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Friedensglocken zum Klingen gebracht

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Das Kloster Ensdorf hat im Zuge des Themas Gewaltprävention das Projekt „Friedensglocken“ angeregt. Immer wieder geschah es in Kriegszeiten, dass Kirchenglocken eingeschmolzen und zu Kriegswaffen wurden. „Wir haben nun den umgekehrten Weg eingeschlagen und Teile von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg zu Glocken umgestaltet und erhalten so eine neue Symbolik“, erklärte Initiator Verwaltungsleiter Jürgen Zach.

In den Jahren 2003 bis 2006 gestaltete das Berufliche Schulzentrum Oskar-von-Miller in Schwandorf zusammen mit Partnerschulen in Italien (Meran) und Hartberg in Österreich das Schulentwicklungsprojekt „Rechte Gewalt und ihre Prävention“. Die beteiligten Schulen setzten es sich zum Ziel, „Schulen ohne jegliche Form von Rassismus mit einer auf allen Ebenen demokratischen und toleranten Grundhaltung“ zu werden, „in denen der Wert des einzelnen Menschen geachtet wird“.

Das Berufliche Schulzentrum Oskar-von-Miller beschritt auch nach Beendigung des EU-Schulentwicklungsprojekts in Kooperation mit externen Partnern den Weg einer wertebewussten Erziehung weiter. Vom Kloster Ensdorf kam dabei die Anregung zum Projekt „Friedensglocken“: Teile von Fliegerbomben ais dem 2. Weltkrieg sollten zu Glocken umgestaltet und so eine neue Symbolik erhalten. Erstmalig im Bildungshaus Oase Steinerskirchen wurde 2005 die Idee geboren, den umgekehrten Weg zu gehen und Kopfteile von Bomben zu Friedensglocken umzuformen.

„Schlägt man eine Glocke an, wird sie in Schwingungen gebracht und sendet Wellen aus, die wahrnehmbar sind. Ebenso ist es in der Begegnung von Menschen. Nur wenn man offen ist für die Schwingungen, die von anderen ausgehen, sie an sich heranlässt, um seine eigene Seele davon in Schwingung bringen zu lassen, wird man in Beziehung zu den Menschen treten können. Erst auf diese Weise ist es möglich, Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden und einer Kultur des Miteinanders Raum zu geben“, so Initiator Jürgen Zach.

„In diesem Sinne sollen die beiden von Schülern des Berufsbildungszentrums Schwandorf bearbeiteten Friedensglocken, die nun im Klanghaus des Klosters Ensdorf hängen nicht nur hier, sondern als Symbol der Versöhnung auch in Meran (Italien), Sokolov (Tschechien) und am Berufsschulzentrum Schwandorf hängen. „Wenn man diese Glocken in Schwingung bringt, lässt dieser Klang innehalten, regt zum Nachdenken an oder zum Gebet“, erklärte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein. Er weihte die beiden Friedensglocken im Beisein von stellvertretendem Landrat Franz Birkl, Bürgermeister Markus Dollacker, Hans Rammrath von der Schulberatungsstelle der Oberpfalz, Günther Kohl (Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz an der Staatlichen Schulberatungsstelle Oberpfalz), Studienrat Peter Winter und Florian Hecht, Fachbereichsleiter Metall im Berufsbildungszentrum Schwandorf, Oberamtsrat Albert Halbleib vom Bayerischen Innenministerium und Herrn Beyer vom Sprengkommando Süd, welche die Bombenreste besorgt haben, Rektor Siegfried Seeliger von der Mittelschule Ensdorf mit Kindern der Offenen Ganztagsschule Ensdorf, die das Gedicht „Frühling“ von Johannes Becher vortrugen, und weiteren Gästen die Glocken.

Dabei erinnerte Pater Liebenstein an über 60 Jahre Frieden in Deutschland, was ein nicht selbstverständliches Geschenk sei. Um Frieden  müsse man sich täglich durch Engagement jedes Einzelnen kümmern, um Toleranz und Ausgleich in unserer Gesellschaft, weltweite Gerechtigkeit und tägliches Aufeinanderzugehen und Bereitschaft zur Vergebung. Friede gelte es zu schaffen nicht nur in der Welt und unter Völkern, auch in Familie und Schule, Nachbarschaft und im Dorf. Jürgen Zach und Stefan Huber sangen und spielten „Sag mir, wo die Blumen sind“ und „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns!“

„Segne diese Friedensglocken. Erst waren sie als Bomben dazu bestimmt, im Krieg gegnerische Städte, Industrieanlagen und militärische Einrichtungen zu zerstören. Sie haben Menschen Tod und Verderben gebracht. Heute sollen diese Bombenreste zum Frieden mahnen. Sie erinnern uns daran, dass der Friede ein kostbares Gut ist. Sie mahnen uns, dankbar zu sein für die lange Friedenszeit in Mitteleuropa. Sie erinnern uns daran, dass wir uns täglich um Frieden mühen müssen: Um gerechte Verteilung der Güter auf der Erde, so dass alle Menschen leben können, um Achtung und Toleranz gegenüber allen Menschen in unserem Land, um das tägliche Verzeihen und Zugehen auf die Menschen in unserem Umfeld  - gerade auf die, bei denen uns es schwer fällt. Segne alle, die zu diesen Friedensglocken kommen und lenke ihre Schritte auf dem Weg zum Frieden“, betete Pater Liebenstein.

Zu den Fürbitten schlug eine Schülerin an die beiden Friedenglocken und brachte sie so zum Klingen.