Biblische Weinprobe im Kloster
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Wein, Bibel und Gesang berühren den Menschen ganzheitlich“, betonte Pfarrer Markus Lettner und stieg mit dem Lied „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben …“ in eine Biblische Weinprobe ein. Bevor er im Kellergewölbe des Bildungshauses die Zuhörer mitnahm auf einen Streifzug durch das Alte und Neue Testament, blickte Lettner auf die Geschichte des Weins zurück. Bereits um 1000 vor Christus in Vorder- und Mittelasien schriftlich erwähnt, sei der Weinbau über Ägypten und Kleinasien nach Griechenland gekommen und wurde von den Römern in ganz Europa verbreitet.
Die Bibel, in der Noah als der erste Weingenießer und Winzer gelte, rate ausdrücklich zu stetigem, aber mäßigem Weingenuss: „Wie Lebenswasser ist der Wein dem Menschen, wenn er trinkt mit Maß … zu viel Wein steigert den Zorn des Toren zu seinem Fall; er schwächt die Kraft und schlägt viele Wunden.“ (Sir 1,25 ff.). Auch in den Psalmen finden sich lobende Worte vom „Wein, der das Herz des Menschen erfreut.“ Der Wein habe zum Leben in Israel einfach dazu gehört, erfuhren die Zuhörer. Er wurde als Grundnahrungsmittel mit Brot verzehrt. Aus der Alltagssprache seiner Zeit sage Jesus im Gleichnis „Alter Wein gehört in alte Schläuche, neuer Wein gehört in neue Schläuche“ und betone damit, dass der Bund, der mit ihm als Messias beginne, etwas Frisches, ja etwas Lebendiges und Neues sei. „Trink, trink, Brüderlein trink, lasse die Sorgen zu Haus“ intonierte Pfarrer Markus Lettner am E-Piano, erläuterte, dass schon im Buch Kohelet über den Wein als Mittel zur Überwindung von Traurigkeit berichtet werde. Mit dem Bild der Hochzeit von Kanaan, als Maria auf ihren Sohn vertraute und ihm sagte „Sie haben keinen Wein mehr,“ rundete Lettner seinen Vortrag ab. Schon zu Beginn war den Zuhörern ein Glas Prosecco gereicht worden. Bei der anschließenden Verkostung verschiedener Weine wurde ihnen neben Erläuterungen zu den Weinsorten – „die Hierarchie der Weinsorten in Deutschland ist angelehnt an die kirchliche Hierarchie“ – und der Erkenntnis „Beim Trinken von Wein werden alle Sinne angesprochen“ auch eine Brotzeit aus der Klosterküche gereicht.
Die Teilnehmer meinten einhellig: Der Abend schreit nach einer Wiederholung. Dazu trug neben den fachlichen und flüssigen Genüssen auch das Ambiente im Keller des Klosters bei.