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Energiedatenerfassung in Betrieben

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Nur wenige Themen der letzten Jahre beschäftigten alle gesellschaftlichen Akteure derart wie steigende Energiekosten und die klimaschonende Nutzung von Strom, Wärme und Co. Auch Gewerbe und Industrie sehen sich mittlerweile zunehmend unter Druck, wenn es darum geht, Energiekosten im Betrieb effizient zu senken, um damit letztendlich wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dafür bietet die Zukunftsagentur Plus GmbH Regionalentwicklung Amberg-Sulzbach seit einem Jahr in Kooperation mit der IHK, der Hochschule Amberg-Weiden und auf Wunsch in Zusammenarbeit mit Ingenieur- und Planungsbüros der Region kostenlos das Projekt „Energiedatenerfassung in Betrieben“ an. Eine erste Bilanz der „Energiedatenerfassung in Amberg-Sulzbach“ wurde am Donnerstag im Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN) in Ensdorf gezogen. „Das Projekt ist speziell auf den Mittelstand und kleinere Betriebe abgestimmt“, so Florian Rieder, Geschäftsführer der Zukunftsagentur. „Wir wollen die Sensibilität für diese Problematik erhöhen und vermitteln dazu unser Know-how – kostenlos und branchenübergreifend.“

IHK-Geschäftsleiter Johann Schmalzl betonte, dass die Energiekostenentwicklung für viele Betriebe zu erheblichen Kostensteigerungen geführt habe, welche Auswirkungen auf deren Rentabilität hat – vor allem für energieintensive Sparten wie z. B. Gießereien und Brauereien. Intensiv müssten diese und eigentlich alle Betriebe prüfen, wie sie den Energieverbrauch optimieren, die Energieeffizienz steigern, Versorgungssicherheit schaffen durch Einsatz regionaler Produkte für die Energieversorgung und letztendlich Arbeitsplätze sichern können. „Das Projekt bietet dazu kostenlose und wertvolle Hilfe. Die Fachhochschule hat dafür höchste Kompetenz“, hob er hervor.

Projektleiter Hans-Jürgen Strehl von der Zukunftsagentur erläuterte die Vorgehensweise zur Erhöhung der Energieeffizienz: „Zunächst erfolgt die Energiedatenerfassung vor Ort, der energetische Ist-Zustand, und dessen Bewertung. Probleme werden herausgefiltert, Schwachstellen aufgezeigt. Dabei sind bereits Planungsbüros der Region mit eingeschaltet. In einem Abschlussbericht mit Grobanalyse werden Möglichkeiten zur Kosteneinsparung und Effizienzerhöhung dargestellt. Die Betriebe haben mit diesem Konzept dann etwas in der Hand für Investitionen, Standort- und schließlich auch Arbeitsplatzsicherung. Jeder Unternehmer, der sich mit dem Thema beschäftigt, ist fortschrittlich.“

Das Projekt kommt in den Betrieben gut an und ist eine rundum gelungene Sache. Die Leute werden sensibilisiert, ihnen werden Wege aufgezeigt. Bisher wurden auf Antrag 19 Firmen untersucht, 16 Projekte sind bereits abgeschlossen. Weitere Betriebe sollten sich für diese kostenlose Energiedatenerfassung melden, die versteckten Potentiale und das außergewöhnliche energietechnologische Know-how im Amberg-Sulzbacher Raum nutzen.

„Es handelt sich um eine kostenloseneutrale Beratung“, versicherte Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik an der Hochschule Amberg-Weiden. Das Projekt, dessen Ziel die Effizienzsteigerung durch Energieoptimierung ist, stehe für Gewerbebetriebe aller Art offen. Schon wenig spektakuläre Maßnahmen könnten zur Optimierung der Energieeffizienz beitragen. Dies wiederum habe auch regionale Auswirkungen und trage zum Klimaschutz bei. „Energielöcher gibt es in jedem Betrieb“, so der ausgewiesene Fachmann. Anschließend zeigte er bisher gefunden Schwachstellen und Optimierungsmöglichkeiten in den Bereichen Wärmeerzeugung, elektrische Verbrauchsstruktur, Druckluft (die teuerste Energie), Kälte (Raumklimatisierung/Prozesskühlung und Gebäudedämmung vor.

