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Eröffnung der Ausstellung "Religion nebenan"

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Bis zum 5. Februar kann man im Kreuzgang des Klosters Ensdorf die Ausstellung „Religion nebenan – eine spirituelle Spurensuche“ sehen. Am Sonntag eröffnete sie Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein in Anwesenheit von Vertretern verschiedener christlicher und anderer Weltreligionen und der Politik. Die Vernissage wurde musikalisch umrahmt von der Ensdorfer Stubenmusik.

Besonders freute es Direktor Liebenstein, dass er auch die „Macher“ der Ausstellung, die Fotografin Regina Maria Suchy und den Autor der begleitenden Texte, Franziskanerpater Dr. Cornelius Bohl, begrüßen konnte, ebenso wie Vertreter der Kooperationspartner vom Katholischen Erwachsenenbildung und dem Evangelischen Bildungswerk, ohne welche die Ausstellung nicht möglich gewesen wäre. Er bedankte sich für die „unkomplizierte ökumenische Zusammenarbeit“. Für Pater Liebenstein ist die Ausstellung so etwas wie „eine ‚Sehhilfe’, die ins Bewusstsein bringt, wie vielfältig in unserem Umfeld Menschen ihren Glauben und ihre Religion leben“. „Mich regen diese Bilder zu zweierlei an: Zum einen bewusst und mit Respekt wahrzunehmen, auf wie vielen Wegen und in wie vielen Formen Menschen auf der Suche nach Gott sind; zum anderen lassen mich diese vielen Ausdrucksgestalten von Glaube reflektieren, wie mein Glaube seinen Ausdruck findet. Wenn ich diese Fülle sehe, die durchaus was Sinnliches hat, ermutigen“, erklärte er. 

Die Fotos der Ausstellung erzählen von einer spirituellen Spurensuche nach der „Religion nebenan“ im konkreten Umfeld, dem Großraum Nürnberg. Sie könnten aber so oder anders zum Teil auch im Raum Amberg entstanden sein. Sie erzählen Geschichten von Menschen, die ihre Religion leben – im häuslichen Bereich ebenso wie in der religiösen Gruppe und im öffentlichen Raum, allein oder in Gemeinschaft, in ausdrücklich religiösen Vollzügen wie Gebet und Kult oder im sozialen und politischen Engagement. 

Die Bild-Geschichten, Bild-Texte der Ausstellung wollen neugierig machen auf die spirituellen Wege von Menschen, die ganz in der Nähe wohnen und doch oft so weit weg sind und fremd bleiben. Sie laden dazu ein, sich dem bisher Unbekannten zu stellen, Neues kennen zu lernen und einander tatsächlich zu begegnen. Vielleicht können sie mithelfen, das friedliche Miteinander von Religionen und religiös lebenden Menschen zu fördern.

Regina Maria Suchy, 1967 in Nürnberg geboren, war Schülerin der Meisterklasse von Prof. Arno Fischer an der Akademie für Fotografie – FAS Fotografie am Schiffbauerdamm und der Ostkreuzschule in Berlin. Sie arbeitet als freie Fotografin in Nürnberg. In ihren freien Projekten gilt ihr Interesse den Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten. Mehrere Ausstellungen zu religiösen und interkulturellen Themen. 

Bei der Vernissage sprach sie über die Entstehung der Bilder der Ausstellung und betonte: „Jedes Bild zeigt, wie Leben in der Begegnung mit dem göttlichen Geheimnis plötzlich zu leuchten beginnt. Die Bilder erzählen von einer Spurensuche, sie wollen Situationen sichtbar machen. Die Fotos wollen neugierig machen. Sie sind Bilder einer gelebten Spiritualität.“

Franziskanerpater Dr. Cornelius Bohl wurde 1961 in Fulda geboren und schrieb die begleitenden Texte zur Ausstellung. Nach einer Promotion in franziskanischer Spiritualität in Rom war er mehrere Jahre in Nürnberg in der Noviziatsausbildung tätig. Der Provinzialvikar der Deutschen Franziskaner lebt im Kloster St. Anna in München.

