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Die Sternsinger sind unterwegs

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Traditionsgemäß wurden auch in Ensdorf zum Jahresanfang die Sternsinger ausgesandt, nachdem sie von Pfarrer Pater Hermann Sturm gesegnet worden waren. Gesegnet wurde auch der Weihrauch sowie die Kreiden, mit denen die 16 Ministrantinnen und Ministranten im Alter von neun bis 15 Jahren in vier Gruppen bis zum Dreikönigsfest die berühmten Buchstaben C + M + B an die Haus- beziehungsweise Wohnungstüren schreiben, versehen mit der Jahreszahl 2014. Am 5. Januar klopfen sie noch in Wolfsbach und Hofstetten, und am Dreikönigstag in Thanheim an die Türen.

Irrtümlich werden die drei Buchstaben oft als Zeichen für Caspar, Melchior und Balthasar, die Namen der hl. Drei Könige, interpretiert. Dies ist aber falsch: Der Segensspruch heißt nämlich „Christum Mansionem Benedicat“, zu Deutsch: Christus segne diese Wohnung (dieses Haus).

Würdevoll schritten die Sternsinger in ihren Gewändern und orientalischen Kopfbedeckungen durch die Straßen der Pfarrei, klopften an alle Haus- und Wohnungstüren – selbst im Seniorenheim, der Caritas-Sozialstation und im Kloster - wünschten den Bewohnern für das neue Jahr Gottes Segen, verkündeten in Versen die Weihnachtsbotschaft: „Grüß Gott! Hallo, ihr lieben Leute! Die Sternsinger sind bei euch heute. Als Könige sind wir bekannt und werden Caspar, Melchior und Balthasar genannt“, verkündete Caspar. Melchior ergänzte: „Wir folgen, wie ihr seht, dem Stern und bringen euch von Gott, dem Herrn, den Segen aus der Heil’gen Nacht, der glücklich und lebendig macht.“ Balthasar: „Euch, eurem Haus und euren Lieben sei unser Zeichen nun geschrieben. Es kündet noch das ganze Jahr von Gottes Segen wunderbar.“ Der Sternträger: „Nun seid behütet und gesegnet. Und jedem, der euch hier begegnet, wird Gottes Segen auch zuteil, er bringe Frieden, Licht und Heil.“ Alle sprachen abschließend den Segen „Dass dies so sei in diesem Jahr, das wünscht euch die Dreikönigsschar.“

So machten sie auf den Sinn der Sternsinger-Aktion aufmerksam, baten um Spenden für das Kindermissionswerk. Das Schöne daran: Kinder baten um Spenden, die wieder Kindern in aller Welt zu Gute kommen, denen es nicht so gut geht. 

Der 15-jährige Andreas Riedl ist schon zum sechsten Mal bei der Ensdorfer Sternsingeraktion dabei. „Mir hat es jedes Mal gefallen und ich mache gerne mit“, versichert er. Der zwölfjährige Johannes Schimmelpfennig nimmt zum dritten Mal teil, und der elfjährige Lukas Wellner zum zweiten Mal. Sie berichten gegenüber der MZ auch von „besonderen Ereignissen“ der letzten Jahre: „Einmal hat sich eine Frau ausgesperrt gehabt. Glücklicherweise hatte ihre Nachbarin den Ersatzschlüssel, so dass kein  Schlüsseldienst gerufen werden musste,“  weiß Johannes noch. „Einmal wollte einer auch den Ministrantenausweis sehen, um zu prüfen, ob wir zum Sammeln berechtigt sind“, ergänzt Andreas

Das Leitwort der bundesweit 56. Sternsingeraktion heißt heuer: „Segen bringen, Segen sein! Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit!“ Mit den Spenden werden Krankheiten und Not der Kinder gelindert. Vor allem Flüchtlingskindern wird weltweit geholfen. Malawi ist dieses Jahr das Beispielland der Aktion. In Malawi herrscht zwar kein Krieg, doch viele Flüchtlinge suchen hier Hilfe. Decken, Kleidung und Bildung gilt es auch Flüchtlingskindern aus Syrien und Jordanien, in Kolumbien und Sri Lanka zu bringen. Damit Kinder dort und überall auf der Welt neue Wege finden, zogen die Sternsinger los. Mit dieser positiven Einstellung machten sie  deutlich, dass Kindern überall auf der Welt geholfen werden muss.

Die Aktion Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaraktion, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. Sie wird getragen vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Rund 50000 Kinder aus über 12000 Pfarreien waren im letzten Jahr beim Sternsingen dabei. Ergebnis in der Pfarrei Ensdorf: 4501,25 Euro! Rund 50 Millionen Euro sammelten die Sternsinger in ganz Deutschland für Not leidende Kinder auf der ganzen Welt. Mehr als 800 Millionen Euro wurden seit 1959 von den Sternsingern gesammelt. Über 60000 Projekte und Programme für Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa konnten mit Hilfe der Sternsinger schon unterstützt werden.

Das Sternsingen gehört heute zum Brauchtum um das Fest der Heiligen Drei Könige (Epiphanie). Älteste Quellen für diesen Brauch gibt es aus dem frühen 7. Jahrhundert für Nürnberg. Älter als das Sternsingen ist der Brauch des Räucherns in den Häusern und Ställen in der Nacht vor Dreikönig, einer Rauhnacht. Außerdem wurden die drei Buchstaben C M B und drei Kreuze über die Türschwellen der Häuser gemacht, nach christlichem Verständnis die Anfangsbuchstaben des Segensspruches „Christus mansionem beneficat – Christus segne dieses Haus“.

Der Brauch des Sternsingens war in Deutschland weitgehend ausgestorben. Flüchtlinge aus Schlesien sollen ihn jedoch noch hochgehalten haben. Ende der fünfziger Jahre wurde er mit riesigem Erfolg vom Päpstlichen Missionswerk in Aachen wieder belebt und wird heute in fast allen katholischen Gemeinden Deutschlands meist durch die Ministranten gepflegt. Der Erlös der Sammlung ist jeweils für Kinder in aller Welt bestimmt.