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Die ersten drei Stationen werden im Frühjahr aufgestellt

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Für den Naturpark Hirschwald ist zur Attraktivitätssteigerung ein rund 70 Kilometer langer Kunstwanderweg, auch Skulpturenweg genannt, vorgesehen. Die beteiligten Gemeinden (Stadt Amberg, Ursensollen, Kastl, Hohenburg, Schmidmühlen, Rieden, Ensdorf und Kümmersbruck) haben dem Konzept zugestimmt und die Standorte für ihre „Kunstwanderstationen“ festgelegt. Die ersten drei sollen noch im Frühjahr in Ensdorf, Rieden und Kastl aufgestellt werden.

Der Kunstwanderweg verbindet die Gemeinden auf bereits bestehenden Wanderwegen. In jeder Gemeinde wird eine Kunstwanderstation geschaffen. Mit dem Projekt beschäftigen sich seit weit über einem Jahr die bekannten Amberger Künstler Hanna Regina Uber und Robert Diem, die in Aschach das „Kunstprojekt“ haben.

„Die Wanderung rund um den Naturpark Hirschwald bietet einen Einblick in die Besonderheiten der Region. An den acht Kunstwanderstationen wird der Besucher auf eine sinnliche Weise angesprochen, der Wanderer taucht ein in eine wunderbar beseelte Welt. Von fantastischen Geschichten aus der Vergangenheit, bis hin zu lebenserhaltenden Zukunftsvisionen. Die Kunstwerke stehen in einem direkten Bezug zum jeweiligen Standort,“ heißt es in der Konzeptbeschreibung. „Eine künstlerische Reflexion über die Natur des Menschen – der Menschen in der Natur. Eine Wanderung für Körper und Seele.“

Die jeweilige Kunstwanderstation soll zu Pausen einladen, dient aber auch der Information. Das Konzept basiert auf drei Ebenen: Eine einheitliche Sitzspirale, die so genannte „Jura-Schnecke“ dient als Identifikationsmerkmal des Naturpark Hirschwald und als verbindendes Element der Naturparkgemeinden. Daneben eine Informationsstele und ein unikates Kunstwerk, das die Besonderheit des jeweiligen Standortes thematisch aufgreift. Die Infostele bietet auf Metalltafeln Wissenswertes zum Naturpark Hirschwald, eine Erklärung des Kunstwerkes und Informationen zum Standort und der entsprechenden Gemeinde.

„Noch nie gab es in unserer Region ein solch großes zusammenhängendes Projekt, das acht Gemeinden verbindet“, hebt Künstlerin Hanna Regina Uber hervor. „Im Fokus des Skulpturenweges steht die Wechselwirkung Mensch – Natur, die großen Fragen des Lebens durch einen philosophischen Blick betrachtet“, erläutert sie. „Ein spannendes Thema, das anhand der regionalen Besonderheiten beleuchtet wird,“ erläutert sie. Dabei widmen sich manche Kunstwerke der „Wahrnehmung der Natur und der Wertschätzung“ wie in Rieden (Goasbock), andere thematisieren den „Eingriff des Menschen in die Natur und deren Auswirkungen“ wie in Ensdorf. In Kastl beleuchtet das Kunstwerk „den Mensch als Teil der Natur, von ihr geprägt und den natürlichen Kräften ausgesetzt“.

Die Kunstwanderstation Ensdorf wird direkt am Vilstal-Rad-Wanderweg und dem Fünf-Flüsse-Radweg an der Vils errichtet (am Platz der früheren Bund-Naturschutz-Hütte). Das Kunstwerk dafür ist bereits fertig. Darüber freut sich besonders Bürgermeister Markus Dollacker, zugleich Vorsitzender des Naturpark Hirschwald e.V. Ganz begeistert ließ er es sich von den Künstlern Hanna Regina Uber und Robert Diem erläutern. „Durch zukunftsorientiertes Denken und Handeln die Beschöpfung bewahren“ ist das Thema. „Es steht für die Erhaltung der Schöpfung durch die Nutzung erneuerbarer Energien und schafft damit Verbindung zum Kloster der Salesianer mit Umweltstation, Umwelt-Musikwerkstatt und Haus der Begegnung sowie dem Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN), wo in einer Vielzahl von Aktivitäten das Bewusstsein für die Schöpfung und deren Erhalt geschärft und der behutsame und verantwortungsbewusste Umgang mit den Ressourcen geschult wird“, so die Künstlerin. „Im Zentrum steht der Keim des Lebens, der Schöpfungsfunke für den Anfang des Lebens. Die Bronzeskulptur zeigt frühe Entwicklungsstadien des Lebens, verletzlich und kraftvoll zugleich.“ Dabei ist der Keim mit Blattgold und -platin belegt und farblich akzentuiert. Quasi schützend flankieren vier Flügel aus Edelstahl, ausgerichtet nach den vier Himmelsrichtungen, den Keim des Lebens. Jeder steht für eines der Elemente Sonne, Erde, Luft und Wasser und eine Form der Energiegewinnung: Wasser, Biomasse, Wind und Sonne. Die Energie wird symbolisiert durch die Bewegung kleiner rotierender Metallblättchen, welche Sonne, Wind, Blatt und Tropfen darstellen, und mit Blattgold und Blattplatin belegt sind. „Ein durch die Reflektion im Sonnenlicht und durch die Luftströmung entfachte Bewegung attraktives Windspiel. Spirituelle Energie wird zu materieller Energie“, erläutert Künstlerin Hanna Regina Uber. Und Naturpark-Hirschwald-Vorsitzender Bürgermeister Markus Dollacker stimmt fasziniert zu. „Die Formfindung der vier unterschiedlichen und doch zueinander passenden Flügel dauerte und die Entwicklung der mobilen Elemente nahm ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Für jedes bewegliche Teil musste ein Glaslager gebaut und eingepasst werden“, erklärt die Künstlerin die zeitraubenden Arbeiten der „Mittelbayerischen Zeitung“. Das Kunstwerk wird auf einer drei Meter hohen Stele montiert. Die Aufstellung und Einweihung der Kunstwanderstation Ensdorf mit Sitzspirale ist noch für Mai angedacht.

