Die Ensdorfer Asamkirche ist etwas ganz Besonderes
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Als Multiplikatoren sieht Pfarrer Hermann Sturm die Zuhörer, denn nicht die Kirche oder die Pfarrei werden die Kirche sanieren, sondern wir alle“. Kirchenpfleger Hans Fink bezeichnete die Restaurierung und Sanierung des Gotteshauses als eine „Riesenaufgabe“. „Damit die Kirche bis zum 300-jährigen Weihejubiläum im Jahr 2017 in neuem Glanz erstrahlt, wollen wir noch heuer beginnen.“
„Da es Ziel einer jeden Restaurierung ist, möglichst viel vom Originalzustand für die folgenden Generationen zu bewahren, sind genaue Voruntersuchungen nötig. Im Falle der großangelegten Innensanierung der Pfarrkirche Ensdorf laufen diese seit 2011. An dieser sind verschiedene Personen aus den entsprechenden Fachrichtungen beteiligt“, erklärte Architektin Carola Setz. (MZ berichtete bereits ausführlich)
Eine der grundlegenden Arbeiten stellte die Archivrecherche durch Prof. Peter Morsbach dar, der die Archivalien durchforstete und dabei die überlieferten Schriftstücke, Pläne und Fotos zusammenfasste. Auf diese Weise war es im Vorfeld möglich, eine Vorstellung von der Grundkonzeption und den Veränderungen durch die Jahrhunderte hindurch zu gewinnen. Gerade die Maßnahmen früherer Restaurierungen sind für die Restauratoren von großer Wichtigkeit.
Von ähnlicher, essentieller Relevanz zu Beginn einer Sanierung eines historischen Objekts, stellen das verformungsgerechte Aufmaß sowie die professionelle fotografische Dokumentation des Ist-Zustandes dar. Ersteres übernahm Frau Martina Engelhardt aus Hirschbach, die auf der Basis der Laservermessung genaue Pläne des gesamten Kircheninnenraumes erstellte. Herr Uwe Moosburger von altro-foto Regensburg fertige die Fotos an, die mit dem Aufmaß verknüpft wurde. Das Ganze diente als Grundlage für die Schadenskartierung der Restauratoren, und damit Erstellung der Kostenberechnungen der einzelnen Fachbereiche. Die creme de la creme der Fachleute für Restaurierungen wurden eingesetzt. Die Gesamtkosten wurden unter Einbeziehung aller Fachbereiche bis Ende 2012 ermittelt und mit 3,1 Millionen Euro festgesetzt.
In Detailaufnahmen zeigte Carola Setz die zahlreichen, teils schwerwiegenden Risse und Farbablösungen an den Deckenfresken, Aber nicht nur Schäden, sondern auch positive Details seinen durch Untersuchungen ans Tageslicht gekommen. „So arrangierte Cosmas Damian Asam den Strahlenkranz der Madonna im Kuppelfresko aus lauter kleinen Edelweißblüten. Ein Detail, das mit bloßem Auge von unten niemals erkennbar wäre“, informierte die Architektin. Bei der Befundung des Holzpodestes am Fuße des Hochaltars wurde entdeckt, dass es verschiebbar ist. Die daraufhin vorgenommene Entfernung offenbarte die bauzeitlich originale Natursteinstufenanlage. „Es ist nicht nur die barocke Raumschale in der Ensdorfer Jakobuskirche erhalten, sondern auch der bauzeitliche Boden, über den schon Asam und seine Zeitgenossen liefen.“ Glücklicherweise, so die Architektin, seien von früheren Renovierungen im Turm noch einige der Bodenplatten gelagert, die nun für die Restaurierung verwendet werden können.
Wie wichtig all diese Maßnahmen der Voruntersuchungen sind, zeigt das Bildbeispiel des Deckenfreskos mit dem hl. Jakobus in der Schlacht gegen die Mauren. Vom Betrachterstandpunkt aus gesehen scheint sich das Fresko in gutem Zustand zu befinden. Detailaufnahmen allerdings offenbaren die zahlreichen, teils schwerwiegenden Risse und die Farbablösungen. Des Weiteren stellte Restaurator Sven Oehmig am Chorfresko enorme Schäden durch ehemals durch das Dach eingedrungenes Wasser fest. Auch die verrosteten und teilweise weggesprengten Windeisen der Fenster konnten erst durch das Befundgerüst entdeckt werden. Am Beispiel des Schutzengelbildes, vermutlich von Georg Asam (Vater von Cosmas Damian Asam), wurde eine sorgsame Schadenskartierung angefertigt, die unzählige Schäden und Übermalungen kenntlich macht.
