Bibel-Gespräch: Weihnachtsgeschichte nach Lukas
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
In dieser biblischen Abendrunde wurde dann von mehreren die ähnliche Meinung ausgesprochen, dass Maria durch diese überraschende Begegnung mit dem himmlischen Engel zunächst sicher sehr erschrocken gewesen sei. Vor allem die Nachricht von ihrer plötzlichen Schwangerschaft stieß sie – wiewohl jeder gut versteht – in ein großes kritisches Nachdenken, wenn sie ganz selbstbewusst, überhaupt nicht naiv den Engel zurück frägt: Wie soll das geschehen, ich bin doch noch nicht verheiratet? Und wie sollte sie dann überhaupt diese ganz besondere Neuigkeit ihrem Verlobten Josef gerade in ihrer tiefen Freundschaft zu ihm glaubwürdig nahebringen? In der Bibel wird dieser menschliche Prozess des Nach-Denkens nicht in seiner ganzen Länge bei Maria erzählt, sondern sozusagen nur zusammenfassend wird darüber berichtet, dass Maria schließlich in ihrem ganz persönlichen Weg der Selbstfindung zu ihrer anspruchsvollen Einstellung der Demut fand, wenn sie irgendwie zu sich selber sagt: Ja, ich glaub, dass dieses mein Kind ein ganz besonderes Kind sein wird, ja sein muss. Und ich hoffe, dass mein mir anverlobter Josef das auch bald glauben kann. Jedenfalls dürfte es äußerst spannend gewesen sein, wie diese Partnerschaft Mariens zu Josef auf eine harte Probe gestellt wurde.
„Im Laufe der ersten Jahrhunderte gab es noch intensive, sehr heiße Auseinandersetzungen unter den Christen, ob Maria wirklich Gottesgebärerin und Gottesmutter sei. Erst das Konzil von Ephesus im Jahre 431 brachte diese religiösen Überlegungen zum Abschluss, als es das eindeutige Dogma von der Gottesmutterschaft Mariens feststellte. Dies hatte einfach mit dem eigentlichen Bekenntnis im christlichen Glauben zu tun, dass nämlich Jesus selber Gott sei – und nicht nur ein ganz besonderer Mensch mit einer fast übermenschlichen Leistung in seinem Leben“, informierte Pater Alfred Lindner.
Evangelische Christen aus Amberg sagten dazu in ehrlicher ökumenischer Gesinnung ihre Meinung.Die Zeit reichte an diesem Abend leider nicht aus, dieser sehr bereichernden geistlichen Fragestellung inRuhe nachzugehen. So gingen wahrscheinlich am Ende dieses vier ten und letzten Bibel-Abends im Advent einige eher betroffen nach Hause – und hatten auf ihre eigenen weihnachtlichen Fragen nach übereineinhalb Stunden immer noch keine einigermaßen treffliche Antwort bekommen.
Die ganze Runde aber ging doch mit einem guten Gefühl nach Hause, dass sie wohl auf der richtigen Spur sind, wenn sie an das große Fest denken, weil sie durchaus einen wenigstens kleinen Hinweis mitbekommen haben, wie sie sich alle wieder ein wenig neu von diesem christlichen Geburtsfest des Jesus-Kindes in Bethlehem treffen lassen sollen. Dazu trug besonders ein kurzer Ausschnitt des bekannten Jesus-Films des berühmten italienischen Regisseurs Zefirelli bei, wo so einfühlsam gezeigt wird, wie Maria damals vor 2000 Jahren ganz konkret und live die Geburt ihres göttlichen Kindes erlebt hat, nachdem sogar namenlose Hirten in ihren Stall kamen und ihr Gott sei Dank bestätigten, was ein Fremder ihnen auf offenem Feld ganz freundlich gesagt hat: Heute ist hier unter euch wirklich der Heiland, der Messias geboren.
Pater Alfred Lindner wies noch darauf hin, dass jeder ganz aufmerksam über die kommenden Tage über Weihnachten bis zum Jahreswechsel das aktuelle Fernsehprogramm bewusst studieren möge. „Auch in den privaten Fernsehsendern werden durchaus in dieser spirituell dichten Zeit immer wie der sehr anspruchsvolle Sendungen gezeigt, die sich erfreulicherweise sogar mit religiösen Fragestellungen und Einschätzungen befassen. In unserer modernen Medienlandschaft ist dies dann ein schöner Glücksgriff, wenn wir zu unseren weihnachtlichen Gedanken eine schöne besinnliche und meditative Sendung im öffentlichen Fernsehen erleben, ja richtig genießen können. Keiner braucht also Angst zu haben, dass unserer Gesellschaft in Deutschland die Gefahr einer sogenannten Islamisierung droht. Weihnachten ist immer noch der größte Beweis, dass wir in Europa als ein christliches Abendland feiern, wenn auch darauf geachtet werden muss, dass dieser wunderbare Glaube an dieses göttliche Jesuskind bei Maria und Josef auch im katholischen Bayern leider immer mehr versandet. Aber gerade deswegen sind alle Christen aufgerufen, jedes Jahr gegen solche religiöse Gleichgültigkeit etwas Angemessenes zu unternehmen, etwa in einem Bibel-Kreis mitzumachen, über das Fest hinaus, hinein ins neue Jahr.“