Gedenken an Opfer von Krieg und Gewalt
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus gedachten – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach – Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen nicht nur der beiden Weltkriege und des nationalsozialistischen Regimes, sondern auch von Terrorismus und Bürgerkriegen in aller Welt. „Krieg zerstört Glück“, betonte Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Kriege haben bis zum heutigen Tag stattgefunden und reißen tiefe Wunden in Menschen, Völker und Gesellschaften.“ Am Volkstrauertag gedenke man der zahlreichen Opfer von Kriegen, Terror und totalitärer Systeme, derer, die in Schützengräben, Konzentrationslagern, Gefängnissen, bei Vertreibung und Flucht vor totalitären Systemen ihr Leben gelassen haben. „Deren Tod muss uns Auftrag sein, Frieden zu stiften in unseren Familien, in unserer Gesellschaft und unter den Völkern“, forderte der Geistliche. „Wir sind aufgerufen, bei uns selbst damit anzufangen. Es darf keinen Krieg mehr geben.“ Gebetet wurde dafür, dass Gott allen, die trotzdem zum Krieg rüsten oder Krieg führen, Einhalt gebiete, damit Frieden werde und Frieden bleibe.
„70 Jahre nach Beginn der Furie des Zweiten Weltkrieges, der weite Teile Europas verwüstete und an dessen Ende über 55 Millionen Tote zu beklagen waren, begehen wir den Volkstrauertag 2009“, hob Bürgermeister Markus Dollacker in seiner Rede hervor. „Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt, von Völkermord und Vertreibung, aber auch des Widerstands. Wir erinnern uns an das unsägliche Leid, das Millionen Menschen in unserem Land und in anderen Teilen der Erde zugefügt wurde. Niemals dürfen wir damit aufhören, uns die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt vor Augen zu führen.“
Der Volkstrauertag habe uneingeschränkte Berechtigung, auch wenn in Europa die Grenzen verschwämmen und der Friedensprozess keiner Ermahnung zu bedürfen erscheine. „Denn er mahnt die heutige Generation zum Frieden.“ Bürgermeister Dollacker erinnerte an die zahlreichen Kriegsgräberstätten als „unübersehbare Mahnmale für den Frieden“. „Wenn wir heute Gefallenen gedenken, schließen wir auch jene Toten ein, die in der Gefangenschaft, in den Zuchthäusern und Vernichtungslagern des nationalsozialistischen Regimes, während der Vertreibung aus der alten, angestammten Heimat und an der so genannten Heimatfront ihr Leben hingeben mussten.“
Er forderte seine Mitbürger auf zu bedenken, um wie vieles diese Welt menschlicher und lebenswerter wäre, wenn es endlich gelingen könnte, Terror, Gewalt und Krieg schon in den Ansätzen ersticken zu können. Zwar würden sich das viele wünschen, die Realität sehe aber anders aus. „Nahezu täglich wird darüber in den Medien berichtet: über Soldaten der Bundeswehr, die in Kriegen fern der Heimat, die sie nicht zu führen haben, gefallen sind. Auch Polizisten wurden außerhalb Deutschlands im dienstlichen Einsatz getötet. Somit beschränken sich das Gedenken sowie das Mahnen nach Frieden leider nicht allein auf die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Auch die Gegenwart liefert Anlässe zur Trauer und Sorge. Wir beklagen Todesfälle im Auslandseinsatz. Junge Deutsche sterben weit weg von Zuhause. Im Gegensatz zu ihren Großvätern setzen sie ihr Leben jedoch nicht für ein totalitäres Regime ein, sondern im Auftrag eines demokratischen Staates. Sie sollen für ihre Regierung kein Territorium erobern, sondern beim schwierigen Aufbau eines Landes helfen, Deshalb können wir sie nicht einfach in eine Reihe mit den Gefallenen der beiden Weltkriege stellen. Aber auch diesen jungen Menschen und ihren Familien gebührt es, dass wir mit ihnen fühlen und sie in unser Gedenken einschließen.“
„Sorgen wir, die noch im Leben stehen, dass Frieden bleibt, Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen den Völkern“, forderte der Bürgermeister auf.