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Ensdorf, Dorf und das Kloster in alten Bildern

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Ensdorf, Dorf und das Kloster in alten Bildern“ stellte der 1965 in Ensdorf geborene Hans Weiß in einer kleineren Zusammenstellung bereits bei der ersten Ensdorfer Klosternacht im vergangen Jahr vor. Die damals große Nachfrage machte die Neuauflage der Präsentation notwendig.

Bevor der Referent loslegen konnte, mussten im Mehrzweckraum des Bildungshauses im Kloster Ensdorf aber erst noch Stühle aufgebaut werden. „Mit so vielen Besuchern hätten wir im Traum nicht gerechnet“, meinte Verwaltungsleiter Jürgen Zach. Am Ende waren es etwa einhundert Ensdorfer und Besucher aus dem Umland, die sich am Freitag für die alten Ansichten, Postkarten und Bilder interessierten. Sogar der ehemalige Provinzial Pater Herbert Bihlmeier war aus München gekommen.

Auf einer großen Leinwand präsentierte Hans Weiß, er wohnt seit 1995 in Rieden,  seine Zusammenstellung von Raritäten und Kuriositäten aus den letzten einhundert Jahren: schwarz-weiße Fotografien, kolorierte Postkarten, Fotos von Ensdorfer Originalen und längst vergessenen Begebenheiten.

Der gebürtige Ensdorfer stellte eine kurze geschichtliche Rückschau auf die Anfänge des Dorfes und des Klosters voran. Neben alten Stichen und Zeichnungen kamen auch die wichtigsten Persönlichkeiten, wie Abt Anselm Desing oder Abt Anselm Meiler,  und deren Bedeutung für die Entwicklung des Kloster(dorfes) zu ihrem Recht.

Dann aber waren es vor allem die älteren Besucher, die zu den ausgewählten Ortsansichten oder Schnappschüssen etwas beizutragen hatten. Der bestens vorbereitete Referent zeigte immer wieder auf, wer sich hinter einem braven Kinderfoto verbarg oder „wer sich fast nicht verändert hat“. Es waren auch die Geschichten hinter den Bildern oder das Wissen um die dargestellten Situationen, die die Rückschau auf das vergangene Leben so interessant machten.

Da waren Häuser zu sehen, die es längst nicht mehr gibt. Da war aber auch u. a. die ehemalige Mädchenschule, jetzt Kindergarten, zu sehen. Die 1924 von den Salesianern erbaute Knabenschule, jetzt Rathaus. Alte Ansichten der Dorfstraße mit dem „Böckler-Haus“, dem „Bruckhierl“ und „Thorhierl“, dem Torbogen noch mit dem weißblauen Tor, das „Kloster-Richterhaus“ (ehemaliges Gasthaus und Metzgerei „Zur Post“, und dem „Schandl“. Viele Ansichten vom Kloster und seinen früheren Gewerbebetrieben, vom großen Brand am 6. Januar 1940 und dem Wiederaufbau, vom Kloster- und Novizenleben früherer Zeiten. Fotos vom alten Bahnhof, von Schulklassen und Kindergartenkindern, von Familienfeiern, von Festen wie der Feuerwehr sowie von Arbeit und Dorfalltag fanden großes Interesse. Immer wieder tauchte da die Frage auf: „Wer is ietz denn des dou vorn links?“ oder „Is des dou hintn mit der weißn Jackn niat da ‚Bleml-Kare’ oder goar da alt ‚Berliner’?“ „Dou schau hie, des is doch der ‚Danise’!“ Dann: „Ui, des is doch di ganz Strell-Familie (Scharl)!“ Für viele war es ganz neu, dass es in Ensdorf einmal einen Jungfrauenbund und einen Burschenverein gegeben hat, dass das Fest der „goldenen Kommunion“ gefeiert wurde. Katastrophen waren der Klosterbrand 1940 und das Hochwasser am 1./2. Juli 1987. Fotos dokumentieren die letzten Bahnfahrten und den Abbau der Bahnstrecke. Aber auch erfreuliche Ereignisse wie z. B. Fahnenweihen der Feuerwehr, Brücken- und Straßenbau.

