Die Kunst der Komödie
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Knapp 100 Zuschauer füllten den Saal und so konnte zweiter Vorstand Dr. Konrad Lautenschlager zufrieden anmerken, dass nicht nur in den Städten, sondern auch „in der Provinz“ kulturell erfolgreich gegen Hunziker, Gottschalk und Co. angetreten werden kann.
Die achtköpfige Gruppe „Undicht“ aus Regensburg – ebenfalls erst vor einem Jahr - zog dabei alle Register! Mit beachtlicher schauspielerischer Leistung – auch in den Nebenrollen - gelang es dem Ensemble, mit dem durchaus anspruchsvollen, intelligent gemachten Stück die Zuschauer so zu fesseln, dass man im Saal eine Nadel hätte fallen hören können. Bei der mit reichlich tragischen Elementen versehenen Handlung konnte man allerdings nicht unbedingt von einer Komödie im üblichen Sinn sprechen – was den einen oder anderen Zuschauer etwas irritiert haben mag.
Trotzdem war es ein sehr gelungener Abend. Die Zuschauer spendeten viel Applaus. Die Komödie der „etwas anderen Art“ war ein schöner Erfolg für die Theaterszene im unteren Vilstal. Das wurde spätestens dann klar, als noch lange nach der Vorstellung, Akteure, Veranstalter und viel Publikum in angeregtem Gespräch vertieft waren.
Die Handlung hat aber auch für Diskussionsstoff gesorgt: Dottore De Caro der neue Präfekt (überzeugend italienisch und temperamentvoll: Massimo Drago, dem die Rolle des hysterisch-temperamentvollen Präfekten wie auf den Leib geschneidert ist), kommt mit seinem Sekretär (Dimitri Dini) in „Aceto“ an und verscherzt es sich in seiner dünkelhaft – arroganten Art mit der klugen Theaterdirektorin Campese (eiskalt und raffiniert: Erika Heigl). Deren Theater war vor kurzem abgebrannt; trotzdem lehnt De Caro seine Unterstützung durch den Besuch einer Vorstellung ab. Nachdem der Präfekt feststellt, dass die Theaterdirektorin seine Besucherliste ergattert hat, weiß er jetzt nicht, ob die nun folgenden Aufwartungen des frustrierten Amtsarztes (souverän: Wolfgang Fröhlich), der Lehrerin (Susanne Hiller), des Pfarrers (Stefan Stoffl), der Apothekerin (Felicitas Meier) usw. „echt“, oder nur – wie angedroht - durch Schauspieler inszeniert, also fiktiv, sind. Alle haben dem Präfekten etwas Ungeheuerliches zu berichten.
Dabei geht es nun reichlich turbulent und dramatisch zu: Seitensprung, Wahnvorstellungen oder Selbstmord: die Akteure zogen alle Register und der arme de Caro wusste (wie auch so mancher Zuschauer) nicht, ob dieses sich steigernde Chaos nun Theater oder Wirklichkeit ist.
Auch der Schluss bringt konsequenterweise dazu keine Auflösung. Die Zuschauer dankten mit reichlich Applaus.
Der Abend lässt hoffen, dass auch in den nächsten Jahren Aufführungen vom Heimat- und Kulturverein Ensdorf im Theatersaal des Klosters angeboten werden. Entsprechende Signale hat es vom Verein, den Schauspielern und auch von Pater Kastl vom dem Haus der Begegnung, der die Organisatoren tatkräftig unterstützt hat, bereits gegeben.