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Das andere Adventssingen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Es war nicht der Ort, der dieses Advents-Konzert so anders machte, sondern das Thema, das anders angegangen und musikalisch interpretiert wurde. Die Verkündigung hieß dann „Hey, schon gehört?“, die Erwartung „Mann, das dauert!“, die modernen Kommunikationsmethoden kamen in der Herbergssuche zu Wort („Annahme verweigert“).

Einen breiten Raum in den besinnlichen und nachdenklich stimmenden Texten nahm der Friede ein. Zwischen der Begrüßung durch Monika Anglhuber und dem letzten Thema „Heruntergekommen“ lagen aber dann viele schöne, einfühlsame und mitreißende Songs und Lieder. Das Strahlen der Zuhörer in der vollbesetzten Hauskapelle des Klosters Ensdorf machte deutlich, dass sie am Ende echte adventliche Minuten erleben durften.

Die Idee der „anderen Adventssingen“ ist mittlerweile 25 Jahre alt. Träger ist heute der Verein „Musica e Vita“, der 1994 aus demselben Kreis von Engagierten heraus gegründet wurde. Das Ziel der Konzerte ist damals wie heute, mit Neuen Geistlichen Liedern, Gospels und Spirituals die wesentlichen Inhalte der Adventszeit und des bevorstehenden Weihnachtsfestes auf zeitgemäße Art bewusster zu machen. So sind es vorwiegend Neue Geistliche Lieder, die Moderne und an Pop, Rock und Jazz orientierte Kirchenmusik, oder besonders arrangierte internationale Weihnachtlieder.

Für das Ensdorfer Adventssingen am 2. Adventssonntag konnte die Gruppe Canto Vero aus Kallmünz gewonnen werden und ein Ensemble aus Musikern der Gruppe „creazione unisono“ mit Monika Anglhuber (Gesang), Manuel Dams (Gitarre), Stefan Huber (Percussion) und Jürgen Zach (Bass, Gesang).

Die Liedauswahl beider Gruppen war sehr gelungen. Sie reichte von der Kritik an der Rastlosigkeit des Weihnachtsgeschäfts, über die Sehnsucht, das Wesen des Advents zu finden, bis hin zu echtem Bekenntnis, dass es sich vor Weihnachten um tiefreligiöse Glaubensinhalte handelt. Canto Vero füllte mit klaren und bestens eingestellten Stimmen die Hauskapelle. Dynamisch, präsent und ausdrucksstark immer so, wie das Lied es erforderte. Die musikalische Begleitung mit Gitarre, Kontrabass, Klavier und Percussion war die ideale Unterlage für den Chorsound, der im letzten Lied „Denn Du Gott bist groß“ seinen Höhepunkt hatte.

Das Quartett von „creazione unisono“ lebte von der klaren Stimme von Monika Anglhuber, einer transparenten instrumentalen Basis aus Gitarre, Bass und Percussion und den äußerst unterschiedlichen Liedern und Stilen. Weihnachtlieder aus Schweden, Italien und England, teils mit oberpfälzer Text mit deutlicher Sozialkritik.  Unter den ausgefeilten Arrangements, mehrstimmigem Gesang und abwechslungsreichen Rhythmen kam auch der Weihnachts-Rap gut zur Wirkung.

Das gemeinsame Schlusslied „Da berühren sich Himmel und Erde“ sangen dann alle: Canto Vero, creazione unisono und die Zuhörer. Der Wunsch der Zuhörer war auch im Titel eines der Lieder versteckt: die „Zeit ist voller Hoffnung“, dass dieses Adventssingen keine einmalige Sache war. Dies unterstrichen sie mit einem lang anhaltenden Applaus.

Zum Konzept gehört, dass der Spendenerlös einem guten Zweck gespendet wird. Partner ist die Stiftung „Kinder brauchen ein Zuhause“. Das gesammelte Geld kommt den Straßenkinderprojekten der Stiftung zugute.

Canto vero: besteht seit 33 Jahren und ging aus der Kolpingjugendgruppenstunde in Kallmünz hervor. Die etwa 20 Mitglieder singen v.a. kirchliche Feste wie Gottesdienst, Taufen und Hochzeiten. Immer mehr kommen aber Andachtsformen hinzu, die nicht so „normal“ sind, wie etwa kürzlich die Halloween-Andacht auf dem Kallmünzer Friedhof.

Creazione unisono: setzt sich aus wechselnden Musikern zusammen, die ihre Heimat im Kloster Ensdorf haben und sich für verschiedene Veranstaltungen immer wieder neu formieren. Gottesdienste im Dom, bei den Ministrantenwallfahrten nach Rom, für den Katholikentag in Regensburg und andere mehr.

Ziel: „Für die religiöse Musik unserer Zeit“ lautet der Auftrag, den sich Musica e Vita (MeV) gegeben hat. MeV setzt sich dafür ein, dass die Menschen der Jetztzeit ihre musikalische Sprache in und um  die Kirche wiederfinden: Texte, die in verständlicher Sprache die Botschaft des Evangeliums neu erzählen; Melodien, die zum Mitsingen, zur aktiven Teilhabe, einladen; Musik, die unmittelbar emotional berührt.

Der Verein: Der Name Musica e Vita  (MeV) stammt aus dem Italienischen und heißt „Musik und Leben“. Gründer in Deutschland war Jürgen Zach. Die erste größere Aktion war 1990 ein Weihnachtssingen in St. Bonifaz, das die Konzertform „... das andere Singen“ begründete. Seit 1994 ist MeV Deutschland ein eingetragener Verein. Der Vereinssitz ist im Klosterdorf Ensdorf/Oberpfalz. Der Verein hat aktuell rund 120 Mitglieder.