„Einerseits sprechen viele von einer ‚Rückkehr der Religion’ in unserer weitgehend säkularisierten Welt, zugleich aber gibt es auch einen neuen Materialismus, der sich z. B. in der scheinbar selbstverständlichen Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche – auch in der Kirche – oder einer menschenverachtenden Gier zeigt“, erklärte Pater Dr. Cornelius Bohl bei der Vernissage zur Ausstellung „Religion nebenan – eine spirituelle Spurensuche“. Oft werde Religiöses politisch instrumentalisiert. Und oft löse schon allein das Fremde Unsicherheit, Misstrauen und Angst aus. „Religiöse Identität und kulturelle Prägung hängen eng miteinander zusammen bzw. werden auch von außen in Verbindung gebracht und sorgen dann leicht für politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff.“ Es sei ein Geschenk, glauben zu können, so Pater Bohl. Es gebe auch die andere Seite: „Glaube kippt um in Fanatismus. Und zwar in allen Religionen! Religiöse Überzeugungen schüren Konflikte und werden zur Durchsetzung politischer Ziele missbraucht (Selbstmordattentäter, Kreuzzüge, Judenverfolgung, ‚Ehrenmorde’, Kriege). „Könnte nicht die allen Glaubenden gemeinsame religiöse Grundhaltung gerade kulturelle Gräben überwinden und damit Integration fördern? Könnten Religionen nicht durch die Bündelung ihrer spirituellen Kräfte in der interreligiösen Begegnung einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die großen Krisen und globalen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen?“ fragte er. 
Religiosität werde innen gelebt, zeige sich aber auch nach außen und schaffe sich konkrete Formen. „Darum kann man auch etwas von ihr sehen und sich ein Bild davon machen. Genau das will diese Ausstellung. Die Bilder wollen neugierig machen, laden ein, für die ‚Religion neben’ Augen und Ohren aufzumachen und einander in ökumenischer und interreligiösen Begegnungen näher kennen und schätzen zu lernen. Denn davon bin ich überzeugt: Angesichts der globalen Herausforderungen der Menschheit, aber auch der sozialen Spannungen in unserer Gesellschaft ist der interreligiöse Dialog nicht nur ein notwendiges Hoffnungszeichen, sondern eine unabdingbare Notwendigkeit. Gerade weil faktisch zwischen Religionen auch Konfliktpotential besteht, gehört der interreligiöse Dialog zu den dringendsten Aufgaben unserer Zeit. Es gibt bei allen Fragen und aller Skepsis dazu keine Alternative!“ betonte Pater Dr. Bohl. Er zitierte aus der Schlusserklärung der dritten großen Friedenskonferenz von Assisi Ende Oktober: „Wir verpflichten uns, die Kultur des Dialogs zu fördern, damit gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zwischen den Einzelnen und den Völkern wachsen, die Voraussetzung für einen echten Frieden sind.“ 

Zur interreligiösen Fotoausstellung „Religion nebenan – eine spirituelle Spurensuche“, die bis zum 5. Februar im Kloster Ensdorf zu sehen ist, gibt drei interreligiöse Gesprächsabende:
Donnerstag, 12. Januar, 19.30 Uhr: „Christen und Juden im Gespräch“ mit Robert Rojzman, Mitglied des Vorstandes der Israelischen Kultusgemeinde Amberg.
Donnerstag, 19. Januar, 19.30 Uhr: „Christen und Buddhisten im Gespräch“ mit Sasi Lama aus Rheinfelden bei Basel in Zusammenarbeit mit dem Verein „Licht für Tibet“ aus Sulzbach-Rosenberg.
Donnerstag, 26. Januar, 19.30 Uhr: „Christen und Muslime im Gespräch“ mit Imam Beyhanund den beiden Moschee-Führerinnen Frau Ünal und Frau Bozkurt von der Ditib-Gemeinde Burglengenfeld.
Sonderführungen durch die Ausstellung für Gruppen ab zehn Teilnehmern können sehr flexibel vereinbart werden. Kontakt: Pater Christian Liebenstein, Tel. (0 96 24) 92 00 10, E-Mail: liebenstein (at) donbosco (dot) de