Das Angebot in Kürze

  • Beratung ist für die Betriebe komplett kostenlos.
  • Zinsverbilligte Darlehen gibt es von der KfW-Bank aus dem Sonderfonds Energieeffizienz mit Schwerpunkt für kleine und mittlere Betriebe.
  • Untersucht wurden bisher 20 Betriebe, 16 Projekte sind bereits abgeschlossen.
  • Die häufigsten energetischen Schwachstellen sind Elektrik allgemein, Wärmeerzeugung, Druckluft, Dämmung und Kälte.
  • Wärmeerzeugung: Schwachstellen durch veraltete Anlagentechnik sowohl bei Wärmeerzeugung als auch bei der Heizungsverteilung (Pumpen und Regelung bis zu 30 Jahre alt). Deutlich überdimensionierte Kessel, meist nur Öl- bzw. Gaskessel im Einsatz. Optimierung durch Erneuerung der bestehenden Anlagetechnik mit einem Einsparpotential bis zu 30 Prozent, Verbrauchsreduzierung durch Abwärmenutzung, Einsatz von erneuerbaren Energien bzw. Kraft-Wärme-Kopplung sind oft wirtschaftlich durch finanzielle Einsparung, deutlicher Reduktion des CO2-Ausstosses und regionaler Wertschöpfung.
  • Elektrische Energieverbrauchsstruktur: Schwachstellen sind hohe Stromkosten durch kurze Lastspitzen, keine Gebäudeautomation und veraltete Beleuchtungstechnik. Optimierung ist möglich durch Einsatz von Lastmanagement bzw. Maximumwächter zur Vermeidung kurzer Lastspitzen, Einsatz energiesparender und wartungsarmer Beleuchtungssysteme, Präsenzmelder, tageslichtabhängiger Steuerung sowie Verkleinerung der Schaltgruppen.
  • Druckluft: Schwachstellen durch Leckageverluste (vor allem während Betriebsstillstandszeiten, zu hohes Druckniveau, Regelung und keine Abwärmenutzung. Optimierung durch Leckageortung und Behebung, Installation von Absperrventilen, Anpassung des Druckniveaus, optimierte Regelung und dadurch Minimierung des Anteils der Leerlaufstunden. Das Einsparpotential im Bereich Druckluft liegt bei 10 bis 30 Prozent. Einsparung von bis zu 20000 Euro mit gering investiven Maßnahmen in einzelnen Betrieben möglich.
  • Kälte (Raumklimatisierung/Prozesskühlung): Schwachstellen sind Kompressionskältemaschinen, veraltete Anlagentechnik mit geringem Wirkungsgrad, kein Einsatz von Freikühlern oder Kühltürmen zur Entlastung der Kältemaschinen während der kalten Jahreszeit, oft gewachsene Struktur (verschiedene Temperaturniveaus, schlechte Verteilung, viele dezentrale Anlagen, keine Abwärmenutzung. Optimierung ist möglich durch Erneuerung der Anlagen durch modernste Technik, Einsatz von Kühltürmen und Freikühlern, Optimierung der Temperaturniveaus.
  • Gebäudehülle: Vor allem im Bereich der Bürogebäude bzw. im Gastgewerbe sind Wärmedämmmaßnahmen sinnvoll. Schwachstellen stellen vor allem eine alte Gebäudesubstanz, alte undichte Fenster mit teilweise Einscheibenverglasung und nicht vorhandene Dämmung dar. Optimierung kann durch Austausch der Fenster, Außenwanddämmung, Dachdämmung bzw. Dämmung der obersten Geschoßdecke erreicht werden. Das Einsparpotential liegt hier bei bis zu 40 Prozent.
  • Das Projekt bietet eine umfassende Beurteilung und Dokumentation des energetischen Ist-Zustandes für die Entscheidung des Betriebes, zeigt Schwachstellen und maßgeschneiderte Effizienzverbesserungen auf, bietet die Basis für eine umfassende und detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, gewährt für die Betriebe maximale Flexibilität und Planungssicherheit, zeigt wahlweise günstige Energieträger, u .a. für die Nutzung erneuerbare Energien und letztendlich die Erschließung regionaler Wertschöpfungsketten.