„Im heimatlichen Gedächtnis und in geschichtlichen Hintergründen ist die Ziege oder der Ziegenbock für Rieden ein stehender Begriff, trieben doch einst die Hirten aus Rieden Ziegen entlang der Vils durch den Hirschwald“, heißt es in der Projektbeschreibung. So stand schnell fest, dass nur ein „Goasbock“ als Motiv für die Marktgemeinde Rieden in Frage kam. Im Januar wurde also für die  Kunstwanderstation Rieden ein etwas überlebensgroßer Ziegenbock von der Berliner Gastkünstlerin Cecile Wolfram in Aschach in Bronze gegossen. Die Einzelteile wurden dann zusammengeschweißt, werden nun überarbeitet und dann patiniert. „Auch diese Phase in der Umsetzung bietet die Möglichkeit, schöne Details herauszuarbeiten, um den Charakter der Skulptur zu unterstreichen“, erläutert Künstler Robert Diem der MZ und Naturpark-Hirschwald-Vorsitzendem Markus Dollacker. „Zudem haben wir Marion Mack aus Amberg in Zusammenarbeit mit Max Jacquard aus London für eine Zusammenarbeit begeistern können.“ 

Kaiser Ludwig der Bayer weilte mit seiner Familie 1319 in Kastl, wo seine Tochter, Prinzessin Anna, als kleines Kind starb. Ihre Leiche wurde mumifiziert und blieb in Kastl. Dieses historische Ereignis bildet die thematische Grundlage der Kunstwanderstation Kastl. „So wie das Schicksal der Prinzessin vor vielen Jahren, so stellt sich nach wie vor die Frage: Gibt es ein vorherbestimmtes Schicksal, besteht eine größere Gerechtigkeit deren Zusammenhänge wir nicht kennen, einen göttlichen Plan, den wir nicht einsehen können? Diesen Fragen spürt das Kunstwerk für die Kunstwanderstation nach“, erläutert Künstlerin Hanna Regina Uber. „Wir mussten den Entwurf allerdings umgestalten und der Form des tonnenschweren Steinkolosses aus Jurakalkstein anpassen. Wir entschieden uns für ein geschlossenes Fries mit einer Nische in der Mitte, statt drei voneinander getrennten Nischen. Die mittlere Plastik des Gastkünstlers Michael Pickel aus Kastl ist freistehend. Sämtliche übrigen Elemente werden reliefartig in das Fries eingelassen. Somit können mehr gestalterische Elemente zur Veranschaulichung der Geschichte eingefügt werden“, berichten die Künstler.

„Da wir jeden Arbeitsschritt vom Entwurf bis zum Aufstellen des Kunstwerks selber machen, ist es uns möglich, in jeder Arbeitsphase das Kunstwerk zu optimieren, Chancen wahrnehmen und weiterentwickeln. Die Skizze oder der Entwurf ist nur eine Ahnung. Das eigentliche Kunstwerk entsteht bei der Umsetzung und der Auseinandersetzung mit den Materialien“, so Hanna Regina Uber und Robert Diem.

Die Kunstwanderstationen Ensdorf, Rieden und Kastl sollen noch im Frühjahr aufgestellt werden, später im Jahr wohl noch Ursensollen und Kümmersbruck (Köfering), nächstes Jahr folgen dann Amberg, Schmidmühlen und Hohenburg.