Unterteilt war der Vortrag in „Frühzeit und Klostergründung“, „Alte Post- und Ansichtskarten“, „Häuser, Straßen und Gebäude“, „Pfarrkirche St. Jakobus und ihre Pfarrer“, „Ehemaliges Benediktiner- jetzt Salesianerkloster“, „Arbeit und Dorfalltag“, „Schulklassen- und Familienbilder“ sowie „Bedeutende Ereignisse“.

Während der Schau, in der Pause und auf dem Nachhauseweg kam das zu tragen, was dem Veranstalter, dem Freundeskreis Kloster Ensdorf e.V., wichtig war: das gemeinsame Gespräch und Erinnern, das Austauschen über längst Vergessenes und die Liebe zur Heimat.

Hans Weiß, mit Hausnamen „Gobl“ wurde 1965 in Ensdorf geboren, und wohnt seit 1995 im benachbarten Rieden. „Aus ‚Spaß an der Freud’, und um Erinnerungen zu wecken, sammle ich seit 15 Jahren alles Ensdorf: Bilder, Fotos, Postkarten, Zeitungsberichte – vor allem auch aus der MZ -, Schriften und Bücher. So habe ich rund 150 Postkarten und alte Ansichten ab etwa dem Jahr 1900 zusammengetragen und etwa 700 Fotos ab 1920. Viele habe ich dankenswerter Weise auch von Privatpersonen aus Ensdorf erhalten“, erzählt er der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Ich bin kein Historiker, sondern will zeigen, wie es früher einmal war. Ich will nicht in Vergessenheit geraten lassen. Das Interesse daran weckte mein Vater, der „Gobl-Hans“, der mir immer wieder alte Geschichten erzählt hat.“

Der Freundeskreis Kloster Ensdorf e.V. wurde im Herbst 2012 gegründet. Ziel des Vereins ist es, die Salesianer Don Boscos im Kloster Ensdorf mit Hilfe möglichst vieler Menschen zu unterstützen, damit sie auch weiterhin ihre Arbeit in den Dienst an den Jugendlichen und der ganzen Region stellen können.

Das Noviziat, ein Gymnasium mit Internat und viele handwerkliche Ausbildungswerkstätten waren in den vergangenen Jahrzehnten Herzstück salesianischer Wertorientierung. Die Zeiten verändern sich und stellen das Kloster vor neue Herausforderungen. Obwohl ein breites Programm an religiösen, ökologischen und musischen Angeboten besteht und von Schulen, Vereinen und Gruppen gut angenommen wird, gibt es Lasten, die dadurch nicht aufgefangen werden können. Den Salesianern geht es wie fast allen Ordensgemeinschaften: sie werden älter, die Aktiven werden weniger und gleichzeitig erleben die Niederlassungen einen in den letzten Jahrzehnten nicht gekannten Renovierungs- und Restaurierungsstau. Notwendige energetische Sanierungen und Renovierungen an der Bausubstanz, Ausbaumaßnahmen und Investitionen zur Verbesserung der Angebotsstruktur kosten Geld.

Der Verein will ein möglichst umfassendes Netzwerk aller knüpfen, die das Kloster Ensdorf erlebt haben bzw. heute erleben und beitragen möchten, dass das Leben junger Menschen gelingt.  Durch unterschiedliche Veranstaltungen will der Freundeskreis Interessierte über Altersgrenzen hinweg verbinden, die Bekanntschaft fördern und den kommunikativen Austausch der Mitglieder intensivieren. Der Freundeskreis unterstützt die Verantwortlichen im Kloster Ensdorf dabei, (benachteiligte) Jugendliche in ihrer Erziehung und Ausbildung zu begleiten und gesellschaftlich nach dem christlichen Menschenbild zu integrieren. Das Angebot für Begegnungen ist hierbei ein wesentliches Gestaltungsmerkmal. Sowohl zeitlich als auch räumlich werden Gelegenheiten geschaffen, die Begegnungen fördern und das Miteinander ermöglichen.