Don Bosco Volunteers
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Die zumeist jungen „Don Bosco Volunteers“ arbeiten ein Jahr in weltweiten Jugend- und Sozialprojekten mit. Sie helfen z. B. Schülern in Buenos Aires und München bei den Hausaufgaben, organisieren Ferienfreizeiten für Kinder in Köln und im ländlichen Sambia und schenken das, was hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft fehlt: Zeit.
In einem Freiwilligendienst sammeln die jungen Menschen nicht nur wichtige Erfahrungen, die ihnen im späteren persönlichen und beruflichen Leben weiterhelfen, sondern etablieren den Gedanken ehrenamtlicher Mitarbeit oft für ihr gesamtes späteres Leben.
Dabei sei der Einsatz von FSJ-lern (Freiwilliges Soziales Jahr) und Weltwärts-Freiwilligen kein Rezept, um Geld zu sparen, erklärt Salesianerpater Stefan Stöhr, der für die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos die Programme verantwortet: „Freiwillige leisten einen immensen Dienst an der Gesellschaft. Aber sie brauchen klare Aufgaben und Erfolge, um ihr Potenzial zu entfalten, und vor allem Dank und Wertschätzung. Das alles benötigt Zeit, Geld und hauptamtlicheMitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als Mentoren fungieren."
Stöhr betont, dass die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos sich bewusst entschlossen hat, Freiwilligendienste im Bereich der Jugendpastoral anzusiedeln. „Für junge, gut ausgebildete Menschen hat sich der Begriff der Generation Praktikum etabliert - hart und umsonst arbeiten, ohne Perspektive und Wertschätzung - genau das wollen wir mit unserem Freiwilligendienst nicht!" Viele junge Menschen seien nach ihrem Schulabschluss auf der Suche nach etwas Sinnvollem für ihr Leben. "Sie wollen für sich selbst eine Orientierung finden", so Stöhr. Ein Freiwilligendienst gebe den gesetzlichen Rahmen, um ihnen ein Jahr einen Einblick in einen sozialen Arbeitsbereich zu ermöglichen.
Auslandsfreiwillige durchlaufen mehrere Seminare zur Vorbereitung, die Inlandsfreiwilligen hingegen absolvieren während ihres Dienstes Reflektions-und Weiterbildungsseminare, bei denen es auch um die Stärkung eines Wir-Gefühls und Anerkennung für die eigene Leistung geht.
Trotz staatlicher Förderung investiert der Orden der Salesianer Don Boscos jährlich viel Zeit und eigene Geldmittel, um die Freiwilligen zu begleiten. Eine Investition, die sich lohnt, wie Wolfgang Kirchner, Referent für Freiwilligendienste bei „Don Bosco Volunteers" in Bonn bilanziert: „Ein Freiwilligenjahr mit guter Vorbereitung und Begleitung festigt oftmals eine bestimmte Haltung im Leben, die auf Solidarität, Mitgefühl und Gemeinschaftssinn abzielt und unsere Gesellschaft bereichert". Kirchner betreut seit zehn Jahren Auslandsfreiwillige und trifft einstige Volunteers heute in den unterschiedlichsten Berufsfeldern wieder. Viele seien noch immer sozial engagiert. „Wir haben ehemalige Volunteers, die heute Briefe an Gefangene schreiben, in Flüchtlingseinrichtungen mithelfen oder ihren gesamten Urlaub opfern, um in ihrem alten Auslandsprojekt mitzuarbeiten."
Auch innerhalb der Kirche würden Volunteers mit frischem Wind und neue Ideen Akzente setzen. So etwa Benedikt Kern (25) der sich nach seinem Freiwilligendienst für den Priesterberuf entschied. Doch statt im gemütlichen Münsteraner Priesterseminar zu leben, teilt Kern seine Wohnung mit einem obdachlosen Zuwanderer aus Osteuropa, um Nächstenliebe nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben. Kern: „Nach meinem Jahr an der Elfenbeinküste habe ich mich gefragt: Wie kann in einer globalisierten Welt eine solch massive Ungerechtigkeit herrschen, die eine Mehrheit von Menschen dazu zwingt, in Armut zu leben, während eine Minderheit ihre Privilegien und Profite verteidigt? Eine gerechte Welt Gottes muss anders aussehen. Durch meinen Freiwilligendienst habe ich begriffen, dass ich als Christ politisch sein muss, um mich bewusst als Kritiker eines Unrechtssystems zu positionieren. Das ist für mich Kirche: Sie darf nicht nur Pflaster verteilen, sondern muss vor allem Partei ergreifen für die Verlierer/innen einer globalisierten Welt und sich gegen die Verhältnisse auflehnen."
„Don Bosco Volunteers" ist Träger verschiedenster Jugendfreiwilligendienste in der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos und unterstützt das freiwillige Engagement von jungen Menschen, die sich im Rahmen eines Freiwilligendienstes in Projekten der Salesianer Don Boscos im In-und Ausland für Kinder und Jugendliche engagieren möchten.
42 junge Menschen sind derzeit in Einrichtungen der Salesianer Don Boscos in Deutschland tätig; weitere 50 Jugendliche und junge Erwachsene absolvieren einen Freiwilligendienst in salesianischen Projekten im Ausland.
Das Freiwillige Sozialen Jahr (FSJ), der Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie auch die Auslandsfreiwilligendienste sind gesetzlich geregelt und werden durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und unterstützt.
Weitere Informationen für ein soziales Jahr im In- oder Ausland erhalten interessierte Freiwillige zwischen 18 und 28 Jahren unter www.donboscovolunteers.de.
Bewerbungen für ein FSJ im Inland sind jedes Jahr von März bis Juni möglich; für den BFD kann man sich ganzjährig bewerben. Bewerbungen für ein Auslandsjahr sind bis zum 31.10. eines jeden Jahres möglich.