Bibel-Gespräch: Gaudete-Sonntag
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Vor allem die unterschiedliche Lebensweise von Johannes dem Täufer und Jesus selber kam ins heiße Zentrum des biblischen Dialogs miteinander. Am Anfang trat sogar zusätzlich der Evangelist Markus ganz live mit seiner provokativen Frage vor die anwesende Runde: Glaubt ihr denn auch noch im 21. Jahrhundert an diesen gekreuzigten und auferstandenen Jesus? Ist es auch für euch – wie ich hoffe - eine wahrlich frohe Botschaft wie für mich und manche andere, die ich noch als Augenzeugen dieses historischen Jesus kennengelernt habe und die richtig begeistert von seiner Predigt und seinen staunenswerten Wundern waren?
David Breitkopf aus Ensdorf gab zu verstehen, dass der Prophet Johannes der Täufer zunächst zur Umkehr aufrufe und dann erst das Heil verspreche, während Jesus mit seiner Predigt fast den umgekehrten Weg gehe: allen wird grundsätzlich das Heil versprochen, damit sie dann mit dieser gewinnenden Motivation den rechten Weg gehen. Und kritisch fragte er nach, warum denn dieser Johannes diesem Jesus nicht einfach gefolgt sei, nachdem er ihn doch selber als größten aller Menschen gelobt und sogar als „Lamm Gottes“ gepriesen hätte.
Salesianerpater Alfred Lindner führte diese religiöse Erfahrung weiter, indem er darauf hinwies, dass dieser Johannes trotz seiner selbst gewählten Aufgabe als Bote für diesen Jesus im Gefängnis unsicher wurde und ihn deshalb fragen ließ: Bist du wirklich der Messias, der da kommen soll? Und Jesus antwortete ihm ganz deutlich: „ Ja, ich bin es. Selig, wer sich an mir nicht ärgert.“ Pater Josef Wenzl, Vikar im Kloster Ensdorf, gab zu bedenken, welche Sehnsüchte denn die Menschen heute eigentlich zeigen würden. Wenn nämlich jemand satt und zufrieden ist, weil er z.B. in normalem Wohlstand lebt und sogar einigermaßen gesund ist, der wird nur ganz gering Interesse daran spüren, über den Sinn seines Lebens nachzudenken. Aber das wäre nicht der schlechteste Beitrag für diese laufende Adventszeit als Einstimmung auf das große alljährliche christliche Geburtsfest Jesu, wenn jemand jetzt tatsächlich die Zeit finden würde, sich über manches einfach mal in Ruhe und mit aller Gelassenheit, ja ganz cool ein paar Gedanken zu machen. Dann hätte er schon ein kleines Stück verstanden, was die Botschaft des Evangeliums Jesu von der Menschwerdung Gottes an Weihnachten auch in unserer modernen Zeit noch bedeuten möchte.
Eine herzliche Einladung ergeht zum letzten adventlichen Bibelgespräch am Mittwochabend in den Tagen vor dem 4. Adventssonntag. „Junge Leute unter 50 Jahre“ bekommen dann ein kleines vorweihnachtliches Geschenk aus dem Klosterladen. An diesem letzten Bibel-Abend wird ein kurzer Ausschnitt des berühmten Jesus-Films des Regisseurs Zefirelli gezeigt - und ein tiefsinniger christlicher Rap-Song eingespielt werden. In lebendigen Bildern – die heutige Welt ist eben an Fernsehen und Kino gewöhnt – wird dann versucht, gerade in einem passenden Video-Film-Ausschnitt die motivierende Botschaft des Nazareners Jesus in unsere heutige Zeit konkret und lebendig zu übersetzen. „Der Evangelist Markus mit seinem kürzesten Evangelium in der gesamten Bibel und mit seinen spirituellen Zumutungen aus der so überraschenden Lebensgeschichte des irdischen Jesus kann uns da glaubwürdig und stimmig weiterhelfen, wenn z.B. der römische atheistische Hauptmann unter dem Kreuz persönlich offen bekennt: Ja, dieser Jesus am Kreuz in seiner unglaublichen Qual. Er ist wirklich der Sohn Gottes.