„Ensdorfer Müllwurm“ gebastelt
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Bevor Museumspädagogin Erika Haßler auf der „Braunwiese“ die spannende Geschichte von „Hannes und die Müllmonster“ von Henriette Kröger vorlas, fragte sie die Kids: „Was macht ihr mit Müll?“ Da kamen gleich spontan Antworten wie „Wegwerfen, aber auch recyceln“. Und sie zählten auf: „Glas- und Plastikflaschen, Dosen, Biomüll wie Bananen-, Kartoffel- oder Apfelschalen.“ „Biomüll halt“ erklärte der siebenjährige Ben. „Viel Papier, Zeitungen und alte Hefte bringen wir zum Wertstoffhof“, berichtete die achtjährige Marie. „Weil aus altem Papier wird ja wieder neues gemacht.“ „Wir wollen doch unseren Wald erhalten“, ergänzte Erika Haßler.
In der Geschichte von „Hannes und die Müllmonster“ musste dieser immer mittwochs den Müll rausbringen, weil er im Wettstreit mit seinem Bruder immer verlor. Als er einmal die Mülltonne öffnete, entdeckte er ein seltsames Leuchten. Neugierig beugte er sich hinein und fiel schließlich kopfüber in die Tonne. Um ihn herum wurde es immer dunkler und er landete auf einen rieseigen Laubhaufen. Er erkannte eine ziemlich alte Metallkrone, die er behalten wollte, setzte sich die Krone auf und fühlte sich gleich eine bisschen wie ein König. Wieder aus der Tonne folgte einer Spur aus Bananenschalen, Salatblättern und Gemüseresten. Ein widerlicher Gestank lag in der Luft und er traf das „Gemüsemonster Bio“. Später kam er in eine Gegend, in der es keine Farben gab. Es war alles so grau wie altes Zeitungspapier und die Bäume raschelten wie eine Zeitung, die man aufschlägt. Er traf das „Altpapier-Monster“. Endlich kam er auf einem Schrottplatz zum „Müllkönig“, der eigentlich schon lange keiner mehr war, weil seine Krone weg war. Hannes hatte sie aber gefunden. Der „Schrottkönig“ freute sich. „Ich bin wieder ein König, ein echter Müllkönig!“ Doch alles war nur ein Traum. Und dann gewann Hannes als Dank immer beim Wettbewerb um das Müll raus tragen.
Auch in der Nähe der „Braunwiese“ hatte Erika Haßler eine Krone versteckt. Um sie zu finden, mussten erst mal 14 Buchstaben gefunden werden, die in der richtigen Reihenfolge das Versteck verrieten. Eine eifrige und spannende Suche nach den Buchstaben setzte ein. Die siebenjährige Hannah fand den ersten Buchstaben, ein „S“. Nach Beantworten von Fragen aus der Geschichte von „Hannes und die Müllmonster“, konnten die Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht werden. „Stephansplatz 2“. Die achtjährige Marie war am schnellsten und fand die Krone des Müllkönigs.
Nach einer kleinen Brotzeit bastelten dann die 14 Kinder mit Hilfe von Erika Haßler, Bärbel und Joachim Bartok sowie Gabi Hönig und Margot Babl vom Ensdorfer Büchereiteam mit Feuereifer aus Müll und Abfällen mit Hingabe den „Ensdorfer Müllwurm“ aus einem Abluftschlauch, indem sie Papprollen mit bunten Plastiktütenteilen beklebten, Netzsäcke mit Müll, alten Kabelsträngen, Joghurtbechern, Plastikflaschen usw. auflebten, Natürlich durfte ein langer Schwanz nicht fehlen, ebenso ein großes rotes Maul mit riesigen Zähnen und langer Zunge. Anschließend transportierten die Kinder den riesige „Ensdorfer Müllwurm“ gemeinsam zur Raiffeisenbank, die dankenswerterweise den Platz zur Verfügung stellte, und befestigten ihn an einem Baum. „Damit ihn alle gut sehen und bewundern können.“ Alle Kinder verewigten sich mit ihren Namen auf dem „Ensdorfer Müllwurm“. Dazu hängt ein Plakat neben einem „Weltballon“, auf dem zu lesen ist: „Alles wird weggeworfen! Egal was! Alle möglichen Maschinen, Arzneimittel, Farben. Einfach alles!!! Und diese Gifte machen die Erde krank. Die Gesundheit der Erde ist die Grundlage für unsere Gesundheit. Wenn die Erde krank ist, werden auch wir krank!“
„Müll ist alltäglich gegenwärtig. Ich will Kinder sensibilisieren für Mülltrennung und Müllverwertung. Noch wichtiger ist, von Haus auf nicht soviel Müll zu produzieren“, erklärte Erika Haßler auf Nachfrage der MZ. „Jeder Bundesbürger – vom Baby bis zum Senior - produziert jährlich 617 Kilogramm Müll. Da sollte man schon beim Einkaufen darauf achten, dass man nicht alles verpackt einkauft und die Verpackung dann wieder wegwirft. Das ist der Kern des Themas. Auch: Aus alten Sachen kann man interessantes Neues herstellen, was nur mit etwas Arbeit verbunden ist. Der weitere Grundgedanke: Müll ist wertvoller Rohstoff. Das wollte ich mit dem Ensdorfer Müllwurm den Kindern aufzeigen.“
Weiter gefragt, erklärt sie: „Die Idee entstand bei einem neuen Projekt im Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern in Theuern. Dort wurde das Thema Müll künstlerisch verarbeitet. In Ensdorf wollte ich den Kindern die Wichtigkeit von Mülltrennung und Müllverwertung näher bringen anhand der Geschichte von ‚Hannes und die Müllmonster’ von Henriette Kröger. Die Kinder haben mit sehr viel Fantasie eigene Ideen entwickelt und eigene Müllmonster gebastelt. So sind aus den Ensdorfer ‚Leseratten’ die Ensdorfer ‚Müllzwerge’ geworden.“
Der siebenjährige Ben meinte zum Schluss: „Das Monsterbasteln hat mir sehr gefallen. Vor allem die Zähne und der lange Schwanz.“
Der achtjährigen Marie fand den Nachmittag auch toll und versprach: „Nach den Ferien komme ich wieder in die Pfarr- und Gemeindebücherei und leihe mir Bücher aus.“
Adrian ist sieben und hat mit Marie (8) zusammen ein eigenes Monster gebastelt.