturstätten dieses Gebietes für Zwecke der Erholung „und zur Pflege der Heimatliebe und Heimatkunde mitzuwirken“.
„Diese heimatkundliche Schrift passt genau in das Profil des Naturparks Hirschwald und ist eine Bereicherung“, hob sie hervor. „Es gäbe noch viel mehr Material, das hier noch gar nicht berücksichtigt werden konnte. Vielleicht entstehen daraus in Zukunft noch mehr Sonderbände zum Naturpark Hirschwald, denn es gibt noch viele spannende Geschichten zu berichten.“ Zur Entwicklung des Naturparks Hirschwald in den vergangenen zehn Jahren erklärte Geschäftsführerin Isabel Lautenschlager: „Es bewegt sich und tut sich was. Wir können stolz darauf sein, auf das, was inzwischen geschaffen wurde.“
Willi Schmid, mit seiner Familie seit 2913 Besitzer des historischen Torhauses in Hirschwald, ging kurz auf die jahrhunderte alt und bewegte Geschichte des Ortes und die denkmalgerechte Sanierung des historischen Gebäudes ein (MZ berichtete bereits mehrmals ausführlich). „Hirschwald war eines der wichtigsten historischen Jagdgebiete Deutschlands. Über mehr als 300 Jahre wurde hier als Zweitsitz die Obere Pfalz regiert. Das historische Torhaus ist das letzte Zeugnis dieser geschichtlichen Epoche.“ Seit 2014 wird dieses nun von seiner Familie restauriert und saniert. Der historische Steinstadel soll künftig für weitere Veranstaltungen und Ausstellungen dienen. Im eigentlichen Torhaus wird in den nächsten Jahren eine „Hutzastube“ mit kleiner Gastronomie eingerichtet und im Obergeschoss drei Zimmer auch für Übernachtungen.
Zur kurzweiligen Gestaltung der Vorstellung des Eisengau-Sonderbandes „Geschichte und Geschichten aus dem Naturpark Hirschwald trugen Autoren nicht im Sonderband enthaltene Kurzgeschichten aus dem Hirschwald vor. Josef Schmaußer, Ortsheimatpfleger der Gemeinde Ursensollen, erzählte die lustigen Geschichten „Allererster Unfall in Inzelsberg“ und „Der ausgeliehene Kirwabär bei der Kirwa in Haag“. Ines Kämmler aus Hohenburg brachte „Die rettende Hand“ aus ihrer Reihe „Zünfte und Handwerk in Hohenburg“ zu Gehör. Riedens Ortsheimatpfleger Hubert Haas erzählte über den seit Jahrhunderten verlassen und verschollenen Ort Volkreiching. Bürgermeister Josef Gilch aus Ebermannsdorf berichtete über die Arbeit des „Historischen Verein Ebermannsdorf“ und die videoaufgezeichneten Gespräche und Gespräche mit älteren Mitbürgern. Kreisheimatpfleger Dieter Dörner zitierte aus bezirksamtlichen Visitationsberichten zu Landwirtschaft, Wohnungen, Nahrung, Getränken, Reinlichkeit, Fruchtbarkeit der Ehen und zur ärztlichen Versorgung im königlichen Bezirksamt Amberg.
Die elf Autoren Josef Schmaußer, Josef Popp, Dieter Dörner, Josef Gilch, Hubert Haas, Isabel Lautenschlager, Herbert Römer, Mathias Conrad, Christine Schormüller, Paul Böhm und Ines Kämmler des Eisengau-Sonderbandes haben auf 176 Seiten großteils farbig bebildert 28 Geschichten niedergeschrieben. Fakten und Sagen, Heiteres und Tragisches kommen darin vor:
Nostalgische Erinnerungen an das Ende einer romantischen Wirthausära, Das Zieglerschloss in Schmidmühlen, Der Hammer in Haselmühl, Die Legende der roten Rebekka, der Köhlerstochter in Ebermannsdorf, Das Wandbild mit drei historischen Persönlichkeiten in der Volksschule Kastl, Wilderergeschichten aus dem Hirschwald, 115 Jahre Wasserversorgung Bittenbrunn-Garsdorf-Köfering, Salesianerpater Dr. August Pils (1887 bis 1947), der Entdecker der Steinbergwand bei Ensdorf, Der Pulverturm auf dem Amberger Erzberg, Dou sama dahoum: „So redt’ ma bei uns“ und „Die Seele schöpft ihren Atem aus dem Dialekt“, Tod im Hirschwald 1753: „Meichelmörderisch durch einen Schus“, Das Frauenbrünnl“ und der Schwedenschuss von Siegenhofen, Die Wasserversorgung auf der Klosterburg Kastl, Fund eines jungsteinzeitlichen Steinbeiles bei Garsdorf lässt Vergangenheit lebendig werden, Trichtersperre au der Zeit des Kalten Krieges bei Pfaffenhoden, Das Ende von Finsterhüll kam mit dem Ende der Hofmarksherrlichkeit, Die Kirche St. Johann Baptist in Ebermannsdorf, Ein Wachhund an der Klosterpforte?, Der ganze „Schnüpfl“ brannte ab, Burg Ebermannsdorf – Sitz der Edelfreien Ebermannsdorfer, Der Kalkofen in Schmidmühlen, „Ein Schlehenwanderweg bei Ensdorf, Das Pfeffern – ein fast vergessener oberpfälzer Heischebrauch am Steffelstag und an Neujahr, Volkstümliches Flurmal mit geheimnisvoller Symbolik, Die Köhlerei in Ebermannsdorf, Vom Trafohaus zum Artenschutzturm, Handwerk und Zünfte in Hohenburg sowie Der Kunstwanderweg am Naturpark Hirschwald heißen die Beiträge, welche Lust zum Lesen machen.
Zu kaufen gibt es den Eisengau-Sonderband „Geschichte und Geschichten aus dem Naturpark Hirschwald“ im Buchhandel, bei der Raiffeisenbank Unteres Vilstal und bei Georg Pickl in Kastl.