Bibel-Kreis in der Fastenzeit
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Der Bibel-Kreis war dieses Mal erweitert bis nach Amberg, in ganz ökumenischer Weise. Siegfried Kratzer, der Vorsitzende des evangelischen Bildungswerkes in Amberg und Sulzbach-Rosenberg, meinte, gerade als evangelischer Christ, dass der derzeitige Papst Franziskus in Rom doch für alle christlichen Konfessionen in einer erfreulichen Art und Weise über die Kraft religiöser Befreiung spreche. Wenn Mose die Juden durch das rote Meer geführt und von der Last der Unterdrückung befreit habe, so sollten Christen heute Zeugnis abgeben dafür, dass auch in unserem oft traurigen Alltag eine solche Befreiung von bestimmten Lasten erfolgen könne - deshalb im kommenden Sonntags-Evangelium diese überraschende Begegnung Jesu mit dem strahlend weißen Mose, wie sie die drei Apostel auf dem Berg der Verklärung miterleben durften. Papst Franziskus ermahne zu Recht alle Christen, glaubwürdig zu sein und eben an den Rand unserer Welt zu gehen, um z.B. die Ärmsten gerade vor Lampedusa von ihrem Todes-Schicksal als Flüchtlinge zu befreien. Evangelische Christen würden derzeit sogar zu hoffen wagen, dass dieser Papst dann im Reformationsjahr 2017 der Einladung der Bundeskanzlerin nachkommen werde, genau aus diesem Grunde seinen ersten Deutschlandbesuch zu machen.
Frau Marianne Schirmer von der evangelischen Paulaner-Gemeinde in Amberg betonte, dass in der Bibel immer wieder gerade Situationen auf einem Berg etwas ganz Besonderes zum Ausdruck bringen wollten. Der Berg sei einfach der vorzügliche Ort der Begegnung des Menschen mit der göttlichen Gegenwart, wie es eben die drei Jünger auf dem Berg der Verklärung erlebt hätten.
Der Bibelkreis beschäftigte sich an diesem Abend vor allem auch mit der Frage nach dem rechten Verständnis der Auferstehung von den Toten. Der Evangelist Markus beschreibt die Suche und das Nachdenken über dieses anspruchsvolle Thema und stellt ein Stück Ratlosigkeit selbst in der damaligen Apostelrunde fest, wenn er wörtlich schreibt: „Sie sprachen untereinander darüber, was Jesus wohl mit dieser Auferstehung von den Toten gemeint habe.“ Erst die ganz persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Jesus nach seinem Kreuzestod entfachte dann ein Feuer der Begeisterung bei den ersten Christen, so das sie diese positive Motivation - über jeden Zweifel erhaben - in die konsequente Nachfolge dieses „leuchtenden“ Messias Jesus eintreten ließen. „Für Christen in unseren Tagen bedeute dies“, so Salesianerpater Alfred Lindner vom Kloster Ensdorf, „dass wir uns in ähnlicher Weise für solche Sternstunden der Begeisterung offen halten sollten – und sogar selber dafür ein wenig sorgen könnten, dass wir solche unvergesslichen Erfahrungen und wahrhaft erfrischenden Erlebnisse sogar im Bereich unseres religiösen Lebens erfahren dürften.“ Zum Beispiel bei besonders feierlichen Gottesdiensten oder ganz positiven inter-religiösen
Glaubensdiskussionen. Eine solche Sternstunde wie die Jünger sie offenbar auf dem Berg der Verklärung Jesu intensiv erlebt hätten, würde dann neue Kraft und Power bringen – gerade für den oft so traurigen und gar nicht kurzweiligen Alltag – , weil wir sozusagen die belebende Motivation eines mitreißenden und nicht-alltäglichen Sonntags-Gefühls spüren würden.
Florian, der jüngste in der Runde und derzeit ein paar Tage im „Kloster auf Zeit“, fasste seine Eindrücke kurz folgendermaßen zusammen: „Bis heute war mir diese heutige Bibelstelle schwierig und unverständlich, jetzt aber nach diesem Bibelabend mit der schönen Zahl von zwölf Teilnehmern ist mir dieses Evangelium gegenwärtiger. Und ich bin nun ganz gewillt, mich näher mit ihm auseinander zu setzen“.
Am nächsten Mittwochabend, 19.00 Uhr Kloster Ensdorf, ist eine weitere Gelegenheit, eine ähnliche positive Glaubenserfahrung für sein eigenes Christ-Sein selber zu machen, sei es in katholischer oder evangelischer Tradition. Herzlich willkommen sind also alle, die dafür Interesse bei sich sehen, aus allen Generationen.