Bibelgespräch in der Fastenzeit
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Im Johannesevangelium begegnet uns die beeindruckende Szene von der Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern und Aposteln vornehmen will, sozusagen das konkrete Programm seiner eigenen Lebensleistung für seine Freunde“. So Pater Alfred Lindner. Petrus protestiert sofort dagegen und wehrt diesen Dienst Jesu spontan ab, bis ihn Jesus mit den Worten motiviert: „Wenn du dir nicht die Füße von mir waschen lässt, hast du keine Gemeinschaft mit mir.“ Der kleine Kreis von Gläubigen aus der Klosterpfarrei Ensdorf und einigen Interessierten aus der Stadt Amberg meditierte diesen Text von der überraschenden Fußwaschung Jesu und brachte zum Ausdruck, dass ein solches Dienen offenbar auch in unserer Zeit sehr unmodern sei, wie das Petrus, der 1. Papst, trefflich und selbstbewusst in seiner Zeit schon vor 2000 Jahren zum Ausdruck gebracht habe.
Der Ensdorfer Bibelkreis bediente sich einer sogenannten Kammermayer-Bibel-Übersetzung, die von sich selber trefflich sagt: „Eine Übersetzung, die unsere heutige Sprache spricht.“ Und bei Bibel-Lesern sehr gut ankommt. Sie ist allen eine gute Ergänzung zur neuen deutschen Einheitsübersetzung, gerade wenn es um die wichtigen Evangelien in der vorösterlichen Zeit geht. Eine Teilnehmerin meinte, dass allein das Wort „Dienen“ in unserem heutigen Zeitgeist schon eine gewisse Hemmschwelle auslöst, weil doch jeder sein eigener Herr und seine eigene Herrin sein will und es große Überwindung koste, wenn jemand wie bei einer Fußwaschung direkt vor jemanden knien soll. Ein Minister sei eigentlich nur dann ein guter Minister, wenn er seinem Anspruch als ein echt für den Staat und unsere Gesellschaft Dienender nachkomme, was das lateinische Wort Minister wörtlich bedeutet.
Reinhold Sippl aus Amberg betonte, dass für ihn dieser österliche Text eine sehr gute Hinführung auf die Gotteserfahrung Jesu und auf unser christliches Gottesbild heute sein sollte und er meinte: „Wenn Jesus die Füße wäscht, dann will er damit sagen, dass sein Gott für jeden Menschen da sein, sein Gott auch mit mir selbst gehen will und er uns als seine Jünger und Jüngerinnen gerade in unseren Enttäuschungen, eigenen Leiden und konkreten Nöten spürbar beistehen und bestärken will für den oft so traurigen Alltag. Der Gott Jesu will uns durch seine Auferstehung von den Toten über Ostern hinaus berechtigte Hoffnung und Ziel auf bessere Zukunft geben. Und das möchte auch ich heute glauben.“
Jürgen Engelmann brachte seine kritische Meinung ein, dass in der Kirchengeschichte leider gerade Päpste einen solchen Dienst nach dem Vorbild Jesu wohl überhaupt nicht verständen hätten. Der derzeitige Papst Franziskus handle für ihn sehr vorbildlich, wenn er sich als Bischof von Rom nicht zu schade sei, jeden Gründonnerstag anstatt in eine schöne barocke Kirche zu gehen, die Fußwaschung in einem Gefängnis vollziehe, und nicht an zwölf Männern wie früher in der Kirche gewohnt, sondern auch an Frauen. Pater Lindner führte dieses gute Beispiel des jetzigen Papstes weiter, wenn er meinte: „Nicht nur an katholischen oder evangelischen, sondern ganz bewusst auch an muslimischen Frauen, was noch vor wenigen Jahren in der katholischen Kirche völlig undenkbar war. Und er betonte weiter, dass sich die Kirche in Deutschland weiter reformieren müsse im Sinne dieser beeindruckenden biblischen Szene von der Fußwaschung Jesu, damit die Kirche auch als Kirche Jesu wieder glaubwürdiger würde. Was auch die Weiterentwicklung der kirchlichen Ämter beträfe, wenn wir die Gleichberechtigung der Geschlechter im gemeinsamen Dienst von Frau und Mann in der Kirche wirklich ernst nehmen wollten.
Ein weiterer Teilnehmer wies vor allem auf die Stelle hin, wo es heißt: „Nun handelt auch danach – und Gott wird euch sogleich segnen“. Im Dienen und der normalen Solidarität untereinander, in der einfachen Nächstenliebe werd dieses Segenswort spürbar.