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Betreuungsgruppe „Sonnenstunde“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Um die vorhandenen Fähigkeiten mit Gedächtnistraining, Spielen, Tänzen, Gymnastik und Basteln zu fördern hat die Caritas-Sozialstation Ensdorf für dement erkrankte Menschen die Betreuungsgruppe „Sonnenstunde“ ins Leben gerufen.

Unter der Leitung der gerontopsychiatrischen Fachkraft Anita Dobler werden künftig jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr im Pfarrsaal die Gruppentreffen stattfinden. Dabei wird bei jedem Patienten darauf geachtet werden, dass niemand unter- oder überfordert wird. Bei einem ersten Treffen am vergangenen Dienstag waren auch die Angehörigen mit dabei. Erläutert wurden organisatorische Fragen, Fragen und Wünsche beantwortet und Anregungen entgegen genommen.

Die „große Runde“ begrüßte zunächst in Anwesenheit von Pfarrer Pater Hermann Sturm, dem Vorsitzenden der Sozialstation Ensdorf e.V., Pflegedienstleiterin  Christel Knorr und Bürgermeister Markus Dollacker sowie Vertretern des Klosters Caritas-Geschäftsführer Günter Koller. Er betonte, dass die Betreuungsgruppe „Sonnenstunde“ die Demenz-Angehörigen entlasten werde. „Ein wichtiger Aspekt und eine große Aufgabe“.   

Hildegard Kohl, Lehrerin für Pflegeberufe, erklärte, dass die Betreuungsgruppe für Patienten da sei, die nicht mehr gerne alleine sind. Und berichtete, dass etwa 40 Prozent der pflegenden Angehörigen unter körperlichen und seelischen Beschwerden leiden. Dies resultiere daraus, dass die Angehörigen oft nur schwer „loslassen und deshalb  nicht gerne in „fremde“ Hände geben könnten. Ziel der Betreuungsgruppe sei, die pflegenden Angehörigen zu entlasten und zu beraten. Durch sie sollen die Angehörigen die Möglichkeit bekommen „ohne schlechtes Gewissen“ einige Stunden für sich selbst nehmen zu können, weil sie den Kranken „in guten Händen“ wissen, Durch Beobachtung könnten sie auch neue Umgangs- und Betreuungsformen kennenlernen. „Die Familie erhält so wertvolle Ratschläge für die Bewältigung  der Krankheit in der häuslichen Umgebung“, so Hildegard Kohl.

Zweites Ziel: Die Erkrankten werden in der Betreuungsgruppe professionell durch eine Fachkraft mit der Krankheit vertraute Bezugsperson betreut. Die Betroffenen gewöhnen sich an einen bestimmten Programmablauf. Das kann auch den eventuell späteren Übergang in eine Fremdbetreuung in die Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege oder eine stationäre Einrichtung erleichtern.  Der Wechsel der Umgebung und ein Programm, das sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Betroffenen orientiert, ermöglichen neue Erfahrungen. Und durch angemessene Beschäftigungsmöglichkeiten werden oftmals verloren geglaubte Ressourcen wieder freigesetzt, die Zuhause verloren gehen, da Familien und Angehörige dazu neigen, zu schützen und aus seiner täglichen Verantwortung zu nehmen.

Ein weiteres Ziel der Betreuungsgruppen ist es, Kontakte mit anderen Betroffenen zu erleichtern. Die Kranken können neue soziale Rollen einnehmen, in denen sie sich z.B. als Helfer kompetent fühlen. Sie erfahren durch unbelasteten Kontakt zu anderen Betroffenen eine neue Wertschätzung und Förderung. „Betreuungsgruppen eröffnen aber auch Angehörigen Kontaktmöglichkeiten zu anderen Betroffenen. Hier können sie auch einmal ‚Dampf ablassen’, weil sie Ansprechpartner finden, die sich in einer ähnlichen Situation befinden“, so Kohl.

Nach diesen Ausführungen wurde gleich das alte Lied „Horch, was kommt von draußen rein“ gesungen, dazu die Daumen zu jedem Finger geführt, geklatscht und sich bewegt. „Klatschen ist sehr wichtig! Wir werden in der Gruppe sehr viel klatschen. Es wird aber keiner gezwungen oder etwas zu können. Jeder tut das, was er kann. Der Kontakt untereinander und miteinander, sich gegenseitig helfen ist ebenfalls sehr wichtig“, betonte Hildegard Kohl.

Um zum ausreichenden Trinken zu animieren empfahl Kohl zu Wasser, Kaffe und Tee einige Trinksprüche wie: „Sehr zum Wohle, vom Kopf bis zur Sohle!“ „Prost, dass Gurgel nicht verrost!“ „Wir wollen einen heben, prost, prost, prost!“ „Prost, Prost, Prösterchen, im Bier sind Kalorien! Prost, Prost, Prösterchen, der Schnaps ist Medizin! Prost, Prost, Prösterchen, im Wein ist Sonnenschein! Prost, Prost, Prösterchen, hinein, hinein, hinein!“ Oder: „So heben wir noch. So heben wir noch solange wir noch leben. Und wenn wir nicht mehr leben, dann können wir nicht mehr heben. So heben wir noch, noch leben wir noch solange wir noch leben!“ Und: „Trink, trink Brüderlein trink“ Lasset die Sorgen daheim. Meide den Kummer und meide den Schmerz, dann ist das Leben ein Scherz!“

Betreuungsgruppe „Sonnenstunde“

  • In die Gruppe kann jeder aufgenommen werden, der kommt und Betreuungsleistungen hat oder sie beantragt.
  • Wer Interesse hat, kann sich bei der Caritas-Sozialstation unter Tel. (0 96 24) 92 22 10 anmelden.
  • Die Betreuungsgruppe trifft sich jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr im Pfarrsaal Ensdorf.
  • Ausgebildete Helfer für die Betreuungsgruppe sind die Schwestern Sabina Plawiak, Gabriele Flierl, Rosi Hammer, Kerstin Schmidt, Luzie Tiepola und Beate Knoblauch.
  • Jeder, der will, kann mitmachen.
  • Ein Abholdienst wird angeboten.