„Neben der Feststellung der Schäden, wurden auch Reinigungsbeispiele und Risskittungen, wie an einem der Seitenaltäre, vorgenommen, die auf beeindruckende Weise erahnen lassen, wie strahlend und unversehrt das Innere der Ensdorfer Pfarrkirche ehemals war und nach der Restauration 2017 abermals erscheinen wird“, berichtete Architektin Carola Setz weiter..
Doch bis zu diesem Zeitpunkt muss ein weiteres, massives Problem beseitigt werden: Der Schädlingsbefall durch Anobien bei allen Holzobjekten. Stichprobenuntersuchungen brachten die Erkenntnis, dass sogar die tragenden Teile der Seitenaltäre betroffen sind, was auf längere Sicht zum Einsturz führen könnte. Im Spätsommer dieses Jahres soll allerdings eine Begasung Abhilfe schaffen.
Im Zuge der Innensanierung werden auch Elektroinstallationen, Beleuchtungs- und Lautsprecheranlagen erneuert bzw. optimiert. Das neue Beleuchtungskonzept besticht durch eine bedeutend höhere Lebensdauer sowie niedrigen Energiebedarf der LED-Leuchtmittel. Unter den Sitzbänken werden eine induktive Höranlage, umgangssprachlich Gehörlosenschleife, sowie eine Temperierung des Sitzbankbereiches integriert werden.
Zur Abrundung dieser umfassenden Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahme ist auch eine Altarraumgestaltung vorgesehen. Im Zuge derer soll nicht nur ein neuer Volksaltar, ein neuer Ambo und neue Sedilien, sondern auch ein Sockel für den mittelalterlichen Taufstein geschaffen werden. Um den geeignetsten und würdigsten Entwurf zu finden, entschloss man sich zu einem Künstlerwettbewerb. Ein jeder der Teilnehmer erhielt neben der genauen Beschreibung der Wettbewerbsaufgabe auch eine Einsatz-Platte, die in ein Modell des Kircheninnenraumes im Maßstab 1:25 gelegt werden kann. Auf ihr werden die Entwürfe dargestellt und präsentiert werden. Eine Jury wird im Juli diese Entwürfe diskutieren und den Sieger küren. „Die Ensdorfer Pfarrkirche St. Jakobus soll durch die Innensanierung und Altarraumgestaltung mit ihren alten Schätzen mit in die heutige Zeit genommen werden!“ betonte Architektin Setz abschließend.
Martin Sollfrank von der Kirchenverwaltung erläuterte Geschichte, Vorschriften, Symbolik und Funktion eines christlichen Altars. „Wenn wir nun die Innenrenovierung unserer Pfarrkirche durchführen, so müssen wir auch den heute geltenden liturgischen Bestimmungen für den Altarraum Rechnung tragen und dafür sorgen, dass die Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf einen würdigen, mit dem Boden der Kirche verbundenen Altar erhält, der dann auch vom Bischof geweiht werden kann. Der Begriff Altarraum umfasst aber nicht nur den Altar selbst, sondern auch den Ambo, den Priestersitz, die Sitzgelegenheiten für Konzelebranten und Ministranten, den Platz für die Osterkerze, en Kreuzstab und die Kredenz. Dies alles soll harmonisch in unsere Barockkirche eingefügt werden, so dass ein stimmiges Bild entsteht und die Gegebenheiten des vorhandenen Kirchenraumes sowie die liturgischen Vorgaben weitestgehend berücksichtig werden, erklärte er. „Ich hoffe, dass alle Verständnis haben für die notwendige Altarraum-Neuordnung und sich nicht dem Neuen von vornherein verschließen, sondern aufgeschlossen einer zukünftigen zeitgemäßen Altarraumgestaltung entgegensehen.“